Die Krise bedeutet für viele Frauen im Berufsleben eine große Belastung

Bielefeld. Heute ist Weltfrauentag. Diesen Tag nimmt die Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt der Agentur für Arbeit Bielefeld, Diana Glanz, zum Anlass, auf die besonders herausfordernde Situation für viele Frauen in der Pandemie hinzuweisen.

„Wir leben in einer Zeit, in der die Gleichberechtigung aller Geschlechter in der Gesellschaft angestrebt wird. In der Praxis ist es aber leider nicht selten, dass noch alte Normen und Werte praktiziert werden – häufig aus reiner Gewohnheit. So ist die Gleichberechtigung von Frauen am Arbeitsmarkt noch nicht erreicht“, sagt Diana Glanz, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt der Agentur für Arbeit Bielefeld. In ihrer täglichen Arbeit sind die Herausforderungen, denen Frauen sich am Arbeitsmarkt und insbesondere während der Pandemie stellen müssen, allgegenwärtig.

Diana Glanz betont: „Es gibt in der Gesellschaft Bemühungen, Männer mehr in die Care-Arbeit wie Kindererziehung und Pflegeaufgaben und die damit verbundenen berufsbezogenen Auswirkungen einzubeziehen.“ Es gebe durchaus positive Entwicklungen. „Aber es ist immer noch Fakt, dass wesentlich mehr Frauen als Männer Teilzeitbeschäftigte sind“, sagt Glanz. So waren in der Stadt Bielefeld mit Stand Juni 2020 52,9 Prozent aller Frauen teilzeitbeschäftigt, unter den Männern waren es nur 15,5 Prozent. Damit sind in der Stadt Bielefeld 75,4 Prozent aller Teilzeitkräfte weiblich. Im Kreis Gütersloh sieht es ähnlich aus: 47,6 Prozent der Frauen arbeiteten in Teilzeit, während nur 6,4 Prozent der Männer teilzeitbeschäftigt waren. Insgesamt waren 83,0 Prozent der Teilzeitbeschäftigten weiblich.

Gerade in der Pandemie hat diese Arbeitszeitteilung Folgen für berufstätige Mütter: „Als Teilzeitarbeitskräfte sind sie zwar flexibler als Vollzeitarbeitskräfte, müssen nun aufgrund von Schul- und Kitaschließungen jedoch ihre Erwerbsarbeit mit Kinderbetreuung und Home-Schooling verbinden, während die Väter oft weiter in Vollzeit arbeiten – sofern sie nicht in Kurzarbeit sind. Das ist eine zusätzliche Belastung, die nicht zu unterschätzen ist“, sagt Diana Glanz.

Hinzu komme, dass ein nicht zu vernachlässigender Anteil der Frauen im Gesundheitswesen arbeite und so auch ohne Kinderbetreuung stärker ausgelastet sei als in normalen Zeiten. Tatsächlich arbeiteten in der Stadt Bielefeld im Juni 2020 14,2 Prozent der beschäftigten Frauen im Gesundheitswesen, gefolgt von Einzelhandel (9,5 Prozent) und Sozialwesen (9,4 Prozent). Im Kreis Gütersloh waren 8,8 Prozent aller Beschäftigten im Gesundheitswesen Frauen, höher lag der Anteil nur in der Nahrungsmittelbranche (9,6 Prozent) und im Einzelhandel (10,2 Prozent).

„Nicht zuletzt verdienten Frauen in der Stadt Bielefeld im Median nach aktuellen Zahlen 475 Euro weniger als Männer; im Kreis Gütersloh waren es 643 Euro weniger. Steht also die Entscheidung an, wer beruflich kürzertreten oder unbezahlten Sonderurlaub nehmen muss, um die Kinder zu betreuen, liegt es aus rein finanzieller Sicht nahe, die Kinderbetreuung der Frau zu überlassen“, sagt Diana Glanz.

Gerade deshalb sei es wichtig, dass Arbeitgeber die schwierige Situation von Frauen in dieser Krise nicht aus den Augen verlieren und gezielt auf die Bedürfnisse von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eingehen, insbesondere von solchen mit Familienverantwortung. „Eins ist dabei besonders wichtig: Den Frauen darf aufgrund der aktuellen Situation wie auch sonst kein beruflicher Nachteil entstehen. Arbeitgeber sollten alles daransetzen, benachteiligenden Effekten entgegenzuwirken. Das kann in Form von familienfreundlichen Ansätzen wie zum Beispiel flexiblen Home-Office-Lösungen geschehen. Frauen sind wichtige Arbeitskräfte, sie arbeiten oft in systemrelevanten Bereichen und sind gut ausgebildet. Deshalb sollten sie auch die gleichen beruflichen Chancen haben wie Männer“, sagt die Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt Diana Glanz.

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