Viele Herausforderungen in historischen Stadt- und Ortskernen

Regionalgruppe OWL tagte in Minden – Mitglieder wollen gemeinsames Projekt in der „REGIONALEN 2022“ positionieren

Minden. Nach 2011 hat erneut Regionalgruppe Ostwestfalen-Lippe (OWL) der „Arbeitsgemeinschaft Historischer Stadt- und Ortskerne“ in Minden getagt. Dem 1987 ins Leben gerufenen Zusammenschluss in OWL, der „eine Veranstaltung des Landes Nordrhein-Westfalen“ ist, gehören aktuell elf Städte und ein Ortskern an, landesweit sind es mittlerweile insgesamt 56 Orts- und Stadtkerne. Dieser Arbeitsgemeinschaft könne man nicht beitreten, man werde aufgenommen, erläuterte der Vorsitzende Dr. Reiner Austermann (Bürgermeister der Stadt Lemgo) in einem Pressegespräch. Alle Mitgliedsstädte und –orte verpflichten sich, bei allen Planungen Rücksicht auf das baukulturelle Erbe zu nehmen und erhalten im Gegenzug dafür Zugang zu Städtebaufördermittel.

StadtrundgangAuf der Tagesordnung des Treffens am 6. Oktober im Mindener Museum standen neben einem Stadtrundgang, den Berichten aus den Mitgliedsstädten und dem allgemeinen Austausch auch das Thema „REGIONALE 2022“. Das vom Land Nordrhein-Westfalen aufgelegte Strukturentwicklungsprogramm steht unter dem Motto „Wir gestalten das UrbanLand“. Mit der „Regionalen“ haben Städte und Gemeinden in OWL die Chance, in einem zielgerichteten Prozess wichtige Entwicklungen anzustoßen, so Dr. Austermann. Da will auch die Arbeitsgemeinschaft nicht außen vor bleiben.

In diesem Zusammenhang haben die Mitglieder in Minden besprochen, dass sie sich mit einem gemeinsamen Projekt innerhalb des Förderrahmens positionieren möchten. Es geht um das Thema „Digitalisierung“. Historische Stadt- und Ortskerne sollen digital erlebbar gemacht werden, so zum Beispiel mit 3D-Projekten. Das Rathaus oder andere historische Gebäude in einer Stadt könnten von Bürgerinnen und Bürgern, Schülern oder Studierenden digitalisiert und mit vorhandenen Informationen im Netz verknüpft werden – eine Idee. Die Bewerbung um Fördermittel, so der Arbeitsgruppen-Vorsitzende, seien „andiskutiert worden und müssten noch weiter konkretisiert werden“. Bis Ende des Jahres soll eine Projektskizze stehen, die Grundlage für einen Förderantrag der AG im Rahmen der „Regionalen“ sein soll, ergänzt der stellvertretende OWL-Vorsitzende, Fachbereichsleiter Bernd Zimmermann (Detmold). Bis dahin wollen die Mitglieder in engem Mail-Kontakt bleiben.

Minden sei, was das Thema Digitalisierung angehe, schon recht weit, lobte Austermann in einem Pressegespräch. Als Stichworte nannte Bürgermeister Michael Jäcke die „Beacon Mile“, die Minden-App, die ins Stadtpflaster eingelassenen QR-Codes und das freie W-LAN in der Innenstadt – alles Projekte unter Federführung der Minden Marketing GmbH, die auch aus dem Verfügungsfonds gefördert wurden. Der Fonds ist mit Mitteln vom Bund, vom Land und der Stadt Minden bestückt. Private Investoren, Vereine oder Unternehmen melden ein Projekt an und bestücken dieses mit mindestens 40 Prozent an Eigenmitteln. Über die Förderung von beantragten Projekten entscheidet ein Vergabegremium aus Vertretern der Politik, dem Einzelhandel und Innenstadtakteuren.

Dieses erfolgreiche Modell, aus dem „schon viele tolle Projekte finanziert werden konnten“, stellte Bürgermeister Michael Jäcke den Teilnehmern des AG-Treffens in seiner Begrüßung vor. Auch berichtete er, welche Projekte in jüngster Zeit aus Städtebaufördermitteln des Landes realisiert werden konnten oder noch werden, darunter die fast abgeschlossene Neugestaltung der Fußgängerzone mit dem taktilen Leitsystem, Maßnahmen aus dem „Barriereatlas“ wie die geplante Rampe und der Fahrstuhl an der Martinitreppe und die geplante Neugestaltung des Glacis und der Weserpromenade.

Dass historisches Erbe verpflichtet, machte Dr. Reiner Austermann deutlich. Zwar seien die gut erhaltenen Stadt- und Ortskerne „die Visitenkarte des Landes“, hätten aber damit auch besondere Herausforderungen zu meistern. Barrierefreiheit und Mobilität seien in engen Gassen und Straßen mit historischem Pflaster oftmals nicht umzusetzen, Einzelhandelsflächen zu erweitern, manchmal schier unmöglich. Denkmalschutz und Brandschutz in historischen Gebäuden seien darüber hinaus weitere Aspekte, vor denen die schönen, aber eben historischen Städte und Orte bei Planungen und Baumaßnahmen stünden.

Beim nächsten Treffen im April 2018 in Warburg soll das bis dahin skizzierte Projekt für die „REGIONALE 2022“ weiter vertieft werden.

Fotos: ©Stadt Minden