Theater und Musik im Zeichen von Übergängen

Festival Dalheimer Sommer 2022 mit prominenter Besetzung / Karten-vorverkauf läuft ab sofort auch online

Lichtenau-Dalheim (lwl). Das Musik- und Theaterfestival Dalheimer Sommer macht in seiner 24. Spielzeit etwas Neues. Unter dem Motto „Übergänge“ laden insgesamt zwölf Veranstaltungen vom 5. bis 21. August 2022 in das LWL-Landesmuseum für Klosterkultur (Kreis Paderborn) ein. Zeitgenössisches Theater, prominent besetzte Lesungen und Konzerte von Alter Musik bis Jazz sollen im ehemaligen Kloster Dalheim für hochkarätigen Kulturgenuss sorgen. Unter Intendanz des österreichischen Schauspielers Harald Schwaiger erwartet das Publikum ein innovatives und abwechslungsreiches Programm in der Veranstaltungsscheune „Neuer Schafstall“ und in der ehemaligen Klosterkirche. Zum Beginn des Kartenvorverkaufs am 1. Juni präsentierten die Veranstalter Stiftung Kloster Dalheim und Verein der Freunde des Klosters Dalheim e.V. jetzt den Festivalkalender.

Theater, Musik und Lesungen im "Neuen Schafstall": Der Vorsitzende des Vereins der Freunde des Klosters Dalheim e.V. Hans-Dieter Seidensticker, Museumsdirektor Dr. Ingo Grabowsky und Intendant Harald Schwaiger (v.l.) präsentieren das Programm des diesjährigen Dalheimer Sommers. Foto: LWL/Kristina Schellenberg

Theater, Musik und Lesungen im „Neuen Schafstall“: Der Vorsitzende des Vereins der Freunde des Klosters Dalheim e.V. Hans-Dieter Seidensticker, Museumsdirektor Dr. Ingo Grabowsky und Intendant Harald Schwaiger (v.l.) präsentieren das Programm des diesjährigen Dalheimer Sommers. Foto: LWL/Kristina Schellenberg

Zwischen Tradition und Neuerung
„Politische, technische und gesellschaftliche Umbrüche prägen seit Jahrhunderten und auch heute noch das Schaffen von Komponisten und Schriftstellerinnen genauso wie Lebenskrisen und alltäglicher Wandel“, so der Geschäftsführer der Stiftung Kloster Dalheim und Leiter des LWL-Landesmuseums für Klosterkultur, Dr. Ingo Grabowsky, zum diesjährigen Motto des Festivals.

Auch die traditionsreiche Veranstaltungsreihe selbst befinde sich teilweise noch auf dem Weg der Erneuerung. Grabowsky: „In der vergangenen Spielzeit konnten wir beweisen, dass unser verjüngtes, neues Programm Besucherinnen und Besucher in das Kloster Dalheim zieht. Alle Veranstaltungen waren ausverkauft – und das trotz Corona-Pandemie.“ Erneut erwarten die Veranstalter einen Erfolg. Neu ist in diesem Jahr auch der Online-Kartenvorverkauf, über den sich Festivalgäste ihre Karten platzgenau buchen können. Das Angebot der telefonischen Kartenbestellung besteht weiterhin.

Mephisto: Das Schauspiel nach Klaus Mann ist die zweite Eigenproduktion für den Dalheimer Sommer. Foto: Cornelia Reidinger

Mephisto: Das Schauspiel nach Klaus Mann ist die zweite Eigenproduktion für den Dalheimer Sommer. Foto: Cornelia Reidinger

Grenzübertritte bereichern Fantasie
Unter dem Motto „Übergänge“ konzipierten die Festivalmacher die kommende Sommer-Spielzeit: Viele Künstlerinnen und Künstler verarbeiteten Umbrüche und Übergänge in neue Zeiten in ihren Werken. Intendant Harald Schwaiger: „Zwischen Wahrheit und Fiktion, Erfolg und Niederlage, Hoffen und Bangen löst ihr Schaffen Grenzen auf und schlägt damit immer wieder eine neue Richtung ein.“ Auf der künstlerischen Agenda stehen zum Beispiel Werke von Klaus Mann, Woody Allen, Wolfgang Amadeus Mozart und Leo Tolstoi. „Beim Dalheimer Sommer 2022 erleben wir den Übergang von einer Demokratie zur Diktatur, von freundschaftlicher Nähe zu offenen Vorwürfen und von musikalischer Konvention zu Extravaganz und Originalität“, so Schwaiger weiter. Gerade in der heutigen, von Katastrophen geprägten Zeit könnten Theater und Musik neue Perspektiven eröffnen und auch etwas Hoffnung geben, meint der Dalheimer Sommer-Intendant.

Prominente Mitstreiter
Für das Programm konnte der Festivalmacher prominente Schauspielerinnen und Schauspieler gewinnen. Mit dabei sind beim Dalheimer Sommer 2022 zum Beispiel die Schauspielerin und Synchronsprecherin Mechthild Großmann (bekannt aus dem „Tatort“ Münster), die Grimme-Preisträgerin, Fernseh- und Burgschauspielerin Caroline Peters („Mord mit Aussicht“, „Der Vorname“) oder Fernseh- und Theaterschauspieler Claus Dieter Clausnitzer („Tatort“ Münster, „Rote Rosen“).

Außergewöhnliche Stimme: Mechthild Großmann liest aus "Maria Stuart". Foto: Daniel Sadrowski

Außergewöhnliche Stimme: Mechthild Großmann liest aus „Maria Stuart“. Foto: Daniel Sadrowski

Schauspiel
Mit der Eigenproduktion „Mephisto“ (5.8., 12.8.) zeichnet Harald Schwaiger das vielschichtige Porträt eines Künstlers, der zwischen Moral und Egoismus gefangen ist: Der aufsteigende Schauspieler Hendrik Höfgen beschließt im aufkeimenden Nationalsozialismus, sich auf seine Karriere zu konzentrieren. Der Preis für seinen Ruhm ist der Verrat an Freunden und persönlichen Idealen. Er nimmt die Rolle des Mephisto in „Faust I“ an und erkennt erst viel zu spät, dass er den Pakt mit dem Teufel bereits geschlossen hat. Das nach dem Roman von Klaus Mann bearbeitete, für den Dalheimer Sommer konzipierte Stück appelliert an die Verantwortung aller.

Mit einem Solo kommt die Schauspielerin Bettina Hoppe vom Berliner Ensemble ins Kloster Dalheim. Unter der Regie von Oliver Reese (Intendant Berliner Ensemble) spielt Hoppe in der Dalheimer Veranstaltungsscheune „Die Frau, die gegen Türen rannte“ (14.8.). In dem Stück verkörpert sie die 39-jährige Paula Spencer, die bereits unzählige Rückschläge in ihrem Leben hin-nehmen musste. Der Booker-Preisträger Roddy Doyle erzählt die Geschichte einer alkoholkranken Frau, die allen Widrigkeiten zum Trotz unermüdlich versucht, das Leben aus eigener Kraft in den Griff zu bekommen.
Das österreichisch-deutsche Schauspiel-Ensemble „austroPott“ bringt mit „Das Abschiedsdinner“ von Matthieu Delaporte und Alexandre de la Patellière frischen Wind auf die Dalheimer Bühne (18.8.). In der Komödie wollen Clotilde und Pierre mit Antoine und Bea bei einem Abschiedsdinner Schluss machen. Längst ist ihnen die Freundschaft zu dem Paar zur lästigen Verpflichtung geworden. Was folgt, ist ein bissig-böser Schlagabtausch mit Sprachwitz und scharf-sinnigen Pointen. Das auch von „Der Vorname“ bekannte Autorenduo nimmt gesellschaftliche Normen auf die Schippe und bringt die unterschiedlichen Seiten der modernen Freundschaftsoptimierung unterhaltsam auf den Punkt.

Für Kinder: Andreas Gruhn in "Emil und die Detektive" Foto: Edi Szekely

Für Kinder: Andreas Gruhn in „Emil und die Detektive“ Foto: Edi Szekely

Kindertheater
Erstmals in der Geschichte des Festivals steht auch ein Theaterstück für Kinder auf dem Pro-gramm. Andreas Gruhn vom Kinder- und Jugendtheater Dortmund führt „Emil und die Detektive“ als Solo auf (14.8.). Dabei erzählt er Erich Kästners bekanntes Kinderbuch aus der Sicht von Gustav mit der Hupe und schlüpft gekonnt in zahlreiche Rollen, ist Erzähler und Schauspieler zugleich. Kinder ab acht Jahren und Erwachsene tauchen ein in das Berliner Flair der 20er Jahre und erleben einen Theaterspaß.

Lesungen
Ein weiteres Mal lesen prominente Gäste Klassiker der Weltliteratur und moderne Texte: Unter dem Titel „Das Ende der Maria Stuart nach Stefan Zweig“ leiht Schauspielerin Mechthild Großmann der einstigen Königin von Schottland ihre Stimme (6.8.). Begleitet wird Großmann von dem Saxophon- und Gitarren-Duo „K&K“ mit Ralf Kiwit und Martin Klausmeier. Die Schauspielerinnen und Schauspieler Jele Brückner, Konstantin Bühler, Claus Dieter Clausnitzer, Bianka Lammert, Silvia Passera und Harald Schwaiger präsentieren das Theaterstück „Eine Mittsommernachts-Sex-Komödie“ von Woody Allen als szenische Lesung (7.8.).
Musikalisch umrahmt werden sie vom „Acoustic Groove Duo“ mit Tony Kaltenberg und Carsten Hormes.

Die als TV-Polizeikommissarin bekannte Caroline Peters liest aus Leo Tolstois Novelle „Kreutzersonate“ (20.8.). Tolstois provokantes Meisterwerk verhandelt Fragen der Moral in Liebe und Ehe in der russischen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts. Cordula Kocian an der Geige und Pianist Hinrich Alpers begleiten die Fernseh- und Burgschauspielerin mit Beethovens Kreutzersonate.

Swing, Blues und Soul: Brenda Boykin, Jan Luley und Thomas l'Etienne beweisen am 13. August ihr Improvisationstalent. Foto: Jan Luley

Swing, Blues und Soul: Brenda Boykin, Jan Luley und Thomas l’Etienne beweisen am 13. August ihr Improvisationstalent. Foto: Jan Luley

Konzerte
Konzertgenuss erwartet das Publikum beim Dalheimer Sommer: Die Jazz-Sängerin Brenda Boykin und das Jan Luley-Trio nehmen das Publikum mit „The Roots of Black American Music“ auf eine Zeitreise (13.8.). Feinster akustischer Jazz, Blues und Soul zwischen New Orleans, Memphis und New York stehen auf dem Programmzettel. Unterstützt werden Boykin und das Trio dabei von Trompeter Ryan Carniaux und Saxophonist Thomas l’Etienne.

Das „Teatro del Mondo“ ist Stammgast beim Dalheimer Sommer und kommt auch dieses Jahr wieder mit Alter Musik in den „Neuen Schafstall“ (19.8.). Das Barockkonzert unter dem Titel „O-ne Charming Night“ will mit den Stücken des großen englischen Komponisten Henry Purcell verzaubern. Unter der Leitung von Andreas Küppers präsentiert das Ensemble einen Konzertabend mit Werken aus „Fairy Queen“, „Dido“, „Dioclesian“ und „King Arthur“.

Gemeinsam mit dem Orchester der Paderborner Dommusik erfüllt die Mädchenkantorei am Paderborner Dom die Klosterkirche mit hochkarätiger Kirchenmusik für gleichstimmige Chöre (21.8.).
Die Sängerinnen im Alter von 13 bis 21 Jahren bringen unter der Leitung von Domkantor Patrick Cellnik geistliche Musik von gregorianischen Choral bis zu zeitgenössischen Werken zum Klingen. Neben Bearbeitungen von Wolfgang Amadeus Mozarts Messen und Felix Mendelssohn Bartholdys „Sechs Sprüchen für das Kirchenjahr“ werden auch Motetten, die eigens für einen gleichstimmigen Chor geschrieben wurden, in der stimmungsvollen Atmosphäre der Dalheimer Kirche aufgeführt.

Als Abschluss des Dalheimer Sommers geben sich der Ausnahmepianist Hinrich Alpers und das Kammerorchester Hannover unter der Leitung von Hans-Christian Euler die Ehre (21.8.). Im Zentrum des Abends „Wiener Klassik“ steht das „Jeunehomme-Klavierkonzert“ von Wolfgang Amadeus Mozart, das durch seine musikalische Originalität bekannte Konventionen sprengte. Die äußere Klammer bilden Kompositionen von Christoph Willibald Gluck und Luigi Boccherini, die sich beide dem Frauenhelden Don Juan widmen, sowie Felix Mendelssohn Bartholdys 6. Sinfonie für das Streichorchester.

Verein der Freunde des Klosters Dalheim e.V.
Der Verein der Freunde des Klosters Dalheim rief den Dalheimer Sommer Anfang der 1990er Jahre ins Leben. Der Vereinsvorsitzende Hans-Dieter Seidensticker freut sich auf die kommen-de Sommer-Saison: „Seit 24 Spielzeiten bringt der Dalheimer Sommer Musik, Theater und Lesungen in die Region Ostwestfalen. Mit dem Kindertheater wollen wir nun auch Familien bewusst mit einem Kulturprogramm ansprechen und in das ehemalige Kloster Dalheim locken.“

Sponsoren
Der Dalheimer Sommer 2022 wird unterstützt vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), Bette, der Kulturstiftung der Westfälischen Provinzial Versicherung, von Erna Maria und Dr. Ulrich Greiffenhagen, der Bürger- & Energiestiftung Lichtenau, dSPACE, der Stadt Lichtenau, Lödige Industries, den Volksbanken im Kreis Paderborn, Böllhoff und Westfalen Weser Energie.

Familienfreundlich: Sonderpreise für Kinder- und Jugendliche
Für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre gilt eine Ermäßigung von 50 Prozent für alle Veranstaltungen und alle Plätze. Beim Kindertheater gilt ein gesonderter Tarif.

Karten (ab 8 Euro) gibt es ab dem 1. Juni 2022 unter Telefon 05292 9319-224 (Di-Fr 11-16 Uhr) oder online über die Festival-Webseite http://www.dalheimer-sommer.lwl.org.

Festivalatmosphäre und Corona-Schutz
Um die Gesundheit aller Beteiligten zu schützen, kommt ein den aktuellen Corona-Schutzverordnungen angepasstes, umfassendes Hygienekonzept zum Tragen.

Termine
Fr, 5. August, 19.30 Uhr
Neuer Schafstall
Harald Schwaiger
Mephisto. Schauspiel nach Klaus Mann (Premiere)

Sa, 6. August, 19.30 Uhr
Neuer Schafstall
Das Ende der Maria Stuart nach Stefan Zweig
Mechthild Großmann liest aus „Maria Stuart“

So, 7. August, 18 Uhr
Neuer Schafstall
J. Brückner, K. Bühler, C. D. Clausnitzer, B. Lammert, S. Passera und H. Schwaiger lesen Woody Allen
Eine Mittsommernachts-Sex-Komödie

Fr, 12. August, 19.30 Uhr Neuer Schafstall
Harald Schwaiger
Mephisto. Schauspiel nach Klaus Mann

Sa, 13. August, 19.30 Uhr
Neuer Schafstall
J. Luley Trio, B. Boykin, R. Carniaux und T. l’Etienne
The Roots of Black American Music. Best of Swing, Blues & Soul

So, 14. August, 12 Uhr
Neuer Schafstall
Andreas Gruhn, Kinder- und Jugendtheater Dortmund
Emil und die Detektive

So, 14. August, 18 Uhr
Neuer Schafstall
Schauspiel Berliner Ensemble / Bettina Hoppe
Die Frau, die gegen die Türen rannte

Do, 18. August, 19.30 Uhr
Neuer Schafstall
Ensemble austroPott
Das Abschiedsdinner. Komödie von M. Delaporte und A. de la Patellière

Fr, 19. August, 19.30 Uhr
Neuer Schafstall
Teatro del Mondo
One Charming Night. Barockkonzert

Sa, 20. August, 19.30 Uhr
Neuer Schafstall
Kreutzersonate
Caroline Peters liest Leo Tolstoi

So, 21. August, 12 Uhr
Klosterkirche
Mädchenkantorei am Paderborner Dom
Deutsche Kirchenmusik. von Messen und Motetten

So, 21. August, 18 Uhr
Neuer Schafstall
Hinrich Alpers (Klavier) & Kammerorchester Hannover (Leitung: Hans-Christian Euler)
Wiener Klassik. Klavierkonzert

Intendanz
Der österreichische Schauspieler und Produzent Harald Schwaiger (49) hat das künstlerische Konzept bereits beim Dalheimer Sommer 2020 umgesetzt und steht auch in den kommenden zwei Spielzeiten (bis 2024) an der Spitze des Dalheimer Sommers. Der Ideengeber des Musik- und Theaterfestivals im Kloster Dalheim studierte am Mozarteum Salzburg und wirkte unter anderem am Deutschen Nationaltheater Weimar, am Düsseldorfer Schauspielhaus und am Schauspiel Dortmund. Er verfügt über mehr als 25 Jahre Erfahrung im Kulturbetrieb. Einen Schwerpunkt seiner Intendanz sieht der zweifache Familienvater darin, ein jüngeres Publikum für die Veranstaltungen des Dalheimer Sommers zu begeistern.

Stiftung Kloster Dalheim. LWL-Landesmuseum für Klosterkultur
Das LWL-Landesmuseum für Klosterkultur ist eines der 18 Museen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) und Deutschlands einziges Landesmuseum für klösterliche Kulturgeschichte. Es wird gemeinsam vom LWL und der Stiftung Kloster Dalheim getragen und ist beheimatet in dem rund 800 Jahre alten ehemaligen Kloster Dalheim. Ausgehend von der eigenen Geschichte lädt das Haus ein, die Welt der europäischen Klosterkultur zu entdecken. Zum Museum gehören ein Wirtshaus und ein Klosterladen. Jährlich finden zahlreiche Veranstaltungen im Kloster Dalheim statt.
http://www.stiftung-kloster-dalheim.lwl.org