Kreis Lippe. Ehemalige Deponieflächen in Photovoltaik-Standorte umzuwandeln, ist inzwischen eine gängige Methode für die Nachnutzung der brachliegenden Gelände. Der Kreis Lippe geht jedoch noch einen Schritt weiter: Die auf den stillgelegten Abfalldeponien Dörentrup und Hellsiek installierten Photo-voltaik-Anlagen produzieren nicht nur klimafreundlichen Strom aus Sonnenlicht, sondern fungieren gleichzeitig als Abdeckung für die Deponien und reduzieren so das anfallende schadstoffbelastete Sickerwasser. Für diesen innovativen Beitrag zum Klimaschutz ehrte die KlimaExpo.NRW heute in Detmold die verantwortlichen Akteure.
Als Müllentsorgungsanlagen dienen die Deponien Dörentrup und Hellsiek schon lange nicht mehr. Nach ihrer Stilllegung entwickelten die Abfallbeseitigungs-GmbH Lippe als Deponiebetreiber sowie die Lippe Energie Verwaltungs-GmbH (bestehend aus den Stadtwerken Bad Salzuflen, Detmold und Lemgo sowie dem Kreis Lippe) gemeinsam die Idee, die brachliegenden Deponieflächen zur Förderung Erneuerbarer Energien zu nutzen. Gleichzeitig wurde nach einer Lösung zur Reduzierung des anfallenden Sickerwassers gesucht, das aufgrund der darin enthaltenen Schadstoffe aufwendig und kostenintensiv aufbereitet werden muss. Die inzwischen auf beiden Flächen installierten Anlagen kombinieren deutschlandweit erstmalig beide Funktionen und sind damit modellhaft.
„Mit dem Projekt konnte nicht nur der Anteil der regenerativen Strombereitstellung in der Region weiter erhöht werden. Mit der Kombination aus Klima- und Umweltschutz wurden auch noch Kosten eingespart“, lobte Dr. Heinrich Dornbusch, Geschäftsführer der KlimaExpo.NRW bei der Urkunden-übergabe. „Eine PV-Anlage gleichzeitig als Deponieabdeckung zu nutzen, hat Vorreitercharakter und gehört damit in unsere Leistungsschau!“ Bis 2022 präsentiert die KlimaExpo.NRW als Initiative der NRW-Landesregierung in 1.000 Schritten positive Beispiele für den Klimaschutz in und aus Nordrhein-Westfalen. Das Projekt „PV-Anlage als Deponieabdeckung“ markiert den 264. Schritt. Dr. Axel Lehmann, Landrat des Kreises Lippe, der die offizielle Urkunde zur Aufnahme in die landesweite Leistungsschau für den Klimaschutz entgegennahm, resümierte: „Ich freue mich sehr, dass ein Vorreiterprojekt aus unserem Kreis mit der Aufnahme in die KlimaExpo.NRW gewürdigt wird. Damit wird nicht nur das Engagement geehrt, sondern auch gezeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind, um unsere Region klimafreundlich und lebenswert zu gestalten.“
Nachdem die Doppelfunktion der Anlage erfolgreich getestet werden konnte, wurde das Konzept schließlich im Jahr 2016 auf die nahe gelegene Deponie Hellsiek übertragen. Zusammen erreichen beide Anlagen heute eine Leistung von knapp 15 Megawatt in der Spitze und stellen damit jährlich im Durchschnitt zwölf Millionen Kilowattstunden Solarstrom bereit. Diese Menge reicht aus, um zirka 3.400 Vierpersonen-Haushalte im Jahr mit Strom zu versorgen. So sparen beide Anlagen durch die Umwandlung des Sonnenlichts in Strom rund 6.300 Tonnen CO2 pro Jahr ein.
Gleichzeitig konnte die Menge an schadstoffbelastetem Sickerwasser auf den Deponien nahezu um die Hälfte reduziert werden. Um als Deponieabdeckung fungieren zu können, verfügen die PV-Anlagen über eine wasserdichte Unterkonstruktion, die das anfallende Regenwasser auffängt und in entsprechende Vorrichtungen ableitet, sodass es nicht durch die Deponie sickert. Für die Bürger des Kreises Lippe bedeutet das wiederum eine geringere Belastung durch Abfallgebühren, da weniger Sickerwasser kostenintensiv aufbereitet werden muss. Nicht zuletzt bleibt durch den Einsatz einer Abdeckung zudem die Möglichkeit bestehen, die Deponie zurückbauen zu können, was bei einer permanenten Abdichtung nicht so einfach möglich wäre
Über die KlimaExpo.NRW
Die KlimaExpo.NRW ist eine landesweite Initiative der NRW-Landesregierung. Um Energiewende, Klimaschutz und die notwendige Anpassung an die Folgen des Klimawandels als Schubkräfte einer nachhaltigen Entwicklung für Wirtschaft und Gesellschaft nutzbar zu machen, hat die Landesregierung die KlimaExpo.NRW ins Leben gerufen. Ziel der Landesgesellschaft ist es, erfolgreiche Projekte in innovativen Formaten einem breiten Publikum bis hin zur internationalen Ebene zu präsentieren und zusätzliches Engagement für den Klimaschutz zu initiieren. Die KlimaExpo.NRW soll das technologische und wirtschaftliche Potenzial Nordrhein-Westfalens in diesem Bereich präsentieren. Sie ist zugleich Leistungsschau und Ideenlabor für den Standort NRW und das nicht nur an einem Ort und an einem Tag, sondern landesweit und das bis 2022. Seit 2017 wird die KlimaExpo.NRW im Rahmen ihrer Zwischenpräsentation zudem zur Mitmach-Expo für alle Bürgerinnen und Bürger aus NRW. Dieses Vorhaben wird aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert.