26. und 27.10. – „Leidenschaft entfachen für die Typografie“

1. Typografie-Festival ULTRAFETT mit internationaler Besetzung am 26.
und 27. Oktober an der FH Bielefeld.

Bielefeld. Ein Experiment, ein großer Entwurf, hoffentlich ein großer Wurf: das 1. Typografie-Festival der Fachhochschule (FH) Bielefeld. Der Titel: ULTRAFETT. „Die Idee ist schon anderthalb Jahre alt“, sagt Typografie-Professor Dirk Fütterer, „wir wollen wieder die Leidenschaft entfachen für die Typografie, die am Fachbereich Gestaltung einst das Aushängeschild war und die in den letzten Jahren zunehmend ins Hintertreffen geraten ist“.

TypografieAm 26. und 27. Oktober treffen sich rund 400 Kommunikationsdesigner aus Deutschland, den Niederlanden, England, Polen, Tschechien, Russland und der Schweiz. Fütterer: „ULTRAFETT ist ein Versprechen: Zwei Tage lang werden wir gespannt den Vorträgen von 18 inspirierenden und international renommierten Sprecherinnen und Sprechern lauschen, mit unseren Gästen über aktuelle Typo-Trends plaudern und über neue Denkansätze philosophieren sowie uns an Diskussionsrunden mit berufspraktischem Fokus beteiligen und nicht zuletzt Schrift in den verschiedensten Erscheinungsformen feiern.“ Das Festival soll das Interesse der Studierenden, Alumni und Profis an Typografie verstärken, wecken oder wiederbeleben sowie Freude und Spaß an der Schrift vermitteln, fasst Typograf Fütterer zusammen.

Am Konzept der Veranstaltung und an den zeitintensiven Vorbereitungen hat ganz wesentlich ein sechsköpfiges Studierenden-Team der Studienrichtung Kommunikationsdesign gearbeitet, „oftmals bis in die späte Nacht“, so Team-Mitglied Lea Schmihing. Sie hält fest: „ULTRAFETT zeichnet sich durch eine multidisziplinäre Ausrichtung aus. Schrift und Typografie werden aus möglichst vielen Blickwinkeln und Perspektiven sowie im multi- und interdisziplinären Kontext angrenzender Designdisziplinen betrachtet.“ Weitere Team-Mitglieder: Nils Pisarsky, Sarah Fyrguth, Julia Graf, Lilia Graf und Joscha Jantoß. Das Team wurde im Laufe der Zeit von weiteren 12 Studierenden unterstützt, so dass letztendlich Vertreter aller drei Gestaltungs-Studienrichtungen in die ULTRAFETT-Vorbereitungen eingebunden wurden. Die komplexen technischen und organisatorischen Herausforderungen erwiesen sich als mindestens so schwierig wie die gestalterische Aufgabenstellung.

„Bei der Auswahl der Sprecherinnen und Sprecher und der Vortragsthemen haben wir“, fasst Fütterer zusammen, „die Anforderungen an die Geschlechtergerechtigkeit berücksichtigt. Wir sind stolz darauf, ‚Gender Equality‘ bei der Geschlechterverteilung der Sprecherinnen und Sprecher, der Moderatorinnen und Moderatoren erreicht zu haben“. Die Sprecher sind ausgewiesene Experten und Expertinnen im Bereich Typografie, Grafik Design und Kommunikationsdesign. Fütterer: „Sie repräsentieren die enorme Bandbreite der typografischen Erscheinungsformen und Betätigungsfelder und wurden nach sorgfältiger Recherche und längerer Diskussion mit dem studentischem ULTRAFETT-Team ausgewählt.“ Anstelle eines stringenten Corporate Designs wurde ein Baukasten mit diversen Gestaltungselementen für das Erscheinungsbild des ULTRAFETT-Festivals entwickelt und dem gesamten Team weitestgehend zur freien Verfügung gestellt.

Die gestalterischen Elemente des Baukastens wurden von den Studierenden nach eher subjektiven Kriterien individuell zusammengestellt und mit unterschiedlicher Gewichtung eingesetzt: Je nach Anwendungsgebiet dominieren mal die illustrativen und mal die fotografischen Elemente, mal die typografischen und mal die grafischen Mittel, mal werden alle Elemente und Mittel zu gleichen Teilen zusammengemischt, mal fehlt das eine Element oder das andere Mittel komplett. Fütterer: „Zusammen betrachtet entsteht ein Gesamtbild, welches aus vielen ähnlichen, aber nicht deckungsgleichen Einzelbildern besteht – im Ergebnis mehr Social Design als Corporate Design, mehr Graffiti als klare Handschrift, mehr Diversität als Uniformität, mehr Variabilität als Stringenz, mehr Offenheit als Geschlossenheit, mehr Zufall als Kontrolle, mehr Labor als Fabrik, mehr Spielplatz als Marktplatz, mehr Spaß als Ernst.“

Für den betreuenden Professor stelle sich dieser weitgehend „autonome“ Gestaltungsprozess gleichzeitig als „schockierend und erkenntnisreich“ (Fütterer) dar. „Über viele Jahre gebildete gestalterische Grundüberzeugungen und Designprinzipien werden in Frage gestellt: Können basisdemokratisch getroffene gestalterische Entscheidungen unter Umständen richtiger sein als einsame Entscheidungen von Art und Kreativ Direktoren? Insbesondere wenn es sich um soziale Projekte handelt, die ein hohes Maß an Partizipation und Identifikation einer großen Veranstaltergruppe anstrebt“, fragt Fütterer und gibt zugleich die Antwort: „Wahrscheinlich ja!“

Von Anfang an wurde das Typografie-Festival in Verbindung mit der gleichzeitig im Museum Huelsmann ausgestellten 63. Type Directors Club of New York Annual Show als Doppelveranstaltung konzipiert. Die in der Weißen Villa ausgestellte TDC-Show zeigt die prämierten Arbeiten des Jahrgangs 2016 als Deutschlandpremiere. Die Bandbreite der Arbeiten reicht von Schrift-, Plakat- und Buchgestaltung bis hin zu Bewegtbild und typografischen Anwendungen im Raum. Zugleich bietet sie zum Abschluss des ersten Festivaltags einen stimmungsvollen Rahmen für einen abendlichen Empfang der ULTRAFETT-Teilnehmer und Teilnehmerinnen.

Der Besuch des Festivals ist kostenlos und nur mit Anmeldung möglich.

Mehr im Internet unter www.ultrafett.de

BUZ: Das studentische ULTRAFETT-Team mit seinem Projektleiter (v.l.): Nils Pisarsky, Sarah Fyrguth, Julia Graf, Lilia Graf, Lea Schmihing, Joscha Jantoß und Prof. Dirk Fütterer.
Foto: Katharina Stupp