Einzigartig in NRW: Ein Felsenmeer im Eggegebirge

Förderverein, Umweltverbände und Naturschutzexperten sind sich einig: Die Eggegebirgsregion mit ihrer Einzigartigkeit und Vielfalt ist als Nationalpark wie geschaffen. Ein ausgeprägtes Felsenband ist Lebensraum besonders scheuer Arten.

Gütersloh. Der vorgeschlagene Nationalpark Egge umfasst Bereiche mit Vorkommen wertgebender Lebensräume und Arten und soll ausschließlich auf Flächen des Landes Nordrhein-Westfalen begründet werden. Die Gebietskulisse beschreibt Staatswaldflächen mit einer Gesamtgröße von ca. 12.400 Hektar, die potenziell nationalpark-geeignet sind. Der Suchraum ist aufgrund der Eigentumsverhältnisse in die beiden Teilgebiete Egge-Nord und Egge-Süd aufgegliedert. Aus ökologischer Sicht ist dabei wichtig, dass die beiden Teilgebiete des Eggegebirges miteinander durch zusammenhängende Waldflächen, ausgewiesene Naturschutzgebiete und einen durchgehenden Blockschuttkorridor verbunden sind. „Die Trennung in zwei Teilgebiete ist ausschließlich durch die vorhandenen Eigentumsverhältnisse begründet“, betont Dr. Tom Steinlein, Ökosystembiologe an der Uni Bielefeld und Vorsitzender des regionalen Fördervereins Nationalpark Senne-Eggegebirge. Im Sinne des landesweiten Biotopverbundes bestehe zwischen den beiden Teilgebieten eine ausgesprochen enge funktionale Verbindung, die von Seiten des LANUV NRW mit der besten möglichen Klasse „herausragende Bedeutung“ bewertet wurde.

Für die Wildkatze hat das Eggegebirge eine wichtige Biotopverbundfunktion.

Für die Wildkatze hat das Eggegebirge eine wichtige Biotopverbundfunktion.
© Frank Grawe

An der Ostseite des Eggegebirges zieht sich, nach Norden bis in den Teutoburger Wald reichend, ein bandförmiger Korridor aus Blockschutt. Dieses einzigartige Felsenband ist zwischen 80 und 1.500 Meter breit. Unterbrochen von nur wenigen Lücken, zieht es sich über eine Gesamtlänge von ca. 48 Kilometer und weist eine Fläche von ca. 2.630 Hektar auf. Schroffe Felswände und die durch Blockschutt geprägten Hänge der Eggewälder führten auch zu der Bezeichnung Klippen- und Felsenmeer. Entstanden ist dieser Korridor, weil durch Plattentektonik Sandsteinschichten mehr oder weniger senkrecht aufgestellt wurden. Dabei wurden Gesteinsbrocken gelöst, die sich als Blockfelsen dem Gebirge an seiner Ostseite vorlagerten. Über Jahrmillionen wurden dann die weicheren Gesteinsschichten abgetragen, während härtere Felsen in Form von Klippen erhalten blieben.

Das einzigartige Felsenband stellt eine landesweit außergewöhnliche Biotopverbundachse dar

Das einzigartige Felsenband stellt eine landesweit außergewöhnliche Biotopverbundachse dar.
© Günter Bockwinkel

„Dieser riesige Blockschuttkorridor ist wegen des schwierigen Geländes und des damit verbundenen hohen Arbeitsaufwands niemals vollständig intensiv forstlich bewirtschaftet worden“, so Steinlein. Innerhalb des Gebietes seien deshalb in sehr großen Flächenanteilen reich strukturierte Laubwälder erhalten geblieben. Nur an wenigen Stellen sind Fichtenbestände eingestreut. Die steilen Felswände sind oftmals von charakteristischen Flechten, Moosen und Farnen bewachsen. Heute stellt dieser Korridor eine landesweit sehr bedeutende Biotopverbundachse dar. Das stark zerklüftete Gelände bietet eine Vielzahl von Spalten und Höhlen. Es ist in den steilsten Bereichen für Menschen nur schwer zugänglich und damit und ein ideales Rückzugsgebiet für streng geschützte Tierarten. Die großen, oftmals aufgetürmten Steinquader bieten den besonders scheuen Wildkatzen, Sperlingskäuzen, Mittelspechten und Amphibien einen idealen Lebensraum. Fast alle früher erbrachten Nachweise des vom Aussterben bedrohten Haselhuhns wurden im Bereich dieses Blockschuttkorridors erbracht. Und die sehr seltene Bechsteinfledermaus nutzt Höhlen und Spalten des Eggegebirges als Winterquartier und zum Schwärmen.

Die seltene Bechsteinfledermaus nutzt Höhlen des Eggegebirges zum Überwintern und Schwärmen.

Die seltene Bechsteinfledermaus nutzt Höhlen des Eggegebirges zum Überwintern und Schwärmen.
© Günter Bockwinkel

„Der Blockschuttkorridor ist in dieser Ausprägung landesweit einzigartig. Er verdient zur Erhaltung und Förderung der speziellen Lebensräume und der Biodiversität unseren größtmöglichen Schutz“, unterstreicht Dr. Tom Steinlein das Engagement seines Vereins zur Einrichtung eines Nationalparks Egge.

Mehr Informationen zum geplanten Nationalpark Egge gibt’s unter www.egge-nationalpark.de.