Auf „stein-alten“ Spuren der regionalen Kultur- und Abbaulandschaft

Steine-und-Mehr-2Bielefeld/Warstein (KO). Seit Jahrhunderten gestalten die Menschen im Sauerland und den angrenzenden Gebieten ihre Landschaft mit und um. Sie heben Bodenschätze aus der Erde, errichten Städte und Dörfer, prägen das Bild der Orte mit ihrer besonderen Baukultur. Auf „stein-alten“ Spuren der regionalen Kultur- und Abbaulandschaft rund um Anröchte, Geseke und Warstein rollen Fahrradfahrer auf der neuen Themenroute „Steine und Mehr“. Insgesamt 114 Kilometer führen mal zu imposanten, mal zu idyllischen Erlebnispunkten: zu Steinbrüchen und Kalköfen, zu schmucken Dorfplätzen und in grüne Wälder.

Wer auf der Themenradroute „Steine und Mehr“ unterwegs ist, wird so manches Mal vom Rad absteigen und staunen. Sei es vor dem Erlebnispunkt „Mythos Stein“ in Geseke, von dem aus sich der beeindruckende Ausblick über einen weitläufigen Steinbruch der Firma Dyckerhoff eröffnet. Teils begrünt wirkt er wie ein Landschaftspark, während in einem anderen Teil die Bagger mit gewaltigen Schaufeln den Steinwänden zu Leibe rücken. Oder in Anröchte, wo im Steinmuseum nachempfunden werden kann, wie in früherer Zeit mit Dreibein und Flaschenzug Steinblöcke gehoben wurden. Ganz gewiss auch in Warstein, wo die Gänge einer mystischen Tropfsteinhöhle die Besucher in den Bauch der Erde führen.

Logo und Beschilderung

Die Route „Steine und mehr“ ist mit einem wiedererkennbaren Logo markiert, sie verläuft auf den Strecken des Radnetzes Südwestfalen und ist somit auch bestens ausgeschildert. An insgesamt 33 Stationen entlang der 114 Kilometer langen Route stehen informative Tafeln, die abwechslungsreich die Besonderheiten einer Landschaft beschreiben, die seit langer Zeit vom Steinabbau mitgeprägt wird. Dazu gehören geologische Punkte ebenso wie Arbeitsstätten der Steinindustrie oder architektonische Sehenswürdigkeiten, erbaut aus den Schätzen der heimischen Erde, wie dem Grünsandstein. Das Motto der Route „Steine und Mehr“ lädt also dazu ein, die Sinne für die erdgeschichtliche Basis des Landstrichs und seine Naturphänomene zu schärfen, die Dimension und Bedeutung des Steinabbaus zu begreifen und seine Produkte kennen zu lernen – sowie das daraus Erschaffene zu bewundern.

Trilogie aus Teilrouten

Das gelingt auch auf den drei Teilrouten rund um die projekttragenden Anrainer-Kommunen, mit denen sich das Erlebnis auf kürzeren Abschnitten zu einer Art Trilogie umgestalten lässt. Während also die Gesamtstrecke teilweise topografisch herausfordernd ist und ambitionierte Radler ansprechen dürfte, kommen Genussradler bei drei einzelnen Radtouren auf ihre Kosten. So führt beispielsweise eine südliche Tour auf 26 Kilometern „Durch das Wästertal und rund um Warstein und Suttrop“. „Warstein liegt auf einem riesigen Korallenriff. Seine Entstehung ist zwar schon einige Millionen Jahre her, doch noch heute wird das Landschaftsbild davon maßgeblich geprägt“, beschreibt Sylvia Lettmann, Leiterin Stadtmarketing Warstein, die Rundtour. „Der Radweg erschließt in Warstein sehr unterschiedliche Landschaften: Das liebliche Tal der Wäster, die offene Hochebene mit den aktiven Steinbrüchen und die sanfte Hügellandschaft im Westen, die an den Voralpenraum erinnert.“

