Jugendliche erforschen Spuren der NS-Zeit in OWL

Broschüre zum Projekt MyHistoryMap OWL der Bildungsstätte Haus Neuland erschienen

Bei Exkursionen haben die Jugendlichen verschiedene Orte des Erinnerns kennengelernt. Beim Workshop im Haus Neuland erstellen sie Videos und Podcasts zu diesen Orten für die digitale Karte MyHistoryMap OWL. Foto: Haus Neuland

Bei Exkursionen haben die Jugendlichen verschiedene Orte
des Erinnerns kennengelernt. Beim Workshop im Haus Neuland
erstellen sie Videos und Podcasts zu diesen Orten für die digitale
Karte MyHistoryMap OWL. Foto: Haus Neuland

Bielefeld. Was ist in der Zeit des Nationalsozialismus in Ostwestfalen-Lippe passiert, und was müssen wir tun, damit sich Derartiges niemals wiederholt? Wie sehen Diskriminierung und Rassismus heute aus, und was können wir dagegen unternehmen? Diese Fragen sind angesichts des Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar ganz aktuell. Im Projekt MyHistoryMap OWL der Bildungsstätte Haus Neuland beschäftigen sich Jugendliche mit dem Themenkomplex und erforschen Orte des Erinnerns an ihrem eigenen Wohnort.

Rassismus und Diskriminierung früher und heute
Die Wewelsburg in Büren, das Hermannsdenkmal in Detmold oder das Stalag 326 in Schloß-Holte
Stukenbrock sind nur einige Orte in Ostwestfalen-Lippe, deren Geschichte durch die NS-Zeit geprägt ist. Wer einmal vor Ort war, steht oft ganz im Eindruck der historischen Ereignisse und kann diese dadurch besser verstehen und kritisch hinterfragen. „Die meisten Jugendlichen, mit denen wir diese Orte bisher besucht haben, waren wirklich schockiert über die drastischen Auswirkungen des NS-Regimes direkt vor der eigenen Haustür. Dadurch haben sie angefangen, sich intensiv und aus eigenem Antrieb mit der nationalsozialistischen Vergangenheit auseinanderzusetzen“, erläutert Felix Tiemann, der das Projekt vom Haus Neuland gemeinsam mit seinem Kollegen Steffen Steinmann durchführt.

Projektkoordinator Felix Tiemann Foto: Haus Neuland

Projektkoordinator Felix Tiemann
Foto: Haus Neuland

Gefördert wird MyHistoryMap OWL von der Bundeszentrale für politische Bildung. Seit Projektbeginn Anfang 2020 hat das Team – trotz Corona – rund 80 Teilnehmende in sieben Gruppen erreicht. „Ganz wichtig ist uns auch, den Blick in die Vergangenheit durch die Betrachtung von gegenwärtigen Formen der Diskriminierung und des Alltagsrassismus zu vertiefen. Die Jugendlichen haben sich intensiv mit der Frage beschäftigt, was sich eigentlich ändern muss, um Menschenfeindlichkeit zu vermeiden und eine vielfältige, tolerante Gesellschaft zu fördern“, betont Projektkoordinator Steffen Steinmann.

Broschüre und digitale Karte informieren über Orte des Erinnerns

So sind Videos und Podcasts zu mehreren Orten des Erinnerns entstanden. Diese Ergebnisse sind
online auf der HistoryMap OWL zu finden. Zudem dokumentiert eine Broschüre, die Anfang Januar erschienen ist, alle im Projekt behandelten Orte. Sie kann auf der Projekt-Webseite historymap.de angeschaut oder als gedrucktes Exemplar bestellt werden – eine E-Mail an history@haus-neuland.de genügt.

Kostenlose Ostercamps für Jugendliche geplant

Projektkoordinator Steffen Steinmann Foto: Haus Neuland

Projektkoordinator Steffen Steinmann
Foto: Haus Neuland

Interessierte Schulen können sich auch weiterhin im Haus Neuland melden. Da das Projekt von der Bundeszentrale für politische Bildung gefördert wird, ist die Teilnahme für die Schulen kostenlos. Bis Ende April 2021 läuft MyHistoryMap OWL noch.

Zum Abschluss sind zwei kostenlose Camps in den Osterferien geplant – wenn die Pandemiesituation es zulässt. Die Camps sollen unter dem Titel „MyHistory OsterCamp – Vergangenheit erfahren, Zukunft gestalten“ vom 29. März bis 1. April sowie vom 6. bis 9. April 2021 im Haus Neuland stattfinden und richten sich an Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren. Exkursionen, Gespräche mit Expertinnen und Experten sowie die Produktion eigener Videos gehören zum viertägigen Programm. Übernachtung und Verpflegung im Haus Neuland sind inklusive. Mehr Informationen gibt es bei den Projektkoordinatoren Felix Tiemann und Steffen Steinmann unter history@haus-neuland.de.

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GRÜNE begrüßen Studie zu Förderschulen in der NS-Zeit

LWL geht konsequent den Weg, das Ausmaß der NS-Verbrechen in LWL-Schulen aufzuarbeiten

Foto: Norbert Ostermann

Foto: Norbert Ostermann

OWL. Die GRÜNE Fraktion in der Landschaftsversammlung Westfalen-Lippe begrüßt die heute vom Schulausschuss beschlossene Durchführung einer Vorstudie zur Geschichte der heutigen Förderschulen mit den Förderschwerpunkten Hören und Kommunikation sowie Sehen in Westfalen-Lippe im 20. Jahrhundert.

„Das Thema ist gesellschaftlich hoch relevant, gerade in Zeiten, in denen Rechtsextremisten versuchen, die dunklen Phasen der deutschen Geschichte vergessen zu machen“, sagt dazu Norbert Ostermann, schulpolitischer Sprecher der GRÜNEN Fraktion.

Nach Recherchen des LWL-Instituts für westfälische Regionalgeschichte ist die Geschichte der gehörlosen und der blinden Menschen in Westfalen-Lippe nur rudimentär erforscht, zur NS-Zeit nur in Form einzelner Untersuchungen. Auch zur Geschichte der heutigen LWL-Förderschulen mit dem Förderschwerpunkt Hören und Kommunikation sowie mit dem Förderschwerpunkt Sehen besteht großer Aufarbeitungsbedarf.

Mit der Einrichtung einer halben wissenschaftlichen Projektstelle für die einjährige Vorstudie wird ein notwendiger erster Schritt getan, die Forschungslücke für die LWL-Förderschulen in Westfalen-Lippe insbesondere zur Zeit des Nationalsozialismus weiter zu schließen.

Die Vorlage wird abschließend am 15. Mai im Landschaftsausschuss beschlossen.

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LWL unterstützt Erneuerung des Historischen Museums Bielefeld

Münster/Bielefeld. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) unterstützt die Stadt Bielefeld mit über 50.000 Euro dabei, die 25 Jahre alte Dauerausstellung des Historischen Museums Bielefeld zu erneuern. Das hat der LWL-Kulturausschuss am Mittwoch (3.7.) in Münster beschlossen.

„Seit der Eröffnung des Museums 1994 haben sich die Ansprüche der Besucher, ihre Sehgewohnheiten und die Standards der Museumseinrichtung und die Vermittlungsformen verändert“, sagte LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger. „Deshalb ist es wichtig, dass das Historische Museum schrittweise seine Dauerausstellung erneuert und dabei neue Fragestellungen und Forschungsergebnisse berücksichtigt.“

Im Rahmen dieser Erneuerung, die das Historische Museum seit 2014 betreibt, will es jetzt unter dem Titel „Junges Museum“ einen bisher fehlenden Raum für Museumspädagogik und Vermittlungsarbeit einrichten. Hier sollen mit digitalen Medien ausgestattete Arbeitsplätze für junge Museumsbesucherinnen entstehen. Ausgewählte Arbeiten von Kindern und Jugendlichen, die hier entstanden sind, sollen künftig im „Jungen Museum“ gezeigt werden.
Außerdem soll eine neue Abteilung entstehen, die sich mit der Zeit von 1900 bis 1950 widmet. So ergänzt das Museum den chronologischen Gang durch die Stadtgeschichte um ein weiteres Kapitel, das sich mit dem ausgehenden Kaiserreich, dem ersten Weltkrieg, der Weimarer Republik und dem beginnenden Wiederaufbau in der Nachkriegszeit beschäftigt. Der Schwerpunkt der neuen Abteilung liegt in der NS-Zeit. Sie will das Museum mit dem Schicksal einzelner Protagonisten emotional vermitteln, indem an Hörstationen Menschen aus verschiedenen Mileus ihre Lebenssituation darstellen.

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