Rechte Parole von Leo Knauf wird Thema im Bielefelder Stadtrat

Welche Konsequenzen ziehen Arminia und Oberbürgermeister Clausen?

Bielefeld. Der Social Media Post mit rechtsextremer Rhetorik zum Arminia-Spiel gegen St. Pauli hat womöglich Folgen für seinen Verfasser, FDP-Ratsmitglied Leo Knauf. Nach öffentlicher Empörung und der Rüge des Hamburger Gastvereins liegt das Fehlverhalten des Lehramtsstudenten derzeit beim DSC auf dem Tisch. Auch in der kommenden Stadtratssitzung (Donnerstag, 17:00 Uhr) wird es auf der Tagesordnung stehen.

Nach dem 2:0-Sieg der Arminia gegen St. Pauli am 22. Oktober hatte Knauf nach Spielende auf seinem InstagramAccount ein Bild aus der Schüco-Arena mit dem Schriftzug „Zecken klatschen“ versehen. Darunter konnten seine Follower mit einem Schieberegler interaktiv das Maß ihrer Zustimmung ausdrücken. Der Post wurde inzwischen von Knauf gelöscht.

„Zecken klatschen“ als Aufruf zur Gewalt

Leo Knauf - Instagram-Post_-_Zecken-klatschen

Leo Knauf – Instagram-Post_-_Zecken-klatschen

Die genutzte Äußerung „Zecken klatschen“ ist rechtsextremer Rhetorik zuzuordnen und beinhaltet den Aufruf zur Gewalt gegen Andersdenkende. Laut Wikipedia kann sie als „indirekte Tötungsaufforderung gewertet werden“. Auch St. Pauli-Vereinssprecher Patrick Gensing unterstrich die eindeutige Lesart. Der ehemalige tagesschau-Redakteur und Experte für Rechtsextremismus und Hetze im Netz erläuterte, dass es sich um einen in rechtsextremen Kreisen gängigen Begriff handle, um Angriffe gegen Antifaschisten oder Minderheiten zu verhamlosen. „Mit sportlichem Wettstreit hat das aus unserer Sicht wenig zu tun“, so Gensing weiter zum Beitrag von Leo Knauf.

Reaktionen aus Sport, Bevölkerung und Politik

Nicht nur die Vereinsführung zeigte sich empört, auch viele St. Pauli Fans machten vor allem im Netz ihrem Unmut vor Luft. Dabei erhielten sie Unterstützung aus der Bielefelder Bevölkerung, die Bedenken äußerte den angehenden Grundschullehrer auf Kinder loszulassen, den Rücktritt des Rats- und Stupa-Mitgliedes forderte oder ein Hausverbot für den Supermarkt aussprach. Auch beim DSC Arminia Bielefeld ist der Vorfall bei Christian Roselius, dem Koordinator für Neue Medien, und Patrick Lippert, veranwortlich für Fußballkultur und Soziales, eingegangen. Welche Konsequenzen der DSC aus dem öffentlichen Posting zieht, bleibt abzuwarten. Ein Stadionverbot könnte die Folge sein, da die „Richtlinien zur einheitlichen Behandlung von Stadionverboten“ seitens des DFB eindeutig sind. So ist das Verbot zu verhängen, wenn es sich um ein Auftreten „in einer der Menschenwürde verletzenden Art und Weise oder sicherheitsbeeinträchtigend“ handelt (§1 Abs. 1). Es ist unabhängig von der strafrechtlichen Relevanz eine „Präventivmaßnahme auf zivilrechtlicher Grundlage“, auch um den „Betroffenen zur Friedfertigkeit anzuhalten“ (Abs. 2).

Auch Oberbürgermeister Pit Clausen befasst sich mit dem Vorfall

Bereits geäußert hat sich Oberbürgermeister Pit Clausen zu dem Sachverhalt. Clausen, bekennender Arminia-Fan und selbst Mitglied, erhielt von der Ratsgruppe der PARTEI die Anfrage, wie er in dieser Sache zu handeln gedenke. Der 60-jährige hatte in der Vergangenheit von seinem Hausrecht Gebrauch gemacht, die ArminiaFlagge auf der Sparrenburg zu hissen, und feiert Aufstiege oder Klassenerhalte in der Öffentlichkeit. In diesem Fall werde er aber keine Gespräche mit dem DSC suchen, um auf ein Stadionverbot für Knauf hinzuwirken. Auch werde er als Vorsitzender keine öffentliche Entschuldigung seines Ratsherrn einfordern, denn der Post sei „eine private Äußerung, die nicht im Kontext zum Ratsmandat steht“. Ob sich die anfragende FRAKTION, wie sich die Ratsgruppe der PARTEI um Lena Oberbäumer und Daniel Hofmann nennt, mit dieser Antwort zufriedengibt, wird sich zu Beginn der Ratssitzung am Donnerstag ab 17 Uhr im Großen Saal des Neuen Rathauses zeigen.

Attacke des 21-Jährigen kein Einzelfall

Eine Entschuldigung gab es bislang weder vom Autor des Social Media-Beitrags, Leo Knauf, noch von seiner Partei. Knauf, der sich in der Vergangenheit gegen seines Erachtens „radikalisierte“ Vereinigungen wie Fridaysfor-Future in der Kommunalpolitik oder gegen das antifaschistische Jugendcafé aussprach, twitterte eine Stellungnahme der FDP. In dieser „Pressemitteilung der FDP Bielefeld“, in der sich weder die Fraktionsvorsitzende Jasmin Wahl-Schwentker noch der Kreisvorsitzende Jan Maik Schlifter zu Wort melden, erklärt Knauf die Wortwahl „als völlig unverdächtigen Fußball-Jargon“. Die Pressemitteilung, in der sich der 21- Jährige als Opfer linker Kritik darstellt, ist inzwischen online gelöscht. Ebenso gelöscht ist der Tweet von Anna Neumann aus dem Landesvorstand der Jungen Liberalen: „Für so eine abartige Hetze gibt [es] keine Rechtfertigung und Entschuldigung“, allerdings nicht bezogen auf „Zecken klatschen“ – sondern den Gegenwind, den ihr FDP-Kollege nun erfährt.

Text: Jan Schwarz