Auf knapp 57 Kilometern geht es auf der nördlichen Teilroute „Durch die Hellwegbörde“ zwischen Geseke, Erwitte und Anröchte. Auch hier sind am Wegesrand zahlreiche Zeugen der besonderen Abbaulandschaft zu finden. „Zu unserer Region gehören Steine und Steinabbau einfach dazu“, beschreibt Gesekes Bürgermeister Dr. Remco van der Velden. „Ob beispielsweise als Kalkstein für hochwertigen Zement für die Bauchemie, als Fliesenkleber oder Zahnpastabestandteil oder als Grünsandstein für Architektur und Gestaltung. Mit unserer Radroute erleben Besucher eine reizvolle Kulturlandschaft zwischen Stein und Wasser, die zum Verweilen im großen Vogelschutzgebiet und in Landschaftsschutzgebieten einlädt.“

Anröchte wiederum ist auch Ausgangspunkt für die 24 Kilometer lange Teilroute „Über die Haar“, die als mittlere Schleife über die Ortschaften Effeln, Belecke und Mellrich führt. „Mit der Radroute ,Steine und Mehr‘ werden die Gemeinsamkeiten unserer Region erlebbar. Anröchte ist dabei der ideale Ausgangspunkt, um Geseke und Warstein zu ‚erfahren‘“, so fasst Alfred Schmidt, Bürgermeister der Gemeinde Anröchte, das Erlebnis auf dem Radweg zusammen.

Kooperation für den Erfolg

Die Macher der Route „Steine und Mehr“ sind die Stadtentwickler und Touristiker aus den Orten Anröchte, Geseke und Warstein. Gemeinsam hatten sie das Projekt für das Infrastrukturförderprogramm „Regionale Südwestfalen 2013“ erarbeitet und dank eines ausgefeilten und pfiffig dargestellten Tourismuskonzeptes den Zuschlag bekommen. Mit den Fördermitteln der Europäischen Union und des Landes Nordrhein-Westfalen ist schließlich ein thematisch einzigartiger Radweg entstanden, der das radtouristische Angebot im nördlichen Sauerland um eine außergewöhnliche Facette erweitert. Dieser wird nicht nur Gäste ansprechen, sondern steht für ein Stück Lebens- und Freizeitqualität in der Region. Davon ist Thomas Weber, Geschäftsführer des Sauerland-Tourismus überzeugt: „Viele Bürger und Gäste lieben es hier inzwischen geradezu, ihre Region oder Heimat auf Zeit aus verschiedenen Blickwinkeln neu zu erkunden. Mit dem gerade eröffneten Projekt ‚Steine und mehr‘ kommt ein weiterer spannender Baustein hinzu. Wer das nicht kennt, wird sich wundern, wie die Originalschauplätze der ‚Steinwirtschaft‘ in echt aussehen und wirken. Dazu kommt, dass man quasi nebenbei eine Menge lernen und erfahren kann. Außerdem ist das Netzwerk ein weiterer Beleg für das ortsübergreifende Zusammenwirken und Inwertsetzen schöner Routen und Landschaftskooperationen.“ Zu diesem Netzwerk gehören auch  die Sauerland-Radwelt und die wfg – Wirtschaftsförderung des Kreises Soest.

Service auf allen Wegen

Die Route „Steine und Mehr“ wird von einem umfangreichen Service-Angebot flankiert. Ein- und Ausstiegspunkte zum Fahrradweg sind über die Fahrradbuslinie der RLG aus Richtung Soest oder über die Bahn zu erreichen. Fahrradverleihstationen sind in den Orten entstanden oder werden gerade eingerichtet, ebenso E-Bike-Ladestationen. Auf der Internetseite www.steineundmehr.eu wird der Verlauf des Weges sowie alles Wissenswerte für die Planung einer Fahrt dargestellt. Eine Smartphone-App begleitet die Radler mit Infos zu Erlebnispunkten und aktuellen Nachrichten während der Fahrt. Alles in allem wird hier im nördlichen Sauerland somit ein neues und stimmiges Raderlebnis geboten, von der Vorbereitung und Organisation der Tour bis zum Komfort auf dem Weg.