Leichte Skepsis trotz starker Konjunktur

Bielefeld. Ostwestfalens Wirtschaft bewegt sich überwiegend auf einem sehr hohen Niveau. Die Konjunktur brummt, aber die Skepsis steigt. Für viele Unternehmen stellt sich die Frage, ob der Gipfel nun möglicherweise erreicht ist. Zu diesem Ergebnis kommt die Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK) in der Auswertung ihrer Herbstkonjunkturumfrage, an der sich 1.568 Unternehmen mit 133.869 Beschäftigten aus Industrie, Handel und Dienstleistungen beteiligten. „Zumindest ist in der Industrie eine Verunsicherung mit Blick auf die kommenden Monate spürbar“, sagte IHK-Präsident Wolf D. Meier-Scheuven heute (27.09.2018) bei der Vorstellung der Ergebnisse.

Präsentierten die Ergebnisse der aktuellen IHK-Herbstkonjunkturumfrage Wolf D. Meier-Scheuven, IHK-Präsident, Harald Grefe, stellvertretender IHK-Hauptgeschäftsführer, Dr. Christoph von der Heiden, IHK-Geschäftsführer, und Thomas Niehoff, IHK-Hauptgeschäftsführer (von links). Foto: IHK Ostwestfalen

Präsentierten die Ergebnisse der aktuellen IHK-Herbstkonjunkturumfrage Wolf D. Meier-Scheuven, IHK-Präsident, Harald Grefe, stellvertretender IHK-Hauptgeschäftsführer, Dr. Christoph von der Heiden, IHK-Geschäftsführer, und Thomas Niehoff, IHK-Hauptgeschäftsführer (von links).
Foto: IHK Ostwestfalen

Der Konjunkturklimaindikator, der die momentane Lageeinschätzung der Betriebe mit ihren Erwartungen in Relation setzt, ist für die gesamte Wirtschaft in Ostwestfalen – inklusive Handel und Dienstleistung – gegenüber dem Frühjahr von 141 auf aktuell 132 Punkte gesunken. Nur für die Industrie fiel der Wert sogar von 148 auf 132. „Das liegt an den etwas eingetrübten Erwartungen, denn die aktuelle Geschäftslage in der ostwestfälischen Industrie ist weiterhin gut“, erläuterte Meier-Scheuven. 63 Prozent der befragten Industriebetriebe bezeichnen ihre aktuelle Geschäftslage als „gut“ (Frühjahr: 69 Prozent) und nur drei Prozent als „schlecht“ (Frühjahr: ein Prozent). Hingegen gehen lediglich 23 Prozent der Unternehmen von einer Verbesserung der Geschäftslage aus, im Frühjahr waren dies noch 35 Prozent. Zudem ist der Anteil der Pessimisten von fünf Prozent im Frühjahr auf aktuell 15 Prozent gestiegen.

„Seit mehreren Umfragen beobachten wir eine erstaunliche konjunkturelle Robustheit – trotz internationaler Turbulenzen“, hob der IHK-Präsident hervor. „Doch beim Ausblick auf die kommenden zwölf Monate hat der Optimismus der Industriebetriebe nun Federn gelassen. Die Gefahr eines unkontrollierten Brexits, wirtschaftliche Unsicherheiten in einigen Schwellenländern und der Türkei, weiter schwelende internationale Handelskonflikte mit Zöllen, Gegenzöllen und Sanktionsdrohungen fordern nun offenbar ihren Tribut.“
Auch deshalb ist aus Sicht der Befragten das Risiko der wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen deutlich von 42 Prozent der Nennungen im Frühjahr auf aktuell 56 Prozent gestiegen. Risiko Nummer eins für die weitere wirtschaftliche Entwicklung bleibt aber der Fachkräftemangel: 67 Prozent sehen hierin ein Risiko für die weitere wirtschaftliche Entwicklung (Frühjahr: 66 Prozent). Zudem sind die Risiken Inlandsnachfrage (aktuell 52 Prozent, Frühjahr: 31 Prozent) und die Auslandsnachfrage (aktuell 47 Prozent, Frühjahr: 21 Prozent) stark gewachsen. „Wir sollten uns selbstkritisch fragen, welches Bild Deutschland von sich in die Welt sendet. Auch Wirtschaft kann nur erfolgreich sein, wenn wir einen gesellschaftlichen Grundkonsens sichern“, appellierte Meier-Scheuven an alle Bürger, aktiv für ein weltoffenes Deutschland einzutreten.
Nach Angaben von IHK-Hauptgeschäftsführer Thomas Niehoff stieg der Gesamtumsatz des Verarbeitenden Gewerbes von Januar bis Juli 2018 in Ostwestfalen um 4,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 25,8 Milliarden Euro (NRW: +4,6 Prozent; Bund: +4,2 Prozent). „Damit steuern wir auf ein erneutes Rekordjahr für Ostwestfalens Industrie zu“, so Niehoff. Sowohl die Inlandsumsätze (+4,2 Prozent) als auch die Auslandsumsätze (+6,1 Prozent) wuchsen deutlich (NRW: Inland +4,4 Prozent, Ausland +4,8 Prozent; Bund: Inland +3,6 Prozent, Ausland +4,8 Prozent). Die ostwestfälische Exportquote beträgt aktuell 38,8 Prozent. Die Zahl der Beschäftigten in den Industriebetrieben Ostwestfalens mit mehr als 50 Arbeitnehmern stieg um 3,8 Prozent auf 166.428 an (NRW: +2,1 Prozent, Bund: +2,6 Prozent).

Heilpraktiker Stiv Dudkin