Fotoalben gesucht

Der LWL plant Forschungsprojekt zu privaten bäuerlichen Familienfotoalben

Westfalen-Lippe . Im Zeitalter der digitalen Fotografie will der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) das kulturelle Erbe „Fotoalbum“ erforschen und sichern. Dazu startet die LWL-Kommission Alltagskulturforschung ein Projekt zu Fotoalben aus dem dörflichen und bäuerlichen Umfeld. Die LWL-Alltagskulturforscherinnen bitten Eigentümer von Familienalben aus dem bäuerlichen Umfeld, ihnen die Alben zu leihen, um sie zu digitalisieren, zu erforschen und für die Nachwelt zu erhalten.

Die LWL-Alltagskulturforscher wollen Fotoalben aus dem dörflichen und bäuerlichen Umfeld sichern, aus einem solchen Album stammt dieses Foto der Familie Arndt, das 1912 in Plettenberg (Märkischer Kreis) entstanden ist. Foto: LWL-Alltagskultur-Archiv

Die LWL-Alltagskulturforscher wollen Fotoalben aus dem dörflichen und bäuerlichen Umfeld sichern, aus einem solchen Album stammt dieses Foto der Familie Arndt, das 1912 in Plettenberg (Märkischer Kreis) entstanden ist.
Foto: LWL-Alltagskultur-Archiv

Wer klebt heute noch Abzüge in ein Fotoalbum, um mit diesem ein Stück Familiengeschichte zu überliefern? Mit der Digitalfotografie ist diese früher weit verbreitete Praxis weitgehend verschwunden. Und doch existieren sie noch in vielen Regalen, Schränken und Kisten: Die oft liebevoll gestalteten, mit kurzen oder längeren Texten teils auch mit Dekorelementen ergänzten Alben, die vom Anwachsen der Familie, vom Hausbau, von gemeinsamer Arbeit und teils auch von Menschen erzählen, die schon Jahrzehnte tot sind.

„Wir planen für die kommenden zwei Jahre ein Forschungsprojekt, in dessen Mittelpunkt bäuerliche Familienfotoalben stehen sollen“, erläutert die Geschäftsführerin der LWL-Kommission Alltagskulturforschung Christiane Cantauw. „Sowohl die Geschichtswissenschaft als auch die Alltagskulturforschung beachten Fotoalben immer mehr als historische Quellen. Sie sind unersetzliche Dokumente von Familiengeschichte und geben uns Forschenden exklusive Einblicke in individuelle Wahrnehmungen und Erinnerungen.“

In den Alben verbindet sich die große Geschichte mit dem privaten Alltag, mit Wünschen und Sehnsüchten, mit dem kleinen Glück und manch einem Unglück. Bisher gibt es kein Archiv, das solche Fotoalben systematisch sichert und sammelt, nicht selten landen sie nach mehreren Generationen auf Flohmärkten oder im Internethandel.

„Zwischen 1900 und etwa 2000 sind Unmengen von Fotoalben entstanden, deren besonderen Wert die Forschung allmählich erkennt. Wir möchten uns besonders den Alben aus dem dörflichen und bäuerlichen Kontext zuwenden. Anders als Fotoalben des städtischen Bürgertums haben sie wissenschaftlich bisher keine Beachtung gefunden. Deshalb möchten wir mit Fotoalben zu diesen Lebensverhältnissen und dem Alltag forschen, der sich in Vielem vom städtischen unterschied“, betont Elisabeth Timm, die Vorsitzende der Kommission.

Das Archiv für Alltagskultur möchte dieses kulturelle Erbe sichern: „Wir leihen uns die Fotoalben für eine gewisse Zeit aus und digitalisieren sie. Außerdem planen wir, mit denjenigen, die die Alben zusammengestellt haben, Interviews zu führen. Das ist natürlich nicht verpflichtend. Wenn uns jemand nur ein Album zukommen lassen möchte, ist das ebenso willkommen“, betont Cantauw.

Wer noch Fragen zu dem Forschungsprojekt hat oder die Alltagskulturforscherinnen mit einem Fotoalbum unterstützen möchte, kann sich telefonisch unter 0251 – 8324404 oder per Mail unter alltagskultur@lwl.org melden.


 

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