Kreis Herford. Der Kreis Herford verstärkt seine Unterstützung für junge Menschen, die in eine Ausbildung wollen und Auszubildende, die Hilfe brauchen. Mit bald vier Ausbildungscoaches begleitet der Kreis Jugendliche, die an Berufskollegs einen Abschluss erlangen und eine berufliche Orientierung suchen sowie Jugendliche in der Ausbildung, die Schwierigkeiten haben und überlegen, ihre Ausbildung abzubrechen.
Das Projekt „Erfolgreich in die Ausbildung“ wird zeitnah mit einer halben Stelle am Anna-Siemsen-Berufskolleg ausgebaut, die Verträge mit den bisherigen zwei Mitarbeiterinnen wurden bis zum 31. Juli 2023 verlängert. Neu ist das Projekt „Abschluss statt Abbruch“ hinzugekommen, es läuft ebenfalls zunächst bis Juli 2023 mit einem Mitarbeiter.
Das Projekt „Erfolgreich in die Ausbildung“ läuft bereits seit einigen Jahren. „Aber noch immer wissen einige Unternehmen im Kreis Herford nicht von uns„, sagt Kerstin Euler, eine der Ausbildungscoaches im Projekt. Seit 2016 arbeitet sie am Friedrich-List-Berufskolleg und vermittelt vor allem in kaufmännische Berufe. Mit guten und wachsendem Erfolg. „Wir sind eins zu eins im Gespräch mit den Jugendlichen, erfahren ihre Wünsche, schauen nach dem Machbaren, helfen bei den Bewerbungen und vermitteln Kontakte zu den Unternehmen„, fasst sie zusammen. 70 Schülerinnen und Schüler in vier Klassen begleitet sie.
Ihre Kollegin Renée Günther arbeitet parallel in zwei Berufskollegs in Löhne und Bünde. Bei ihr geht es um Industrieberufe wie Anlagenmechaniker*innen und auch medizinische Berufe. „Unsere intensive Begleitung hilft den Jugendlichen sehr„, sagt sie.
Beide Coaches arbeiten mit Jugendlichen, die in den Berufskollegs einen erweiterten Hauptschulabschluss oder die Fachoberschulreife anstreben. Was die meisten eint: Sie hängen mindestens ein Jahr Schule dran, um sich besser zu qualifizieren und mehr Klarheit zu gewinnen, was sie beruflich werden wollen. „Was hilft, ist mit den Schülern Ziele zu vereinbaren. Ich helfe, erwarte aber auch, dass die Jugendlichen mitarbeiten„, sagt Kerstin Euler. Die Jugendlichen vertrauen ihr. In den sozialen Netzwerken empfehlen Jugendliche Gleichaltrigen in einer ähnlichen Situation, sich an sie zu wenden. „Ich merke schnell, wer überhaupt ausbildungsreif ist, wer welche Unterstützung braucht und welche Berufe passen würden„, ergänzt Kerstin Euler.
Die Coaches sind gut vernetzt mit der Agentur für Arbeit und den Betrieben im Kreis Herford. Sie wissen, dass es im Kreis Herford mehr Bewerber*innen als Ausbildungsplätze gibt. Hinzukommt, dass bei vielen Ausbildungen inzwischen mehr Wissen verlangt wird, was einige Schulabschlüsse aber nicht hergeben. „Diese Schere in den Griff zu bekommen, ist schwierig. Die Berufsfachschulen sind deswegen eine wichtige Brücke, Inhalte nachzuarbeiten und zu vertiefen„, sagt Renée Günther.
Uwe Steen hat im Oktober 2020 sein Büro im Wilhelm-Normann-Berufskolleg bezogen. Er arbeitet eng mit dem dortigen Schulsozialarbeiter zusammen, ist als Ausbildungscoach aber vor allem Ansprechpartner für alle Auszubildenden an der Schule. Die Palette der Berufe ist entsprechend breit gefächert: Landwirte, Gärtner*innen, Maler*innen, Maurer*innen und Bäckereifachverkäufer*innen gehören dazu, die meisten Berufe sind im Handwerk und im grünen Bereich angesiedelt. Inzwischen hat er sich in den 60 Klassen allen Berufsschüler*innen vorgestellt. „Die Schüler wissen, dass sie mit allen Dingen, die mit ihrer Ausbildung zu tun haben, zu mir kommen können“, sagt er. Was er durch möglichst frühes Eingreifen verhindern will: dass Auszubildende ihre Ausbildung abbrechen. „Ich frage nach den Gründen, kontaktierte die Ausbilder, spreche mit den Klassenlehrer*innen und Beratungslehrkräften, vermittele in Nachhilfe oder Förderung„, fügt er an. Dazu gehören beispielsweise Sprachförderkurse für zugewanderte Auszubildende. Immer noch viel zu viele Jugendliche brechen ihre Ausbildung ab, in einzelnen Berufsgruppen sind es über die Hälfte. „Der Schlüssel zum Erfolg ist es, den Jugendlichen zu vermitteln, dass sie unterstützt werden. Das steigert ihre Motivation und führt zu Erfolgserlebnissen. Und das gelingt über ein Netzwerk mit den beteiligten Institutionen, wie etwa der Agentur für Arbeit, der Industrie- und Handelskammer, der Handwerkskammer und Landwirtschaftskammer, und selbstverständlich den Betrieben„, berichtet Uwe Steen.