Elektrodenkessel und Heißwasserspeicher

FernwärmespeicherBielefeld. Die Stadtwerke Bielefeld investieren weitere 2,7 Millionen Euro in die Fernwärmeversorgung, um der wachsenden Nachfrage nach dieser umweltfreundlichen Heizungsart gerecht zu werden. Am Montag, 7. März wurden auf dem Gelände an der Schildescher Straße zwei zusätzliche Fernwärmespeicher installiert. Am Mittwoch, 9. März folgt ein Elektrodenkessel. Er soll die Fernwärme erzeugenden Anlagen der Stadtwerke Bielefeld ergänzen.

Die neuen Fernwärmespeicher haben ihren Platz in unmittelbarer Nähe der acht bereits vorhandenen Speicher. Die 26 Meter hohen Behälter mit einem Durchmesse von 4,5 Metern können jeweils 380.000 Liter Fernwärmwasser aufnehmen. Bei der Anlieferung in der Nacht zu Sonntag (5. März) musste die Paderborner Firma UTM Universal Transport GmbH, die sich auf Schwertransporte spezialisiert hat, keinen weiten Weg zurücklegen. Das Steinhagener Unternehmen Gronemeyer & Banck hat die neuen Speicher hergestellt.

Auf dem Betriebsgelände der Stadtwerke Bielefeld wurden die Speicher mit Hilfe eines Krans der Firma Franz Bracht aufgebaut. „Wir benötigen die zusätzlichen Speichermöglichkeiten, um das Fernwärmenetz besser steuern zu können, in das ja verschiedene Erzeuger einspeisen – von der MVA in Heepen bis zu unserem Holzkraftwerk“, erläutert Thorsten Melzer, Projektkoordinator im Bereich Fernwärmeerzeugung die Hintergründe des Investitionsvorhabens. „Produzieren wir mehr heißes Fernwärmewasser als die Kunden gerade benötigen, nutzen wir die Speicher als Puffer. Steigt die Nachfrage, können wir mit dem gespeicherten heißen Wasser den Bedarf gut decken.“ Elektrodenkessel hilft Stromnetz zu stabilisieren Gebraucht werden die zusätzlichen Speicher auch wegen der zweiten Neubeschaffung der Stadtwerke Bielefeld: einem 29 Tonnen schweren Elektrodenkessel mit einer Leistung von 20 Megawatt (MW) des norwegischen Herstellers, Parat.

Dieser wird am Mittwoch (9.3.) im Kesselhaus platziert. Ein Elektrodenkessel dient zur Erzeugung von Heißwasser oder Dampf direkt aus elektrischer Energie. Im Inneren des Kessels befinden sich die Elektroden, die aufgrund des ohmschen Widerstandes zwischen Elektroden und Wasser Hitze erzeugen. Die so erzeugte Wärme wird über einen Wärmetauscher ins Fernwärmenetz – oder in die Speicher – eingespeist. „Mit dem neuen Elektrodenkessel können die Stadtwerke Bielefeld das Stromnetz regulieren und Stromspitzen für die Fernwärme sinnvoll nutzen“, sagt Thorsten Melzer. „Es kommt immer wieder vor, dass mehr Wind- und Solarenergie ins Netz eingespeist wird als benötigt. Hierdurch wird das Netz instabil, Stromverbraucher werden dann dringend benötigt. Nutzen wir künftig diesen Überschussstrom für unsere Fernwärmeversorgung, entlasten und stabilisieren wir das Stromnetz und können fossile Brennstoffe einsparen“. Weil der Elektrodenkessel schnell betriebsbereit ist – die Anlage benötigt nur 30 Sekunden zum Hochfahren – erwirtschaften die Stadtwerke Bielefeld noch zusätzliche Einnahmen. Er wird am Strommarkt für sogenannte Sekundärleistungen eingesetzt, wo das Gleichgewicht zwischen Erzeugung und Abnahme untertägig reguliert wird.

 

Ausbau und Verdichtung des Fernwärmenetzes

Der neue Elektroheizer und die zusätzlichen Speicher, die Anfang Mai einsatzbereit sein werden, sind weitere Bausteine des Energiekonzeptes 2020, das unter anderem das Ziel hat, die Fernwärmeversorgung in Bielefeld auszubauen. Vom Startschuss für das Ausbaukonzept im Jahr 2008 bis heute wurden fast 10 Millionen Euro in den Ausbau und die Verdichtung des Fernwärmenetzes investiert. Auch in den nächsten Jahren sind mehr als 700.000 Euro pro Jahr für den Fernwärmeausbau eingeplant. Mit diesen Investitionen sollen jährlich ca. 300 neue Haushalte ans Fernwärmenetz gehen. Aktuell werden bereits mehr als 24.468 Haushalte mit Fernwärme versorgt.

 

Hintergrundinformationen

Der Fernwärmebedarf der Stadt Bielefeld liegt auch an heißen Sommertagen bei einer Leistung von ca. 15 MW. Dieser Bedarf kann durch die Müllverbrennungsanlage, das Holzkraftwerk und die Dornberger Biogasanlage gedeckt werden. Witterungsabhängig steigt etwa Anfang November der Heizbedarf der Bielefelder Fernwärmekunden über die maximalen Leistungen dieser beiden Wärmeerzeuger an, dann fahren die Stadtwerke Bielefeld das Heizkraftwerk zur Fernwärmeversorgung an. Neben den Dampfkesseln, die mit Hilfe umweltfreundlicher Kraft-Wärme-Kopplung Strom und Fernwärme erzeugen und dem Heißwasserkessel im Heizkraftwerk, wird zukünftig der neue Elektrodenkessel die Versorgung unterstützen, wenn eine Leistung von bis zu 260 MW benötigt wird. Zusätzlich stehen für diese Zeiten drei Spitzenheizwerke an der Universität, in Sieker und am Bolbrinkers Weg zur Verfügung.

Bildunterzeile Fernwärmespeicher: Zwei neue 26 Meter hohe Fernwärmespeicher wurden in unmittelbarer Nähe der acht bereits vorhandenen Speicher aufgestellt.

Foto: Andreas Frücht