Wahrheit und Täuschung aus Glas

Die Lippische Gesellschaft für Kunst (LGfK) zeigt Glasarbeiten von Josepha Gasch-Muche

I. Josepha Gasch-Muche mit einer ihrer Glasskulpturen © Dr. Wolfgang Muche

I. Josepha Gasch-Muche mit einer ihrer Glasskulpturen © Dr. Wolfgang Muche

Detmold. Die Lippische Gesellschaft für Kunst (LGfK) zeigt vom 15. Mai bis 12. Juni im Detmolder Schloss ausgewählte Glasarbeiten der Künstlerin Josepha Gasch-Muche. „Josepha Gasch-Muche erschafft eine ganz einzigartige Kunst, die man in der Form nicht zu sehen bekommt“, weiß Beiratsvorsitzende Karin Strate, die die Ausstellung in enger Abstimmung mit der Künstlerin konzipiert hat. „Die gläsernen Objekte werden faszinierend sein, funkelnd und wunderschön!“

III. Josepha Gasch-Muche, T.20.04.2019 © Francesco Allegretto

III. Josepha Gasch-Muche, T.20.04.2019 © Francesco Allegretto

Für ihre exzeptionellen Glasobjekte zerbricht Gasch-Muche extrem dünnes Glas, ursprünglich u.a. für Displays von Mobiltelefonen vorgesehen, und schichtet aus den tausenden Glassplittern ihre singulären Kunstwerke. Das Spiel mit Licht und der Farbigkeit der Lichtprismen bilden lichterfüllte Erscheinungen, die je nach Ausrichtung des Glases, nach Lichteinfall und Blickwinkel des Betrachtenden, Kraftfelder entstehen lassen. Abstrakte Bilder und Landschaften in ständig dynamischer Transformation und vibrierender Bewegung, die in ihren unendlichen Spiegelungen und Brechungen nicht von dieser Welt zu sein scheinen. Ein Faszinosum. Zugleich die Suche nach der Wahrheit. „Wahrheit ins Werk zu setzen, ohne dabei die Täuschung zu unterschlagen, welche das Leben permanent für uns bereithält, ist für mich als Künstlerin ein hohes Ziel. Die Arbeit mit dem Glas gibt mir die Möglichkeit dazu“, erläutert Josepha Gasch-Muche. Dabei transportieren die Glasskulpturen nicht als absolute Wahrheit, sondern stets eine relative: Je nach Lichteinfall und Blickwinkel wandelt sich das gläserne Kunstwerk und steht damit immer in Relation zum Betrachtenden. Analog sind die Werke nie mit einem namentlichen, beschreibenden Titel bedacht, der ihnen eine narrative und damit bestimmende Dimension zuspräche. Gasch-Muche pflegt ihren Glasobjekten reine Zahlentitel zu geben, die auf den Tag ihrer Fertigstellung hinweisen. Jene nüchternen Titel haben für die Künstlerin lediglich eine buchhalterische Funktion und keinerlei inhaltliche Bedeutung. So stellt sie sicher, dass der Betrachtende völlig unbeeinflusst die Glasobjekte wahrnehmen kann. „Es näher zu beschreiben, erübrigt sich, denn es ist unmittelbar evident. Es ist, was es ist“, so Gasch-Muche.

II. Josepha Gasch-Muche, ohne Titel © bei der Künstlerin

II. Josepha Gasch-Muche, ohne Titel © bei der Künstlerin

Eine besondere Herausforderung für die ehrenamtlich arbeitende LGfK, die in diesem Jahr ihr 50jähriges Jubiläum feiert, sei – so Karin Strate – für diese ungewöhnliche Ausstellung  „der Transport der Kunstwerke und der Sicherheitsaspekt.“ Die Objekte sind z.T. äußerst schwer, durch ihr Material unhandlich und zugleich hochempfindlich. Um die von der Künstlerin aus ihrem Atelier für die Ausstellung ausgewählten Glasobjekte in das Detmolder Schloss zu transportieren, bedarf es einer Hebebühne und spezieller von der Künstlerin selbst entwickelter Gerätschaften.

Josepha Gasch-Muche studierte zunächst Grafik an der Akademie der Bildenden Künste in Trier und Malerei bei dem Bauhauskünstler Prof. Boris Kleint. Die Auseinandersetzung des Bauhauses mit der essentiellen „Materialität“ von Stoffen hat das Werk von Gasch-Muche deutlich beeinflusst. Das Credo von Kleint, fasst Karin Strate so zusammen: „Wenn du mit einem Material arbeiten willst und dich diesem näherst, dann zerstöre es, damit du sein innerstes kennenlernst und dann setze es wieder zusammen.“ Gasch-Muche wurde u.a. mit dem Coburger Glaspreis (2006), dem Silver Price bei der internationalen Glasausstellung in Kanazawa Japan (2007) und dem Bayerischen Staatspreis (2008) ausgezeichnet.

Zur Vernissage am 15. Mai, 11.30 Uhr ist die Künstlerin anwesend. Werkeinführung, Prof. Dr. Thomas Grosse, Rektor der HfM Detmold. Es musiziert das Ensemble Horizonte. Eintritt frei, täglich außer montags von 11-12Uhr und 14-17Uhr geöffnet. Zur Finissage am 12. Juni um 11.30 Uhr steht die Künstlerin zum Gespräch zur Verfügung. Weitere Informationen unter: www.kunstverein-lippe.de.