Psychiatrische Versorgung aktiv mitgestalten und optimieren

LWL-Kliniken Marsberg beteiligen sich an Plattformmodell zur Personalbemessung

Pflege mit Herz: Veränderungsstrukturen aktiv zum Wohl von Patient:innen und Mitarbeiter:innen mitzugestalten ist ein Anliegen der LWL-Kliniken Marsberg. Foto: LWL

Pflege mit Herz: Veränderungsstrukturen aktiv zum Wohl von Patient:innen und Mitarbeiter:innen mitzugestalten ist ein Anliegen der LWL-Kliniken Marsberg.
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Marsberg (lwl). In der Psychiatrie sind 30 Jahre eine Ewigkeit. Die Psychiatrie-Personalverordnung (Psych-PV) ist veraltet. Zeit, dass sich was dreht. Dr. Stefan Bender, Ärztlicher Direktor der Kliniken Marsberg im Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) und Chefarzt der Klinik für Erwachsenenpsychiatrie, -psychotherapie und -psychosomatik, erklärt: „Krankheitsbilder und Therapien haben sich in den letzten Jahrzehnten massiv verändert. Und im Vergleich zu früher hat sich die Zeit, in der psychiatrische Patienten im Krankenhaus verbleiben, wesentlich verkürzt und damit die Arbeit sehr verdichtet.“ Neue Behandlungsangebote und auch neue Berufsgruppen seien hinzugekommen. „Die Psych-PV von 1991 hat mit unserer heutigen Realität nicht mehr viel zu tun, und die sich daraus ergebende Personalausstattung reicht nicht mehr aus, um heute eine leitliniengerechte Behandlung durchführen zu können“, so Bender. Dr. Falk Burchard, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychotherapie und -psychosomatik, ergänzt: „Das gilt auch für die Kinder- und Jugendpsychiatrie. Eine passgenaue individuelle Therapie in jungen Jahren kann psychische Probleme im Erwachsenenalter verhindern.“

Gemeinsam mit dem „Forum für Gesundheitswirtschaft“, dem „Deutschen Krankenhaus Institut“, der Universität Ulm und dem Universitätsklinikum Heidelberg beteiligen sich die Marsberger LWL-Kliniken für Erwachsenenpsychiatrie sowie Kinder- und Jugendpsychiatrie an der „Überprüfung der Eignung des ‚Plattformmodells‘ als Instrument zur Personalbemessung in psychiatrischen und psychosomatischen Kliniken (EPPIK).“ Das Projekt EPPIK läuft seit April 2021 und wird mit Mitteln des Innovationsausschusses beim Gemeinsamen Bundesausschuss für drei Jahre mit rund zwei Millionen Euro gefördert. Im November haben die praktischen Studien begonnen, um die tatsächlichen Bedarfe der Patient:innen im Klinikalltag zu ermitteln. Dafür wurden berufsgruppenübergreifende Teams gebildet, die den tatsächlichen Zeitaufwand für ihre Patient:innen dokumentierten.

„Trotz des Aufwands ist es uns ein wichtiges Anliegen, Veränderungsstrukturen aktiv mitzugestalten“, betont Dr. Stefan Bender. „Unsere Klinik für Erwachsene ist eine Einrichtung mit einem breit gefächerten Behandlungsangebot für vielfältige Krankheitsbilder.“ Auch im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie greifen die LWL-Kliniken Marsberg auf einen reichen Erfahrungsschatz zurück. Dr. Falk Burchard sagt: „Wir sind einen langen Weg gegangen: von einem bewahrenden Ansatz hin zu einer aktiv gestalteten krankheitsbezogenen Therapie.“

Die täglichen Erfahrungen aus dem Arbeitsalltag der beiden LWL-Kliniken Marsberg seien für die Studie goldwert. „Seit über 200 Jahren behandeln wir hier in Marsberg Menschen mit psychischen Erkrankungen“, so Bender. „In unseren Chroniken spiegelt sich der Wandel der Psychiatrie in der Gesellschaft wider. Nun ist es an der Zeit, das nächste Kapitel aufzuschlagen, um die Personalstrukturen an die gegenwärtigen Herausforderungen anzupassen. Das Projekt EPPIK ist ein erster Schritt.“ Damit die psychiatrische Versorgung das bleibt, was sie ist: ein funktionierendes Hilfesystem von Menschen für Menschen.