Internationale Experten trafen sich in Paderborn

Corvey/Paderborn. Wissenschaftler und Leiter bedeutender karolingischer Kulturstätten und Bibliotheken in Frankreich, Irland, der Schweiz und Deutschland trafen sich am Wochenende im ostwestfälischen Paderborn, um über eine europaweite Vernetzung ihrer einzigartigen, mittelalterlichen Schätze zu diskutieren. Eingeladen hatte das wissenschaftliche Kompetenzteam zur publikumsgerechten Weiterentwicklung des „Welterbes Westwerk Corvey“ unter Leitung von Prof. Dr. Christoph Stiegemann, dem Direktor des Diözesanmuseums Paderborn.

von li. nach re.: Prof. Dr. Christoph Stiegemann und Dr. Christiane Ruhmann, Diözesanmuseum Paderborn; Prof. Dr. Michael Embach, Stadtbibliothek/Stadtarchiv Trier; Dr. Bernard Hulin und Guénole Ridoux, Ancienne Abbaye de Landévennec

von li. nach re.: Prof. Dr. Christoph Stiegemann und Dr. Christiane Ruhmann, Diözesanmuseum Paderborn; Prof. Dr. Michael Embach, Stadtbibliothek/Stadtarchiv Trier; Dr. Bernard Hulin und Guénole Ridoux, Ancienne Abbaye de Landévennec

Mit dabei war Dr. Bernard Hulin, der Direktor der Ancienne Abbaye Landévennec. Die ehemalige Benediktinerabtei in der Bretagne gehört ebenso wie das ehemalige Kloster Corvey an der Weser zu den bedeutendsten Klostergründungen des frühen Mittelalters. Beide Orte bewahren bis heute ein einzigartiges Erbe und nahmen in karolingischer Zeit eine zentrale Rolle ein. Kultur und Wissen dieser für die Entwicklung Europas so entscheidende Epoche, wollen die Partner in Zukunft eng vernetzt für ein breiteres Publikum aufbereiten.

Auch Prof. Dr. Immo Warntjes vom Historischen Institut des Trinity College Dublin – wo mit dem berühmten Book of Kells, ein eimaliges Beispiel insularer Buchkunst bewahrt und präsentiert wird – will sich an dem Vorhaben beteiligen. Unterstützung kommt zudem von Dr. Cornel Dora, dem Leiter der Stiftsbibliothek St. Gallen, zu deren Schätzen der St. Galler Klosterplan gehört, die früheste Darstellung eines Klosterbezirks aus dem Mittelalter. Auf großes Interesse stieß die Initiative des Corvey-Teams auch beim Leiter von Stadtbibliothek und Stadtarchiv Trier, Prof. Dr. Michael Embach. Sein Haus birgt einen außerordentlichen großen und wertvollen Bestand von Schriften aus dem Mittelalter und der Neuzeit, von dem rund 500 Stücke bereits digital zugänglich gemacht wurden.

Ein weiterer Partner im geplanten Netzwerk soll die Gemeinde Mals in Südtirol werden. Dort gibt es in der kleinen, vorromanischen Kirche St. Benedikt hervorragend erhaltene Fresken aus karolingischer Zeit, die Ähnlichkeit mit den Wandmalereien im Corveyer Johannischor aufweisen.
In den kommenden Monaten werden die zukünftigen Partner gemeinsam einen Antrag auf Aufnahme in das EU-Programm „Creative Europe Culture“ erarbeiten. Dabei geht es um eine nachhaltige Kooperation zur Verbreitung kultureller und kreativer Werte, länderübergreifende Zusammenarbeit, internationalen Austausch von Exponaten, Wissenstransfer und innovative Ansätze für die publikumsgerechte Aufbereitung und Präsentation einzigartiger welterbewestwerkcorvey-vr-animation-johannischor-4-720x720Kulturgüter. Bereits beim ersten Treffen wurde über Möglichkeiten digitaler Vernetzung und Kommunikation diskutiert und Präsentationsformen erörterter, bei denen junge Zielgruppen sowie Menschen mit Beeinträchtigungen und Assistenzbedarf im Focus standen. Mit einer Entscheidung über die Aufnahme in das Programm ist ab Mitte 2018 zu rechnen. Die Antragstellung wird organisatorisch und logistisch durch die Bank für Kirche und Caritas, Paderborn, unterstützt.