Gütersloh. Die Volkshochschule in Gütersloh ging im Oktober 1919 mit ihrem ersten Programm an den Start. Das Programmheft kostete 20 Pfennig und passte auf zwei Seiten. In diesem Jahr feiert die Volkshochschule deutschlandweit ihr 100-jähriges Bestehen. Die Gütersloher VHS ist eine der wenigen Volkshochschulen im Lande, die bereits im Jahre 1919 gegründet wurde. Anlass genug, auf die Anfänge und die Entwicklung zurückzublicken. Ein Planungsteam der Volkshochschule Gütersloh in enger Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv ist aus diesem Grund aktuell dabei die letzten 100 Jahre Geschichte aufzuarbeiten und bereitet zum Jubiläum eine Ausstellung vor. Bildung tut Not. „Die Not der Zeit offenbart […] die Notwendigkeit der Arbeitsgemeinschaft aller Volkskreise. Wir müssen Brücken schlagen zwischen dem kleineren Volksteil, der geistig arbeitet, und dem […], der mit der Hand schafft aber geistig hungrig ist.“
Mit diesen Worten beschreibt Konrad Haenisch, Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung, in einem Brief von Februar 1919 an die Preußischen Städte und Landgemeinden die Notwendigkeit der Volkshochschulen. Diese Veranlassung leitete die Eröffnung der ersten Weiterbildungsinstitutionen für Erwachsene in Deutschland ein. Heute ist die VHS mit ihren Angeboten zur Erwachsenen- und Weiterbildung aus Gütersloh nicht mehr wegzudenken. Das Programm vertrat schon damals ein großes Themenspektrum, stolze 16 Kurse in insgesamt 320 Kursstunden standen zur Auswahl: Von Deutscher Literatur, Volkswirtschaftslehre, Geld-, Banken-und Börsenwesen, Elektrizität bis hinzu Französisch für Fortgeschrittene. Innerhalb der Bevölkerung stieß das neue Weiterbildungsprogramm 1919 auf großes Interesse. So war „[i]m Kursus Deutsche Literatur […] die geräumige Aula bis auf den letzten Platz belegt“, heißt es in einem Artikel des Gütersloher Tageblatt. Weit über 500 Personen meldeten sich bei der Auftaktveranstaltung an und bezahlten das drei Mark hohe Einschreibegeld, das es erlaubte auch mehrere der angebotenen Kurse zu besuchen. Die 15 ehrenamtlichen Dozenten der ersten Volkshochschulkurse in Gütersloh kamen größtenteils aus dem Bildungsbereich, wie Schuldirektor Baldewein, Oberlehrerin Fräulein Goebel oder Studienrat Riechemeyer, aber auch Bankvorsteher Niemeyer übernahm eine Kursleitung.