Via Nova 2023 startete mit bewegenden Veranstaltungen

Von verlorenen und wiedergefundenen Paradiesen – Via Nova 2023 startete mit bewegenden Veranstaltungen

Höxter. Das Hohelied Salomos ist eine alte Sammlung berührender zärtlich-erotischer Liebeslieder. Eine Frau und ein Mann suchen, finden und verlieren sich wieder im ewigen Kreislauf. Sie sehnen sich nach einander und beschreiben den Anderen in den zärtlichsten Worten und Bildern. Zutiefst berührt hörte das Publikum im bis auf die letzte Stuhlreihe gefüllten Kaisersaal im Schloß Corvey den beiden bekannten Schauspielern Andrea Sawatzki und Christian Berkel zu, die aus dem Hohelied lasen. Beide sind übrigens auch privat schon viele Jahre miteinander verbunden, ihre Vertrautheit miteinander spürte man auf der Bühne und in der Intensität des Lesens. Das Musikensemble Sarband spielte dazu spirituelle islamische Musik und brachten einen in weißem Gewand minutenlang um die eigene Mitte wirbelnden Derwisch mit.

Es war die eröffnende Abendveranstaltung des diesjährigen Via Nova Kunstfestes Corvey, das 2023 unter dem Motto „Eine Lilie unter Disteln“ steht. Gärten, Paradiese, Sehnsuchtsvorstellungen, aber auch Gefährdungen und Verluste spielen in den kommenden Tagen bis zum 3. September in Literatur und Musik eine große Rolle. 

Am Nachmittag hatten bereits der Schriftsteller Navid Kermani und die Schauspielerin Sarah Sandeh vom Garten Eden erzählt, der sich für den iranisch-deutschen Kermani mit den wunderbaren, der Sandlandschaft abgetrotztem persischen Gärten seiner Kindheit, in deren Mitte ein Wasserbecken den Himmel spiegelt, verbinden. In seiner Reportage aus Madagaskar beschrieb er, wie drastisch sich die Landschaft verändert durch verheerende menschliche Eingriffe. Der Altorientalist Hannes D. Galter erinnerte in seinem Vortrag daran, dass das Wort Eden ursprünglich für Ödland und Wüste stand.

Am Samstag und Sonntag konnte man die Schauspielerin Lilith Stangenberg mit nutzvollen Heilpflanzenbeschreibungen Hildegard von Bingens erleben. Der Schauspieler Jens Harzer las mit eindringlicher Stimme Gedichte des Franzosen Philippe Jacottet über die beruhigende Schönheit der Natur und Loblieder des Mönches Wahlafrid Strabo auf eben jene. Und die Schauspielerin Hannah Herzsprung erzählte eine berührende Liebesgeschichte mit geistreicher Moral des persischen Dichters Nizami. Passend dazu verriet der Kunsthistoriker Daniel Uchtmann, welche symbolischen Bedeutungen bestimmte Pflanzenabbildungen in der Kunst besitzen. Die begleitende Musik spielten das Ensemble 1700 mit der faszinierenden Flötistin Dorothee Oberlinger, die mit beeindruckender Fingerfertigkeit ihr Instrument zum Tanzen brachte, der weltberühmte Gambist und Kenner alter Musik Jordi Savall mit seinem Ensemble HESPÉRION XXI, die Folías und Canarios von der Antike bis zur Gegenwart mitbrachten, und das Streichquartett der Staatskapelle Berlin, das sich 2016 auf Anregung von Daniel Barenboim gegründet hatte und seitdem international erfolgreich gastiert.

Das Via Nova Kunstfest geht noch bis zum 3. September. Programm unter www.corvey.de, Karten unter 05231. 570150.

WEITERES PROGRAMM

Montag, 28. August 2023
David Kross, Nellie Thalbach,Sharon Kam Klarinette, Mario Häring Klavier

Dienstag, 29. August 2023
Maria Schrader, Hille Perl & Friends

Mittwoch, 30. August 2023
Benno Fürmann, Christian Tetzlaff Violine, Tanja Tetzlaff Violoncello

Donnerstag, 31. August 2023
Lars Eidinger, Ragna Schirmer Klavier

Freitag, 1. September 2023
Sven-Eric Bechtolf,  Ensemble Ausonia, No-Theater

Samstag, 2. September 2023, 11.30 Uhr, Kloster Amelungsborn
Corinna Harfouch, Dorothee Mields Gesang Stefan Temmingh Blockflöte

Samstag, 2. September 23, Schloß Corvey, Kaisersaal
Albrecht Schuch, Johanna Wokalek, Fazil Say Klavier

Sonntag, 3. September 2023
Martina Gedeck, Xavier de Maistre Harfe

14.30 Uhr, Herzoglicher Park Corvey
O/Modernt Kammerorchester

GESAMTES PROGRAMM: https://corvey.de/programm/via-nova-kunstfest-corvey-2022/

Tagsüber führen sechs Exkursionen in herausragende Gartenanlagen in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen.