Psychiatrische Versorgung aktiv mitgestalten und optimieren

LWL-Kliniken Marsberg beteiligen sich an Plattformmodell zur Personalbemessung

Pflege mit Herz: Veränderungsstrukturen aktiv zum Wohl von Patient:innen und Mitarbeiter:innen mitzugestalten ist ein Anliegen der LWL-Kliniken Marsberg. Foto: LWL

Pflege mit Herz: Veränderungsstrukturen aktiv zum Wohl von Patient:innen und Mitarbeiter:innen mitzugestalten ist ein Anliegen der LWL-Kliniken Marsberg.
Foto: LWL

Marsberg (lwl). In der Psychiatrie sind 30 Jahre eine Ewigkeit. Die Psychiatrie-Personalverordnung (Psych-PV) ist veraltet. Zeit, dass sich was dreht. Dr. Stefan Bender, Ärztlicher Direktor der Kliniken Marsberg im Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) und Chefarzt der Klinik für Erwachsenenpsychiatrie, -psychotherapie und -psychosomatik, erklärt: „Krankheitsbilder und Therapien haben sich in den letzten Jahrzehnten massiv verändert. Und im Vergleich zu früher hat sich die Zeit, in der psychiatrische Patienten im Krankenhaus verbleiben, wesentlich verkürzt und damit die Arbeit sehr verdichtet.“ Neue Behandlungsangebote und auch neue Berufsgruppen seien hinzugekommen. „Die Psych-PV von 1991 hat mit unserer heutigen Realität nicht mehr viel zu tun, und die sich daraus ergebende Personalausstattung reicht nicht mehr aus, um heute eine leitliniengerechte Behandlung durchführen zu können“, so Bender. Dr. Falk Burchard, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychotherapie und -psychosomatik, ergänzt: „Das gilt auch für die Kinder- und Jugendpsychiatrie. Eine passgenaue individuelle Therapie in jungen Jahren kann psychische Probleme im Erwachsenenalter verhindern.“

Gemeinsam mit dem „Forum für Gesundheitswirtschaft“, dem „Deutschen Krankenhaus Institut“, der Universität Ulm und dem Universitätsklinikum Heidelberg beteiligen sich die Marsberger LWL-Kliniken für Erwachsenenpsychiatrie sowie Kinder- und Jugendpsychiatrie an der „Überprüfung der Eignung des ‚Plattformmodells‘ als Instrument zur Personalbemessung in psychiatrischen und psychosomatischen Kliniken (EPPIK).“ Das Projekt EPPIK läuft seit April 2021 und wird mit Mitteln des Innovationsausschusses beim Gemeinsamen Bundesausschuss für drei Jahre mit rund zwei Millionen Euro gefördert. Im November haben die praktischen Studien begonnen, um die tatsächlichen Bedarfe der Patient:innen im Klinikalltag zu ermitteln. Dafür wurden berufsgruppenübergreifende Teams gebildet, die den tatsächlichen Zeitaufwand für ihre Patient:innen dokumentierten.

„Trotz des Aufwands ist es uns ein wichtiges Anliegen, Veränderungsstrukturen aktiv mitzugestalten“, betont Dr. Stefan Bender. „Unsere Klinik für Erwachsene ist eine Einrichtung mit einem breit gefächerten Behandlungsangebot für vielfältige Krankheitsbilder.“ Auch im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie greifen die LWL-Kliniken Marsberg auf einen reichen Erfahrungsschatz zurück. Dr. Falk Burchard sagt: „Wir sind einen langen Weg gegangen: von einem bewahrenden Ansatz hin zu einer aktiv gestalteten krankheitsbezogenen Therapie.“

Die täglichen Erfahrungen aus dem Arbeitsalltag der beiden LWL-Kliniken Marsberg seien für die Studie goldwert. „Seit über 200 Jahren behandeln wir hier in Marsberg Menschen mit psychischen Erkrankungen“, so Bender. „In unseren Chroniken spiegelt sich der Wandel der Psychiatrie in der Gesellschaft wider. Nun ist es an der Zeit, das nächste Kapitel aufzuschlagen, um die Personalstrukturen an die gegenwärtigen Herausforderungen anzupassen. Das Projekt EPPIK ist ein erster Schritt.“ Damit die psychiatrische Versorgung das bleibt, was sie ist: ein funktionierendes Hilfesystem von Menschen für Menschen.

10. Tag der Gärten und Parks in Westfalen-Lippe

Garten- und Parkbesitzer können sich bis zum 20. Februar anmelden

Der Garten von Hans-Werner und Gabi Twelsiek in Löhne (Kreis Herford) ist ein wunderbares Stück Gartenkultur in Westfalen-Lippe. Foto: Hans-Werner und Gabi Twelsiek

Der Garten von Hans-Werner und Gabi Twelsiek in Löhne (Kreis Herford) ist ein wunderbares Stück Gartenkultur in Westfalen-Lippe.
Foto: Hans-Werner und Gabi Twelsiek

Westfalen (lwl). Am 11. und 12. Juni lädt der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) zum zehnten Mal alle Garten- und Parkbesitzer:innen in der Region ein, ihre vielfältigen grünen Schätze zu präsentieren. Zur Jubiläumsausgabe können sich alle privaten und alle öffentlich zugänglichen Garten- und Parkanlagen bis zum 20. Februar 2022 auf http://www.gaerten-in-westfalen.de kostenfrei anmelden.

Eva Carrie, Koordinatorin von „Gärten und Parks in Westfalen-Lippe“: „Wir sind stolz auf das Jubiläum, das nur durch das Engagement der Mitwirkenden möglich ist.“ Der LWL übernimmt dabei das „Dachmarketing“ und die Bekanntmachung der Initiative.

„Das Aktionswochenende hat in den vergangenen Jahren die Vielfalt der westfälisch-lippischen Garten- und Parkkultur sichtbar gemacht. Ob üppige Blütenpracht, heilende Klosterpflanzen, bäuerliche Kräuterbeete, Mehrgenerationengärten oder Biologische Stationen – die Garten- und Parklandschaft in der Region ist unglaublich vielfältig“, sagt Dr. Yasmine Freigang vom LWL.

Alle Informationen zum Aktionswochenende finden Interessierte unter http://www.gaerten-in-westfalen.de.

Hintergrund
Neben den vielen Privatgärten gibt es in Westfalen-Lippe über 600 kulturell herausragende Gärten und Parks, von denen etwa die Hälfte ganzjährig für Besucher:innen geöffnet ist. Gartenkultur ist ein wesentlicher Teil der Identität der Region. Der LWL will sie in den Fokus rücken, das Bewusstsein für diese Besonderheit schärfen und den Tourismus stärken. Die Website https://www.gaerten-in-westfalen.de bietet zu 108 ausgewählten Gärten und Parks umfassende Informationen. „Gärten und Parks in Westfalen-Lippe“ ist eine Initiative des LWL und wird vom NRW-Kulturministerium gefördert.

STARthilfe in das Arbeitsleben für Yannick Vossdahls

Mit Unterstützung von KAoA-STAR hat Yannick Vossdahls den Start ins Arbeitsleben geschafft und eine Ausbildung zur Fachkraft Lagerlogistik begonnen. Foto: LWL/Tentrup

Mit Unterstützung von KAoA-STAR hat Yannick Vossdahls den Start ins Arbeitsleben geschafft und eine Ausbildung zur Fachkraft Lagerlogistik begonnen.
Foto: LWL/Tentrup

Jugendlicher mit Behinderung startet Ausbildung zur Fachkraft für Lagerlogistik

Gütersloh (lwl). Yannick Vossdahls war schon immer klar, dass er „irgendetwas Praktisches nach der Schule machen möchte“. Das hat er nun geschafft und eine Ausbildung zur Fachkraft für Lagerlogistik begonnen. Unterstützt hat den 20-Jährigen mit Behinderung das NRW-weite Programm „Kein Abschluss ohne Anschluss – Übergang Schule-Beruf“ (KAoA-STAR), das der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) koordiniert.
Dabei profitierte Vossdahls neben dem praxisorientierten Schulkonzept an dem Förderzentrum zur individuellen Lebensgestaltung und Berufsbildung (FiLB) in Gütersloh (Förderschule mit dem Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung) von einer zusätzlichen vertieften Berufsorientierung über das Programm KAoA-STAR, das die Fachkräfte des Integrationsfachdienstes begleiten und umsetzen.
Am Anfang stand die Potentialanalyse. Dabei fanden die Beteiligten nicht nur heraus, welche Fähigkeiten und Kompetenzen Vossdahls hat, sondern auch über welches Leistungsvermögen er verfügt. Schnell war klar, dass es irgendetwas Handwerkliches sein sollte. Was genau, das konnte er herausfinden, indem er ganz unterschiedliche Bereiche ausprobieren konnte: Holz, Metall, Friseur, Maler, Elektro und Hauswirtschaft. Danach war ihm klar, dass es eine handwerkliche Tätigkeit auf dem Bau sein sollte. Deshalb haben seine Schule und der Integrationsfachdienst Bielefeld/Gütersloh eine Kennlern-Woche im Bielefelder Handwerker-Bildungszentrum organisiert.
Hier konnte Vossdahls an mehreren Tagen mit Auszubildenden zusammenarbeiten: Mit den Maurern und den Zimmerern. Er baute Nistkästen, Werkzeugkoffer und lernte erste Kenntnisse über das Pflastern und Mauern. Dabei konnte er mit seinem handwerklichen Geschick überzeugen. Und zwar nicht nur die anderen Jugendlichen, sondern vor allem die Meister und Anleiter:innen.
In der anschließenden Berufswegekonferenz brachte Vossdahls es sofort auf den Punkt: „Am liebsten will ich eine Ausbildung im Handwerk machen.“ Der Funke sprang über, bei der Vorstellung eine Ausbildung zum Gerüstbauer zu machen. Dass er schwindelfrei ist, ist dabei zwar nur ein, aber auch ein ganz wichtiger Aspekt.
Mit Unterstützung von Dirk Lange-Mensing vom Integrationsfachdienst bekam Vossdahls ein Praktikum bei der Firma Dalkmann in Gütersloh. Vossdahls half hier beim Auf-, Um- und Abladen der LKW, beim Sortieren der Gerüstteile und auch beim Abbau von Gerüsten auf den Baustellen. Er lernte ganz nebenbei auch die Tätigkeit im Lager kennen. Auch hier waren die Rückmeldungen durchweg positiv: „Er bereichert unser Team“, sagten nicht nur die Mitarbeitenden der Firma, sondern auch der Geschäftsführer Klaus Dalkmann und seine Tochter Nadine Tentrup. „Wir möchten ihm unbedingt eine Ausbildung anbieten.“
Das Praktikum hat Vossdahls Einblick gegeben in eine Tätigkeit, die er nicht richtig kannte: die des Fachpraktikers für Lagerlogistik. Dass der junge Mann bereits seit einigen Jahren einen Führerschein und ein eigenes Auto hat und auch Baufahrzeuge fahren darf, war in diesem Fall ein großer Vorteil. Vossdahls hat es geschafft, sich trotz Corona eine gute Anschlussperspektive zu erarbeiten. Seit August 2021 absolviert er nun eine Ausbildung zur Fachkraft für Lagerlogistik. Hier kann er seine Qualitäten und Fähigkeiten bestmöglich einsetzen und zeigen.

Online in die Welt der Vögel eintauchen

LWL-Freilichtmuseum Detmold bietet weitere digitale Kurse an


Detmold (lwl).
Die ersten Workshops waren schnell ausgebucht, daher bietet das LWL-Freilichtmuseum Detmold weitere Online-Kurse zum Nistkastenbau für Kinder ab sechs Jahren und Familien an. Am Muttertag (9.5.) können Interessierte um 11 Uhr und um 15 Uhr gemeinsam mit den Kulturvermittler:innen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) ein Vogelheim für den eigenen Garten basteln.

Die Vögel und das Gestalten eines Nistkastens stehen bei zwei Online-Kursen des LWL-Freilichtmuseums Detmold am Muttertag im Mittelpunkt. Foto: LWL/Jähne

Die Vögel und das Gestalten eines Nistkastens stehen bei zwei Online-Kursen des LWL-Freilichtmuseums Detmold am Muttertag im Mittelpunkt.
Foto: LWL/Jähne

Neben dem Bau besteht für die Teilnehmenden die Möglichkeit, mehr über Vögel und ihr Brutverhalten zu erfahren. Der Kurs kostet 5 Euro zuzüglich 15 Euro Materialkosten. Der Bausatz für den Nistkasten kann nach Anmeldung und Absprache an der Museumskasse abgeholt oder bei Übernahme des Portos zugeschickt werden. Aus dem Werkzeugkoffer zu Hause werden darüber hinaus Hammer, Schraubenzieher und Holzleim benötigt. Die ausführliche Materialliste für den jeweiligen Kurs gibt es zusammen mit dem Link bei der Anmeldung im Infobüro unter Tel. 05231 706 104 oder E-Mail infobuero.detmold@lwl.org.

Darüber hinaus besteht beispielsweise auch für Kindergeburtstage die Möglichkeit, die Naturbegegnungen zu den Themen „Ausflug in die Welt der Vögel“ mit Nistkastenbau, „Wilden Bienen muss geholfen werden“ mit Brummbienenbastelei, „Kunterbunte Flattermänner“, bei dem Schmetterlinge gestaltet werden, und „Keine Angst vor Fledermäusen“ mit Fledermauskastenbau im Infobüro zu buchen. Die Kurse kosten jeweils 50 Euro, hinzu kommt das Material.

image001(1)

Neue Wege in Corona-Zeiten LWL würdigt seinen Literaturpreisträger Michael Roes mit Filmporträt

Münster/Rhede . Neue Wege in Corona-Zeiten: Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) ehrt den Träger des Annette-von-Droste-Hülshoff-Preises 2020 Michael Roes erstmals mit einem eigenen Filmporträt. „Wir haben überlegt, wie wir den Preisträger angemessen würdigen können“, sagt LWL-Direktor Matthias Löb über das ungewöhnliche Format. „Da eine öffentliche Preisverleihung unter Pandemie-Bedingungen mit vielen Gästen zurzeit leider nicht möglich ist, haben wir uns entschieden, Michael Roes über ein Medium vorzustellen, das trotzdem eine große Zahl von Menschen erreichen kann“. Ab sofort ist das filmische Porträt des LWL-Literaturpreisträgers auf der Website der Literaturkommission für Westfalen abrufbar unter http://www.literaturkommission.lwl.org/de/droste-preis-2020-michael-roes/. „Wir freuen uns darauf, Michael Roes hoffentlich bald wieder einmal persönlich und mit Publikum in Westfalen-Lippe begrüßen zu können“, betont Löb.

LWL-Direktor Matthias Löb (l.) und Preisträger Michael Roes diskutieren im Film über die Arbeiten des Preisträgers. Foto: LWL

LWL-Direktor Matthias Löb (l.) und Preisträger Michael Roes diskutieren im Film über die Arbeiten des Preisträgers.
Foto: LWL

Eine neunköpfige Jury unter dem Vorsitz des LWL-Direktors hat den mit 12.800 Euro dotierten Annette-von-Droste-Hülshoff-Preis Michael Roes zugesprochen. Der LWL zeichnet damit seit 1953 Schriftsteller:innen aus, die aus Westfalen stammen oder hier ihren Lebensmittelpunkt haben. Michael Roes wurde 1960 in Rhede (Kreis Borken) geboren und wohnt heute als freier Schriftsteller in Berlin. In seinen Werken bringt er den Leser:innen „fremde Lebens- und Kulturkreise auf eindringliche Art und Weise nahe“, wie die Jury in ihrer Begründung zur Vergabe hervorgehoben hat.

Das für Michael Roes zentrale Moment des Reisens steht ebenfalls im Mittelpunkt des Films, den der LWL im Herbst 2020 vor den Kulissen von Burg Hülshoff mit dem Preisträger produziert hat. In dem halbstündigen Video berichtet Roes dem LWL-Direktor und dem Paderborner Literaturwissenschaftler Prof. Dr. Norbert Otto Eke ausführlich von seiner schriftstellerischen Arbeit. Der Eindruck fremder Kulturen bildet häufig den Hintergrund seiner Romane, Gedichte und Filme. Das Reisen ist für den Autor Lebensform und Geisteshaltung. Es sei eng mit einem weltoffenen Heimatbegriff verknüpft, der gleichwohl westfälische „Grundtöne“ aufweise, so der Autor. Außerdem sind Kurzlesungen in das Filmporträt eingeflochten, das so einen unmittelbaren Eindruck von Roes Texten vermittelt.

Lange Auslandsaufenthalte führten Roes in den vergangenen Jahren unter anderem in die saudischen Wüsten, nach Mali, Afghanistan oder Albanien. Körperliches, Gerüche, Atmosphäre, Geschlechterbeziehungen – all das könne man nicht am Schreibtisch erfahren, das müsse man vor Ort erleben, sagt der Autor in dem Film. Dazu heißt es in der Begründung der Droste-Jury: „Michael Roes‘ 13 Romane, aber auch seine Film- und Theaterarbeiten haben die Literatur um neue Themen bereichert.“ Roes habe hierfür offene, multiperspektivische Erzählformen gefunden, die immer auch die Perspektive des „Anderen“ einschlösse. „Die Begegnung mit dem Fremden, etwa mit einer Gruppe gehörloser Jugendlicher im Jemen, nutzt er, um zu lernen, wie wir miteinander reden und einander zuhören können“, so die Jury weiter.

Roes war zuvor unter anderem mit dem Else-Lasker-Schüler-Preis und dem Literaturpreis der Stadt Bremen ausgezeichnet worden. Zuletzt erschienen seine Romane „Zeithain“ (2017) und „Herida Duro“ (2019). 2020 hat Michael Roes den Essayband „Melancholie des Reisens“ veröffentlicht.

 

Anzeige-Spiekenheuer-Logo_468x60

Früher die Pest, heute Corona-Virus

Stefan Leenen vom Herner LWL-Archäologiemuseum erklärt verblüffende Parallelen im Umgang mit Infektionskrankheiten zwischen früher und heute

Westfalen-Lippe. Zurzeit steht die chinesische Metropole Wuhan wegen des Corona-Virus (Covid-19) unter Quarantäne. Um Seuchen aufzuhalten, hatten Menschen bereits zu Zeiten der Pest schon ihre Städte abgeriegelt. Auch wenn Corona- und Pestvirus in ihrem Gefährlichkeitsgrad nicht zu vergleichen sind, geht der Mensch doch ähnlich mit sich rasch ausbreitenden Infektionskrankheiten um.

Stefan Leenen vom Herner LWL-Archäologiemuseum

Foto (LWL/Kuhn): Stefan Leenen kuratierte die Ausstellung „Pest“.

Stefan Leenen, Kurator der aktuellen Sonderausstellung „Pest!“ im LWL-Archäologiemuseum Herne, erklärt, wo Gemeinsamkeiten zwischen früher und heute liegen.

 

Herr Leenen, welche Gegenmaßnahmen haben die Menschen denn zu Pestzeiten ergriffen?

Um Seuchen abzuwenden, wurden die Menschen auch schon in früheren Zeiten schnell aktiv: Sie machten die Stadttore dicht, führten Reisepässe und Gesundheitszeugnisse ein, brachen Handelskontakte für den Zeitraum der Seuche ab. Erkrankte wurden für längere Zeit isoliert, um sicher zu gehen, dass sie danach nicht mehr infektiös sind. Sie kamen zum Beispiel in ein so genanntes Pesthaus, das häufig vor den Toren der Stadt lag und manchmal sogar von einem Wassergraben umgeben war. Radikalere Lösungen gab es in London, wo die Infizierten in ihren Häusern eingesperrt wurden und eine Wache dafür sorgte, dass sie das Haus erst verlassen durften, wenn sie sich als nicht infiziert herausstellten. Die Städte hatten da viel mit Widerstand und heftigen Beschwerden der Menschen zu kämpfen, viele flüchteten sich auch in Nachbarorte.

 

Spielten „Beziehungen“ oder Geld auf der Flucht vor der Pest eine Rolle?

Dass „Beziehungen“ und Geld auf der Flucht vor der Pest dienlich sein konnten, zeigt sich zum Beispiel anhand einiger Patrizierfamilien aus Nürnberg, die bei Pestausbruch in ihrer Stadt im etwa 100 Kilometer entfernten Nördlingen um Aufnahme baten – und sie gewährt bekamen. Später bedankten sich die Nürnberger mit einem „Trinkstubenschild“ aus Holz mit ihren Wappen, das bei uns in der Ausstellung zu sehen ist. Einfache Handwerker hatten es da schon schwieriger, sich eine Flucht zu leisten. Sie hatten keinen Landsitz, zu dem sie sich aufmachen konnten, kein Geld für die Reise und ihre Werkstatt konnten sie auch nicht einfach zurücklassen.

 

Wo gibt es Parallelen im Umgang mit den Infektionskrankheiten zwischen früher und heute?

Isoliertrage für Infektionen
Foto (LWL/Schubert): Zu den Leihgaben gehört auch diese Isoliertrage, auf der infizierte Patienten abgesichert transportiert werden können

Die Quarantäne ist eine Maßnahme, die während der Pest eingeführt wurde und die heute noch angewandt wird. Genau wie heute spielten aber zum Beispiel auch damals medizinische Maßnahmen eine wichtige Rolle: So wird beispielsweise in alten Rezeptbüchern eine Vielfalt an Pestpflanzen erwähnt, die zum Schutz vor der Ansteckung oder zur Behandlung der Pestbeulen dienten. Heute ist das Niveau einer Behandlung natürlich ein deutlich höheres als früher: Therapien und Impfstoffe werden entwickelt, Betroffene werden unter Beachtung der entsprechenden Hygienemaßnahmen behandelt. Das technische Niveau zeigt sich auch in der Isoliertrage der Feuerwehr, die wir in der Ausstellung präsentieren: Die Trage hat eine eigene Luftzufuhr für den infizierten Patienten. Da es in Deutschland nicht viele von diesen Tragen gibt, darf sie der Ausstellung bei akutem Notfall entnommen werden.

 

An der Pest starben Millionen Menschen, am Corona-Virus sind bisher mehr als tausend Menschen gestorben. Die Aufmerksamkeit, die eine neue Krankheit bekommt, ist jedoch sehr hoch. Ist das aus medizinhistorischer Sicht gerechtfertigt?

Ob das Echo in allen Medien weltweit gerechtfertigt ist, lässt sich schwer sagen. Sicher ist, dass man als neugieriger Mensch immer schnell die Ursache kennen möchte; so können auch mal Falschmeldungen oder wilde Verschwörungstheorien entstehen, die oft übertrieben sind. Sinnvoll finde ich es aber dennoch, vorsorglich für ausreichend Schutzmaßnahmen zu sorgen – besser mehr als zu wenig. Heute gibt es natürlich auch wesentlich bessere Vorsorgemaßnahmen als vor 500 Jahren: Zuverlässige Nachrichten über einen Ausbruch sind heute viel schneller weltweit unterwegs, aber natürlich auch der Erreger selbst.

GWME-1778-006_NOVENTI_mit_Unterzeile_CMYK

Kleidertauschbörse im LWL-Freilichtmuseum Detmold

Im Tauschrausch

Detmold. Wer kennt das nicht: Man steht vor seinem gut gefüllten Kleiderschrank, hat aber dennoch das Gefühl, nichts zum Anziehen zu haben. Aber warum hängt an manchen Sachen noch das Etikett vom Einkauf? Wer sich von den unlieb-samen Schrankhütern trennen möchte, hat beim „Tauschrausch“ im LWL-Freilichtmuseum Detmold die Gelegenheit, sie gegen andere Kleidungsstücke zu tauschen.

Kleidertauschbörse im Freilichtmuseum Detmold

Foto: LWL, Manuela Ziemann

Gemeinsam mit der Wandel-Werkstatt Detmold veranstaltet der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) am Freitag (21.02.) von 16 Uhr bis 18 Uhr eine Kleidertauschbörse im Terrassensaal. Bis zu zehn eigene, gut erhaltene und saubere Kleidungsstücke können dann im Verwaltungsgebäude des Museums direkt hinter dem Eingang den Besitzer wechseln. Jeder, der etwas mitbringt, kann mitmachen. Die Teilnahme ist kostenlos.

GWME-1778-006_NOVENTI_mit_Unterzeile_CMYK

Neuer Eingangsbereich für das Industriemuseum Glashütte Gernheim

LWL will den Eingangsbereich des Industriemuseums Glashütte Gernheim mit Neubau und saniertem Pferdestall verbessern

Petershagen/Vreden. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) will den Eingangsbereich und den Shop seines LWL-Industriemuseums Glashütte Gernheim in Petershagen (Kreis Minden-Lübbecke) verbessen. Dazu will der LWL den Pferdestall, die Scheune die ehemaligen Traberstuben und einige Garagen abreißen und durch einen Neubau ersetzen. Außerdem sollen für insgesamt knapp drei Millionen Euro ein Selbstbedienungscafé und ein neuer Parkplatz entstehen. Der LWL-Kulturausschuss hat am Mittwoch (12.2.) in Vreden (Kreis Borken) den entsprechenden Grundsatzbeschluss auf den Weg gebracht, den der LWL-Landschaftsausschuss am (20.3.) endgültig beschließen soll.

So sieht das neue Eingangsgebäude aus

BU: So soll der Eingangsbereich des LWL-Industriemuseums Glashütte Gernheim in Petershagen künftig aussehen. (Foto: LWL)

Der Museumsshop und die Kasse, die bisher sehr beengt in einem angemieteten ehemaligen Ladenlokal zwischen dem Stallgebäude und der ehemaligen Dorfwirtschaft „Traberstuben“ untergebracht sind, sollen in einen über 450 Quadratmeter großen Neubau umziehen. Dieser Neubau soll am bisherigen Standort des Shops entstehen. Das aktuelle Gebäude kann nicht wirtschaftlich saniert werden und wird daher abgerissen. Das neue Eingangsgebäude bildet künftig zusammen mit den historischen Lagerkellern und dem Ausstellungsgebäude (ehemalige Korbflechterei) den Rahmen für einen neuen Museumsplatz.

Beim eingeschossigen Neubau sollen Lehmbauteile verwendet werden, die besonders gute bauphysikalische Eigenschaften besitzen. Die Stampflehnwand wird außen von großen Glaselementen umgeben, so dass das Gebäude eine Glasfassade erhält. „Da in Gernheim früher mundgeblasenes Flachglas hergestellt wurde, ist die Glas-Fassade als Entwicklung der Glasproduktion zu sehen. Außerdem bildet das glatte moderne Glas mit der dahinterliegenden handwerklich erstellten Stampflehmwand einen reizvollen Kontrast“, sagte LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger.

 „In dem Neubau gibt es genügend Platz, damit sich die Besucher im Foyer und Kassenbereich willkommen fühlen. Der auf knapp 100 Quadratmeter vergrößerte Shop bietet die Möglichkeit, die Glasprodukte angemessen zu präsentieren. Über den neuen Parkplatz können die Besucher den Eingang unmittelbar und barrierefrei erreichen, ohne wie bisher die Landstraße überqueren zu müssen“, so Rüschoff-Parzinger weiter.

 Der LWL im Überblick

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit mehr als 17.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 116 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.

image001

Energieeffizient und ganzjährig zugänglich – Grundsatzbeschluss im LWL- Freilichtmuseum

Der Grundsatzbeschluss für das neue Eingangs- und Ausstellungsgebäude im LWL-Freilichtmuseum Detmold ist da.

Modell des neuen Gebäudes des LWL Freilichtmuseums
Foto (LWL Hesterbrink/Pölert): So könnte das neue Eingangs- und Ausstellungsgebäude im LWL-Freilichtmuseum Detmold aussehen

Vreden/Detmold. Der nächste Schritt auf dem Weg zu einem neuen Eingangs- und Ausstellungsgebäude im LWL-Freilichtmuseum Detmold ist gemacht: Der Kulturausschuss des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) hat den Grundsatzbeschluss zur Errichtung am Mittwoch (12.02.) in Vreden (Kreis Borken) befürwortet. Der LWL-Landschaftsausschuss entscheidet am 20. März abschließend über den Grundsatzbeschluss für das Bauprojekt mit einem Kostenrahmen von rund 37 Millionen Euro für das Gebäude, die Park- und Umfeldgestaltung.

In dem Neubau mit einer Nutzfläche von rund 3.100 Quadratmetern gäbe es erstmals in der Museumsgeschichte die Möglichkeit, große Sonderausstellungen und besondere Depotschätze zu zeigen. Außerdem will der LWL die angrenzende Parklandschaft neu strukturieren und mit einem neuen Weg die Anbindung an die Stadt Detmold verbessern. Vor dem Museumseingang soll ein allgemein zugänglicher Platz entstehen. „Das neue Gebäude bedeutet einen Quantensprung und unseren Einstieg in das Vollzeit-Freilichtmuseum. Denn mit dem neuen Gebäude kann das Museum künftig auch empfindliche Exponate zeigen und vor allem ganzjährig öffnen“, sagt LWL-Direktor Matthias Löb. „Wir errichten das Gebäude mit dem Ziel, es möglichst CO2-neutral zu betreiben. Das ist im Museumsbereich einmalig, weil Museen aufgrund ihrer besonderen Klimaanforderungen grundsätzlich einen höheren Primärenergiebedarf haben als beispielsweise das private Eigenheim.“

Im Sinne der ökologischen Ausrichtung des Museums will der LWL das Eingangs- und Ausstellungsgebäude als ein Modellprojekt für nachhaltiges Bauen mit zukunftsweisenden Technologien errichten. Um diese Ziele zu erreichen, läuft derzeit an der Technischen Hochschule OWL ein Forschungsvorhaben mit Unterstützung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, das auf die Entwicklung von übertragbaren Entwurfs- und Planungsgrundlagen für energieeffiziente Museumsgebäude abzielt. Das neue Gebäude soll neben einem Café auch museumspädagogische Angebote einbeziehen und als Veranstaltungsort dienen.

„Die zukunftsorientierte Museumspädagogik mit Schülerlaboren, digitalen und inklusiven Angeboten soll insbesondere junge Menschen aktivieren und ganzjährige Angebote für Kitas, Schulen und Hochschulen bieten“, so LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger. „Mit diesem Gebäude schaffen wir einen multifunktionalen Ort der Vermittlung und Interaktion, ein Forum für alle Menschen, mit dem wir die Besucherbindung stärken und das Museum zum ganzjährig zugänglichen touristischen Höhepunkt machen. Darüber hinaus besteht die Absicht, das neue Gebäude zum Mittelpunkt eines Kompetenzzentrums zu machen, in dem gemeinsam mit Hochschulen Lösungsansätze für eine nachhaltige Verbesserung der Lebensqualität auf dem Land erarbeitet werden.“

In dem Gebäude soll es zudem einen sogenannten „open space“, einen offenen Raum geben, der beispielsweise Schulklassen, Hochschulen und Bildungsgruppen die Möglichkeit gibt mit dem Museumspublikum zu interagieren. „Und auch der neu gestaltete Park wird die Lebensqualität und das Freizeitangebot in der Stadt weiter verbessern, denn er ist kostenlos zugänglich“, so Rüschoff-Parzinger.

Hintergrund

Im November 2018 fand das Preisgericht des Architektenwettbewerbes statt. Die Jury hat den Entwurf von ACMS Architekten GmbH aus Wuppertal in Zusammenarbeit mit FSWA Landschaftsarchitektur, Düsseldorf, mit dem ersten Preis prämiert. Den Baubeschluss will der LWL im Juni fassen, sodass das Gebäude voraussichtlich in 2023 fertiggestellt sein wird und 2024 eröffnet werden kann. Ein Büro für Projektsteuerung und Kostenkontrolle sowie eine ausschussübergreifende Kommission sollen die Baumaßnahme begleiten.

image001

Ausgrabungen im Eggegebirge

„Alte Eisenbahn“ aus dem 19. Jahrhundert wird weiter erforscht

Willebadessen. Die „Alte Eisenbahn“, eine nie vollendete Tunnelbaustelle des 19. Jahrhunderts, lockt aktuell Archäologen ins Eggegebirge. Wissenschaftler der Universität Kiel und des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) graben nahe Willebadessen in einem Kooperationsprojekt die im Wald verborgenen Hinterlassenschaften der einstigen Großbaustelle aus, darunter eine Schmiede und eine Schenke. Gemeinsam suchen die Forscherinnen nach den Resten der alten Betriebsgebäude.

Die Archäologen haben bereits die massiv gemauerte Esse der Schmiede freigelegt. Foto: © LWL/Wolpert

Die Archäologen haben bereits die massiv gemauerte Esse der Schmiede freigelegt. Foto: © LWL/Wolpert

In der Mitte des 19. Jahrhunderts sollte hier ein Tunnel entstehen, um die Städte Warburg und Paderborn mit einer Eisenbahnlinie zu verbinden. Der Tunnelbau wurde jedoch wegen der Insolvenz der Eisenbahngesellschaft 1848 aufgegeben. Zurück blieb eine verlassene Großbaustelle. „Die ‚Alte Eisenbahn‘ ist deutschlandweit ein einzigartiges Monument“, erläutert Fritz Jürgens von der Universität Kiel die Bedeutung der Anlage. „Nirgendwo sonst haben sich so viele Spuren aus der Anfangszeit der Eisenbahn erhalten.“

Das Archäologie-Team gräbt derzeit an mehreren Stellen des über einen Kilometer langen Geländes. „Die Anlage des Tunnels war ein Jahrhundertprojekt in diesem ländlichen Raum. Wir wollen die Infrastruktur untersuchen, die damals zum Baubetrieb nötig war“, beschreibt Nils Wolpert von der LWL-Archäologie für Westfalen das Forschungsprojekt.

Im Mittelpunkt der Ausgrabungen steht eine Schmiede. Die Archäologinnen haben bereits die Esse wiederentdeckt, in der einst das Eisen zum Glühen gebracht wurde. Die gemauerte Feuerstelle ist derzeit bis zu einer Tiefe von 60 Zentimeter freigelegt und fast in ihrer vollständigen Höhe erhalten. Im Inneren der Schmiede fanden die Archäologen Eisenobjekte, unter anderem Schrauben und Nägel. Die Mehrheit der Funde ist aber bis zur Unkenntlichkeit verrostet.

Daneben entdeckten die Ausgräber zahlreiche Stücke von Schlacke, einem Abfallprodukt der Stahlverarbeitung. Darüber hinaus deutet der Stiel einer Tonpfeife darauf hin, dass der Schmied Raucher war. Die Untersuchung der Schmiede steht aber noch am Anfang. „Wir suchen noch nach den Außenmauern, um die Größe des Gebäudes rekonstruieren zu können“, so Jürgens.

Das Forschungsprojekt ist eine Lehrgrabung mit Studierenden der Universität Kiel. Foto: © CAU Kiel/Jürgens

Das Forschungsprojekt ist eine Lehrgrabung mit Studierenden der Universität Kiel. Foto: © CAU Kiel/Jürgens

In einem weiteren Grabungsschnitt legen die Wissenschaftler die Mauerreste einer Schenke frei. Hier wurden vor 150 Jahren die Ingenieure und Baustellenbesucher bewirtet. Schon vor zwei Jahren hat die Forschungskooperation an dieser Stelle Teile der Grundmauern entdeckt. Anlass für die erneute Grabung ist ein im Sturm gestürzter Baum. Genau unter den Baumwurzeln lag eine Hausecke verborgen. „Für uns ist das ein Glücksfall“, so Wolpert. „Wir wissen jetzt, dass die Schenke kleiner war, als wir dachten.“ Die Archäologen dokumentieren die Befunde und schützen sie vor weiteren Zerstörungen.

Auch an dem einstigen Wächterhäuschen setzen die Archäologinnen ihre Grabungen fort. Im letzten Jahr entdeckten sie erste Hinweise auf eine Kaminstelle, die sich nun bestätigt haben. Die Raumgliederung und Größe des Gebäudes legen nahe, dass hier auch die Baustellenverwaltung saß. Hochwertige Glas- und Tonscherben zeugen davon, dass hier nicht nur einfache Bedienstete arbeiteten.

Das Forscherteam des LWL und der Universität Kiel gräbt noch bis zum 23. März im Eggegebirge.

Osterferien in den LWL-Museen

Westfalen-Lippe. Wenn kein Urlaub ansteht, kann schulfreie Zeit recht lang werden. Deshalb haben sich die Museen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) für die Osterferien abwechslungsreiche Veranstaltungen überlegt.

LWL-Industriemuseum Schiffshebewerk Henrichenburg, Waltrop (Kreis Recklinghausen)
Während der Osterferien bietet der LWL in seinem Industriemuseum Schiffshebewerk Henrichenburg in Waltrop (Kreis Recklinghausen) zwei Ferienaktionstage an. Jungen und Mädchen haben die Wahl zwischen den Programmen „Raddampfer selbst gebaut“ und „Ein Tag im Leben eines Binnenschiffers“. Interessierte können einen ganzen Tag im Hebewerk verbringen und ein Holzmodell eines Raddampfers basteln oder lernen, wie es sich auf einem Binnenschiff lebt.

Zum Leben auf einem Binnenschiff gehört auch das Deck schrubben. Foto: © LWL

Zum Leben auf einem Binnenschiff gehört auch das Deck schrubben.
Foto: © LWL

Im Hafen des Schiffshebewerks Henrichenburg sind Schiffe zu sehen, die in früheren Zeiten auf den Flüssen und Kanälen Europas unterwegs waren. Doch wie sah die Schifffahrt in anderen Ländern aus, zum Beispiel in Amerika? Dieser Frage widmen sich Mädchen und Jungen ab zehn Jahren beim Ferienprogramm „Raddampfer selbst gebaut“ am Dienstag (27.3.), von 10 bis 16 Uhr. Sie lernen zunächst das Hebewerk und die historischen Schiffe kennen. Bei einem Blick in die Ausstellung „Vom Streben nach Glück“ kommt das richtige Amerika-Gefühl auf. So bauen die jungen Besucher das Holzmodell eines typischen Mississippi-Schaufelraddampers.

Beim zweiten Ferientag am Mittwoch (4.4.), von 10 bis 16 Uhr, geht es um den Alltag der Binnenschiffer. Wie leben sie? Was müssen Kapitän und Schiffsjunge beachten, wenn sie eine Schleuse oder ein Hebewerk befahren? Zusammen mit den Museumspädagoginnen lernen Kinder zwischen acht und elf Jahren die verschiedenen Arbeiten an Deck kennen und erkunden, wie es sich anfühlt, das Steuerrad zu bedienen. Dabei schlüpfen sie selbst in die Rolle eines Schiffsjungen und erfahren, wie ein Tag im Leben eines Binnenschiffers aussieht.

Die Kosten für den Ferientag betragen jeweils 8 Euro plus 1,10 Euro Museumseintritt pro Kind. Die Teilnehmer benötigen wetterfeste Kleidung, ein ausreichendes Lunchpaket und Getränke. Die Eltern müssen an diesem Tag nicht im Museum sein, sie müssen allerdings eine Telefonnummer für den Notfall hinterlassen. Da die Teilnehmerzahl auf maximal 15 Personen begrenzt ist, bittet das LWL-Industriemuseum um eine Voranmeldung unter Tel. 02363 9707-0. Treffpunkt ist um 10 Uhr am Museumseingang des Schiffshebewerkes, Am Hebewerk 26, in Waltrop.

LWL-Industriemuseum Zeche Zollern, Dortmund
„Basteln, Werkeln, Spielen“ heißt es beim bunten Zechentag in der zweiten Osterferienwoche im LWL-Industriemuseum Zeche Zollern in Dortmund. Am Mittwoch (4.4.) können Kinder ab sieben Jahren von 11 bis 17 Uhr auf eine Zechen-Reise mit mehreren Kreativ-Stationen gehen. Fossilien gießen, Perlenschmuck basteln und eigene Zechengraffitis machen. Bezahlt werden muss nur der reguläre Museumseintritt (Erwachsene 4 Euro, Kinder ab sechs Jahren 2 Euro, Familienkarte 9 Euro).Heilpraktiker Stiv Dudkin

LWL-Industriemuseum Ziegelei Lage, (Kreis Lippe)
Jeden Donnerstag und jeden Samstag gibt es im LWL-Ziegeleimuseum Lage während der Osterferien Angebote für Kinder und Familien. Körbchen aus Peddigrohr können Kinder ab acht Jahren mit Korbflechtmeisterin Petra Franke im Rahmen der Ferienreihe „Altes Handwerk“ am Donnerstag (29.3.) zwischen 11 und 16 Uhr herstellen. Während die Kinder für rund eine Stunde beschäftigt sind, erkunden die Erwachsenen das Museum oder entspannen sich im Café bei Kaffee und Kuchen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Kinder zahlen neun Euro inklusive Eintritt und Materialkosten, die begleitenden Eltern nur den Museumseintritt.

Höllisch heiß wird es am Samstag (31.3.), wenn Kinder von acht bis zwölf Jahren in der Zeit von 14 bis 17 Uhr Drachen aus Ton bauen, die rauchen und Feuer spucken. Anmeldung erforderlich unter Tel. 05232 9490-0. Das Programm kostet pro Kind inklusive Material sieben Euro.

Am Ostersonntag (1.4.) heißt es wie jedes Jahr wieder „Ein Ei aus der Ziegelei“. Kinder können in der Bastelwerkstatt Ton-Ostereier bemalen oder von 11 Uhr bis 13 Uhr und von 14 Uhr bis 16 Uhr mit der Feldbahn auf das Ziegeleigelände zum Ostereier-Suchen fahren. Der Lagenser Schafzüchter Heinrich Havermeier ist mit seinen weißen hornlosen Heidschnucken im Museum, vielleicht ist auch das eine oder andere Osterlämmchen dabei. Um 18 Uhr entzündet die Feuerwehr Hagen ihr großes Osterfeuer.

„Springseile flechten“ steht am Donnerstag (5.4.) von 11 bis 16 Uhr auf dem Programm. Kinder ab sieben Jahren können im Rahmen der Ferienreihe „Altes Handwerk“ ein Springseil herstellen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Kinder zahlen für das offene Mitmachprogramm sechs Euro inklusive Eintritt und Materialkosten, die Eltern nur den Museumseintritt.

Am Samstag (7.4.) dreht sich alles um Wolle und Schafe. Was passiert mit einem Schaf, das nie geschoren wird? Gibt es vielleicht auch bunte Schafe? Diese und andere Fragen werden beantwortet, während die Teilnehmer Bälle, Armbänder oder Schlüsselanhänger aus Wolle filzen. Das Programm für Kinder zwischen sieben und zwölf Jahren findet zwischen 14 und 17 Uhr statt und kostet inklusive Material sieben Euro pro Person. Anmeldung erforderlich unter Tel. 05232 9490-0.

Am Handwebstuhl lernen die Kinder im LWL-Textilmuseum zunächst die Technik des Webens kennen. Foto: © LWL/Betz

Am Handwebstuhl lernen die Kinder im LWL-Textilmuseum zunächst die Technik des Webens kennen.
Foto: © LWL/Betz

LWL-Industriemuseum Textilwerk Bocholt (Kreis Borken)
Kunstwerke aus Lego können Kinder von acht bis zwölf Jahren bei drei Workshops im Textilwerk Bocholt (Kreis Borken) bauen. Das LWL-Industriemuseum bietet am Dienstag (3.4.), Mittwoch (4.4.) und Donnerstag (5.4.) jeweils einen Kurs mit dem „Brick Art“-Künstler Aran Hudson alias Cole Blaq an. Die Kinder beschäftigen sich zunächst mit den technischen Grundstrukturen des Webens und probieren sie am Handwebstuhl aus. Im Workshop übertragen sie diese Kenntnisse dann in Modelle aus Lego. Die Teilnahmegebühr für einen Tag pro Kind beträgt 20 Euro inkl. Material und Mittagessen. Geschwisterkinder zahlen 15 Euro. Eine Anmeldung erbittet das Textilwerk unter Tel. 02871 21611-0 oder per Mail an textilwerk@lwl.org.

LWL-Industriemuseum Glashütter Gernheim, Petershagen (Kreis Minden-Lübbecke)
Am Palmsonntag (25. 3) zeigen die Glasmacher Korbinian Stöckle und Rasit Rejwan AM Ofen in der Glashütte Gernheim in Petershagen (Kreis Minden-Lübbecke) schimmernde österliche Farbenpracht. Sie stellen aus Sand, Kalk und Soda kunstvolle festliche Ostereier her. Die Besucher können im Glashüttenturm den Herstellungsprozess der mundgeblasenen österlichen Kunstwerke beobachten. Bei Fragen stehen die Glasmacher gerne zur Verfügung. Die fertigen Ostereier aus Glas sind im Museumsshop zu kaufen. Vertiefende Einblicke in die historische Glasproduktion und den Fabrikort Gernheim bieten die weiteren Gebäude auf dem Museumsgelände. Das LWL-Museum ist dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Die kostenlose Sonntagsführung beginnt um 11 Uhr (nur Eintrittsgeld).

LWL-Industriemuseum Zeche Hannover, Bochum

Schlägel und Eisen sind das alte Symbol des Bergbaus. Neue Blicke aufs Revier setzten Jugendliche in der zweiten Osterferienwoche in einem Theaterworkshop auf der Zeche Hannover in Szene. Foto: © LWL/Holtappels

Schlägel und Eisen sind das alte Symbol des Bergbaus. Neue Blicke aufs Revier setzten Jugendliche in der zweiten Osterferienwoche in einem Theaterworkshop auf der Zeche Hannover in Szene.
Foto: © LWL/Holtappels

Pünktlich zu den Osterferien meldet sich die Zeche Hannover in Bochum aus ihrer Winterpause zurück. Am Freitag (23.3.) um 19 Uhr eröffnet die neue Sonderausstellung „Revierfolkore – Zwischen Heimatstolz und Kommerz“, die bis zum 28. Oktober zu sehen ist. Passend dazu bietet das LWL-Industriemuseum in Kooperation mit dem Jungen Schauspielhaus Bochum in den Osterferien einen Theaterworkshop für Jugendliche ab 15 Jahren an. „Wo geht’s denn hier zum Pott? Neue Blicke aufs Revier“, heißt das Motto. Von Freitag (6.4.) bis Sonntag (8.4.) nehmen die Teilnehmer eigene Erfahrungen und Erlebnisse in der Heimat und in der Fremde in den Blick. Zusammen mit der Theaterpädagogin Ruth Hengel gestalten die Teilnehmerinnen eine Präsentation, die am Sonntag (8.4.) um 19 Uhr in der Zeche Hannover gezeigt wird. Die Teilnahme ist inklusive Mittagsimbiss kostenfrei. Anmeldung erbittet das LWL-Industriemuseum unter Tel. 0231 6961-236.

Am Osterwochenende sind die Zeche Hannover und das Kinderbergwerk Zeche Knirps von Freitag (30.3.) bis Montag (2.4.) geöffnet. Um 12 und 15 Uhr starten an den Feiertagen Erlebnisführungen mit Vorführung der historischen Dampffördermaschine. Am Karsamstag (31.3.) lädt der Förderverein von 18 bis 22 Uhr zum Osterfeuer am Förderturm ein.

LWL-Museum für Naturkunde in Münster
Öffentliche Sonntagsführungen, eine Sonderschau und Flüge durch das Weltall. Auch in den Osterferien gibt es im LWL-Museum für Naturkunde viel zu entdecken. Die neue Sonderschau „Aus dem Dunkel ins Licht“ zeigt besondere Ausstellungsstücke, die sonst in der Dunkelheit der Museumsarchive schlummern. Die Sonderschau, die noch bis zum 13. Mai zu sehen ist, kann dienstags bis sonntags von 9 bis 18 Uhr im LWL-Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) besichtigt werden.

Als besondere Angebote bietet das Museum während der der Osterferien öffentliche Sonntagsführungen mit Wissenschaftlerinnen des Museums an. Am Ostersonntag (1.4.) führt der Botaniker Dr. Bernd Tenbergen interessierte Besucher zu ausgewählten botanischen Highlights. Einen besonderen Blick auf die zoologischen Höhepunkte des Hauses wirft dagegen am Sonntag (8.4.) Ausstellungsmacherin und Zoologin Lisa Klepfer. Der Beginn ist jeweils um 14.30 Uhr im Museumsfoyer. Die Führungen selbst sind kostenfrei, lediglich der normale Museumseintritt ist zu entrichten. Die Personenanzahl ist auf 25 begrenzt.

Das Planetarium bietet vom 27.März. bis zum 8. April ein erweitertes Programm an. So sind während der gesamten Ferien jeden Tag mehr Vorstellungen als üblich zu sehen. Um 11, 12, 14, 15, 16 und 17 Uhr zeigt das Planetarium Shows, wie „Felix im Planetarium“ (ab 4 Jahren), „Als der Gulp die Erde einsackte“ (ab 5 Jahren), „Dinos im Weltall“ (ab 6 Jahren), „Tag und Nacht“ (ab 7 Jahren), „Ein Sternbild für Flappi“ (ab 8 Jahren), „Faszination Weltall“ (ab 8 Jahren), „Planeten – Expedition ins Sonnensystem“ (ab 8 Jahren) oder „Zeitreise – vom Urknall zum Menschen“ (ab 9 Jahren). Eintritt: je 5,50 Euro Erwachsene und 3 Euro Kinder.

Kinder im Atelier des LWL-Museums für Kunst und Kultur. Foto: © LWL/Hanna Neander

Kinder im Atelier des LWL-Museums für Kunst und Kultur.
Foto: © LWL/Hanna Neander

LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster
Das LWL-Museum für Kunst und Kultur hat während der Osterfeiertage, einschließlich Karfreitag und Ostermontag, von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Am Ostersonntag (1.4.) lädt das Kunstmuseum zur Familienführung ein: Mit dem Kulturbeutel, der allerlei Materialien enthält, machen sich Kinder und ihre Begleiterinnen auf die interaktive geführte Tour durch die Sammlung. Die jungen Besucher können sich am Wochenende auch in den Ateliers kreativ austoben: Beim Workshop Bildschöner Samstag für Sechs- bis Zehnjährige lautet das Motto am Ostersamstag (31.3.) um 10.30 Uhr „Städtebauer“ und im Mukuku-Klub basteln Vier- bis Sechsjähre um 10.30 Uhr „Osterschmuck“. Am Ostersonntag (1.4.) findet um 10.15 Uhr der Workshop Minimaler für Kinder von zwei bis fünf Jahren und ihre Eltern, Großeltern, Tanten oder Onkel zum Thema „April, April“ statt. Der Teilnahmebeitrag für die Workshops beträgt 7 Euro pro Person zuzüglich des Eintrittspreises. Für Kinder bis einschließlich fünf Jahre ist der Eintritt frei. Kinder ab sechs Jahren zahlen einen reduzierten Eintritt von 1 Euro. Eine Anmeldung für die Kinderworkshops wird bis Freitagmittag 12 Uhr beim Besucherservice erbeten (besucherbuero@lwl.org oder Telefon 0251 5907 201).

LWL-Freilichtmuseum Detmold (Kreis Lippe)
Am Gründonnerstag (29.3.) und damit pünktlich zu den Feiertagen startet das LWL-Freilichtmuseum Detmold in die neue Saison. Los mit den Ferienangeboten geht es am selben Tag um 14 Uhr mit einer Entdeckungsreise durch das vorösterliche Museum bei den Naturbegegnungen „Ostereierei“. Nach einer Führung zu Hühnern, Hasen und Co. steht das Eierfärben auf dem Programm. Die Kinder sollten drei rohe oder ausgeblasene Eier mitbringen. Die Kursteilnahme beträgt sechs Euro, hinzu kommen ein Euro Materialbeitrag und der Museumseintritt. Einen Tag später (30.3.) haben Kinder von 11 bis 17 Uhr noch einmal in der Scheune Kroll die Gelegenheit, Eier zu färben und mit Pflanzenmustern zu versehen. Für das Mitmachprogramm „Eierfärben nach Urgroßmutterart“ betragen die Materialkosten bei mitgebrachten Eiern 50 Cent, ansonsten einen Euro pro Ei.

An den Feiertagen können Kinder im LWL-Freilichtmuseum Detmold wieder fleißig Osterkörbchen flechten. Foto: © LWL/Jähne

An den Feiertagen können Kinder im LWL-Freilichtmuseum Detmold wieder fleißig Osterkörbchen flechten.
Foto: © LWL/Jähne

Die Transportmöglichkeiten für die Eier entstehen am Karfreitag (30.3.) und Karsamstag (31.3.) bei dem Workshop „Osterkörbchen flechten“. Jeweils von 11 bis 13 Uhr, 13.30 bis 15.30 Uhr oder 15.45 bis 17.45 Uhr haben Kinder im Lauschhaus die Möglichkeit, gemeinsam mit Petra Franke Brot-, Obst oder Schmuckkörbchen für die Ostereier herzustellen. Die Kosten betragen acht Euro zuzüglich acht Euro Materialbeitrag pro Korb und Museumseintritt.

Wer die gesammelten Eier zu Hause warmhalten möchte, kann am Karsamstag (31.3.) und Ostersonntag (1.4.) bei einem Mitmachprogramm Eierwärmer aus bunter Wolle filzen. Ulrike Loth öffnet ihre „Filzwerkstatt“ jeweils von 11 bis 13 und 15 bis 17 Uhr. Der Materialbeitrag liegt bei 3,50 Euro.

Wer lieber mit vollem Körpereinsatz ans Werk gehen möchte, der kann in der zweiten Ferienwoche lernen, mit Kaltblutpferden zu arbeiten. Von Dienstag (3.4.) bis Donnerstag (5.4.) steht bei einem Kurs von Heinz Meyer jeweils ab 10 Uhr für Jugendliche die Arbeit mit dem Pferd im Mittelpunkt. Bitte festes Schuhwerk, angemessene Kleidung und Verpflegung mitbringen. Treffpunkt ist der Museumseingang, die Kosten für den dreitägigen Kurs betragen 18 Euro, hinzu kommt einmalig der Museumseintritt.

Parallel dazu widmet sich Reinhard Merten dem „Holzrücken mit Kaltblutpferd“. Von Dienstag (3.4.) bis Freitag (6.4.) probieren Jugendliche jeweils von 10 bis 13 Uhr in einem Workshop die Arbeit mit dem Pferd. Bitte auch dafür wetterfeste Kleidung, festes Schuhwerk und Verpflegung mitbringen. Der Treffpunkt ist der Museumseingang. Die Kosten für diesen viertägigen Workshop liegen bei 35 Euro zuzüglich einmaligem Museumseintritt.

Den Abschluss des Osterferienprogrammes bildet am Sonntag (8.4.) von 11 bis 17 Uhr im Lauschhaus das Schnitzen von Holunderflöten. Bei dem Mitmachprogramm lernen Kinder ab zehn Jahren unter der Anleitung von Wolfgang Koch, wie aus Holunderästen Flöten entstehen. Der Materialbeitrag liegt bei zwei Euro pro Flöte.

Interessierte können sich für die die „Ostereierei“, die Flechtkurse und das Holzrücken mit Kaltblutpferden bis zum 29. März und für das Arbeiten mit Kaltblutpferden bis zum 1. April im Infobüro unter Tel. 05231 706104 anmelden. Für das „Eierfärben nach Urgroßmutterart“, die Filzwerkstatt und das Schnitzen der Holunderflöten ist keine Anmeldung erforderlich. Weitere Informationen gibt es auch im Internet unter: www.lwl-freilichtmuseum-detmold.de.

LWL-Freilichtmuseum Hagen
Ab Karfreitag startet das LWL-Freilichtmuseum in die neue Saison. In der Osterwoche ab Karfreitag (30.3.) bis Sonntag (8.4.) ist die Korbflechterei Gehrlein aus der Pfalz zu Gast im Freilichtmuseum. Der Korbflechter zeigt bei seiner Arbeit, wie auf traditionelle Weise Körbe und andere anspruchsvolle Korbwaren aus Weidenruten geflochten werden. Hier können Besucherinnen selber im Workshop am Karfreitag (30.3.), am Ostermontag (2.4.) und am folgenden Sonntag (8.4.) jeweils in der Zeit von 9.30 Uhr bis 18 Uhr einen eigenen Korb flechten. Der Kurs kostet inklusive Material für einen großen Korb 70 Euro. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt, bitte anmelden unter Tel.: 02331 7807-0.

Während der Ostertage und der Osterferien bietet das LWL-Freilichtmuseum Hagen ein umfangreiches Programm nicht nur für Kinder. Dazu gehören das Frühlingserwachen am Bienenstand mit dem Imker am Ostersonntag (1.4.) und Ostermontag (2.4.) ab 10 Uhr oder die Sonntagsführung „Wasser auf die Mühlen“ um 14 Uhr am Ostersonntag zu den vielen Wasserrädern im LWL-Freilichtmuseum. Auch bei den Workshop-„Klassikern“ in den historischen Werkstätten, wie Papierschöpfen (1.4. von 14 bis 17 Uhr) und Blaudrucken (2.4. von 14 bis 17 Uhr).

Unter dem Titel „Drucken und Buchbinden“ verfolgen Kinder und Jugendliche ab acht Jahren beim jeweils zweistündigem Ferienprogramm woraus Papier gemacht wird, wie aus Papier Bücher entstehen und wie die Buchstaben aufs Papier kommen. Das LWL-Freilichtmuseum bietet den Workshop in der Zeit vom 3. bis 6. April (jeweils von 12 Uhr bis 14 Uhr und von 14.30 bis 16.30 Uhr) insgesamt achtmal an. Bitte unempfindliche Kleidung tragen und bis zum 29.3. anmelden unter Tel.: 02331 78070.

Die kleine Ausstellung vom Kettenschmiedemuseum Fröndenberg ist während der gesamten Saison zu Gast. Fröndenberg war ein Zentrum der Kettenherstellung. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich dort eine spezialisierte Industrie. Fotos zeigen den aufwendigen Prozess des Kettenschmiedens, und an einer Medienstation hört man Zeitzeugeninterviews, beides lässt die harte Arbeit in den Schmieden für die Besucherinnen vorstellbar werden. Die Ausstellung ist bis zum 31. Oktober zu sehen.

An die Farbe, fertig, los: Ein buntes Mitmach¬pro-gramm erwartet Kinder beim Familientag "Et labora!" in Kloster Dalheim. Foto: © LWL/Buterus

An die Farbe, fertig, los: Ein buntes Mitmach¬pro-gramm erwartet Kinder beim Familientag „Et labora!“ in Kloster Dalheim.
Foto: © LWL/Buterus

Kloster Dalheim in Lichtenau (Kreis Paderborn)
1.700 Jahre Klostergeschichte auf 3.000 Quadratmetern: Ab dem 18. März ist die preisgekrönte Dauerausstellung der Stiftung Kloster Dalheim. LWL-Landesmuseum für Klosterkultur wieder in vollem Umfang zu sehen. Unter dem Titel „Eingetreten! 1.700 Jahre Klostergeschichte“ spürt sie der Faszination und dem Alltag klösterlichen Lebens nach: Von den Wüstenvätern über die ersten klösterlichen Gemeinschaften bis zum Klosterleben der Gegenwart illustrieren rund 200 Exponate die geschichtliche Entwicklung der europäischen Ordensgemeinschaften und Klöster. Zur Wiedereröffnung erwarten die Besucher neue Ausstellungsstücke aus der Sammlung des Hauses und Leihgaben renommierter Museen. Von 13 bis 17 Uhr gibt es kostenlose öffentliche Führungen. Der neue Spielplatz im Klostergarten lädt kleine Museumsgäste zum Toben und Verweilen ein. Der Eintritt ist am Tag der Eröffnung (18. März) und am darauffolgenden Ferienwochenende (24. und 25. März) frei.

Der Familientag „Et labora!“ mit Handwerksvorführungen und Mitmachprogramm für Kinder lädt am Sonntag (15.4.), zu einem Tagesausflug in das ehemalige Kloster Dalheim ein. Vorführungen in der Bäckerei, Brauerei, Brennerei, Weberei, Mühle, Drechslerei, Imkerei, Korbflechterei, Schäferei, Försterei und Gärtnerei machen historische Handwerkskunst auf dem 7,5 Hektar großen Klostergelände erlebbar. Während die Besucherinnen den Handwerkern bei ihrer Arbeit an den historischen Standorten über die Schulter schauen, gehen Kinder auf Entdeckertour und üben sich selbst in klösterlicher Handwerkskunst. Sie wickeln Kerzen, flechten Vogelnester, backen Brezeln, kneten Saatkugeln und basteln Traumfänger. Erwachsene werden in der Weberei selbst aktiv. Regelmäßige Kutschfahrten über das Klostergelände und durch den Ort runden das Familienerlebnis ab. Eine Regenvariante des Programms ist vorbereitet.

LWL-Museum für Archäologie (Herne)
Im LWL-Museum für Archäologie in Herne heißt es jeweils am Dienstag (3.4.), Mittwoch (4.4.), Donnerstag (5.4.) und Freitag (6.4.), von 10 bis 15 Uhr „Zeichnen wie David Macaulay“. Für die neue Sonderausstellung „Irrtümer & Fälschungen der Archäologie“, die vom 23. März bis 9. September zu sehen ist, hat der US-amerikanische Architekt, Autor und Künstler eine Ausgrabungsfläche der Zukunft geschaffen: Welche archäologischen Spuren sind von uns in 2.000 Jahren noch übrig? Die Tuschezeichnungen Macaulays geben Aufschluss – nicht ohne Humor. Beim Osterferienprogramm im LWL-Archäologiemuseum erwartet die Teilnehmer zwischen zehn und 18 Jahren die hohe Kunst des zeichnerischen Fälschens. Sie entdecken zunächst Macaulays spezielle Art zu zeichnen. Dabei ist genaues Hinsehen gefragt, schließlich soll der Stil des Künstlers getroffen werden.
Dann geht es an die Arbeit: Die Teilnehmerinnen „fälschen“ Zeichnungen Macaulays mit Tusche und Pinsel. Der Kurs findet unter fachmännischer Leitung des Künstlers und Illustrators Torsten Kropp statt. Er ist seit rund 20 Jahren Dozent für Malerei und Zeichnung an der Jugendkunstschule Wanne-Eickel e.V. Mit Ausstellungen in Herne, Düsseldorf, Krefeld, Bochum, Mülheim/Ruhr, Rinteln, Duisburg und Wipperfürth war er in ganz NRW unterwegs. Die Kosten für den jeweils eintägigen Kurs betragen 8 Euro. Um Anmeldung bis zum 1. April wird gebeten unter Tel.: 02323 94628-20. Das Programm richtet sich sowohl an Anfänger als auch an Fortgeschrittene.

Museum in der Kaiserpfalz in Paderborn
Im Museum in der Kaiserpfalz erwarten die Besucher während der Osterferien zwei besondere Programmpunkte: Die Osterferienaktion „Schatzsuche“ richtet sich am Mittwoch (4.4.), von 10 bis 12 Uhr an Sechs- bis Zehnjährige. Einen „Hauch von Gold“ gibt es am Donnerstag (5.4.) um dieselbe Uhrzeit für Zehn- bis Zwölfjährige.

Eine geheimnisvolle Landkarte und seltsame Briefe führen die Teilnehmerinnen der „Schatzsuche“ zu ausgesuchten Schätzen des Mittelalters, zu goldenen Beschlägen, Fibeln und anderen Kostbarkeiten. Sie lösen kniffelige Suchaufgaben und belohnen sich anschließend mit selbst gefertigtem Schmuck.

Die Teilnehmer der Aktion „Ein Hauch von Gold“ entdecken erst einmal den Ideenreichtum und die Kunstfertigkeit mittelalterlicher Goldschmiede. Das Vergolden spielt dabei eine große Rolle. Anschließend ist die eigene Kreativität gefragt: Die Teilnehmerinnen gestalten einen Schmuckanhänger aus Naturmaterial und veredeln ihn durch Vergolden.

Die Kosten für beide Kurse betragen jeweils 3 Euro. Um Anmeldung wird gebeten bis zum 23.3. unter Tel.: 05251 1051-10.

LWL-Römermuseum in Haltern am See (Kreis Recklinghausen)
Die zweistündige Osterferienaktion „Legionäre verschwunden“ findet jeweils am Dienstag (3.4.), Mittwoch (4.4.), Donnerstag (5.4.) und Freitag (6.4.), von 14 bis 16 Uhr im LWL-Römermuseum in Haltern am See (Kreis Recklinghausen) statt. „Signum vertere“, das Feldzeichen umdrehen, bedeutete in der römischen Legion den Rückzug. Doch noch deutet nichts auf Rückzug hin: Die 15.000 Mini-Römer marschieren weiterhin gutgelaunt durch das LWL-Römermuseum in Haltern am See. Doch die Legionen sind nicht komplett, einige Legionäre fehlen. Die Teilnehmer begeben sie sich auf die Suche nach den sechs Legionären, die heimlich ihren Platz in der Marschordnung verlassen haben. Nach erfolgreicher Suche gibt es eine Auszeichnung: Die Teilnehmerinnen basteln einen römischen Orden. Die Kosten für den Kurs betragen 4 Euro. Anmeldung ist erforderlich unter Tel.: 02364/9376-0

Vorlesen lohnt sich

Die Integrative Kita Kiebitzweg aus Werl ist die 100. Literaturkita in Westfalen-Lippe

Vlotho/Werl. Seit 2013 zeichnet der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) Kindertageseinrichtungen als „Literaturkitas“ aus. LWL-Jugenddezernentin Birgit Westers hat am Montag (19.2.) in der Integrativen Kita Kiebitzweg in Werl das 100. Zertifikat zur Literaturkita überreicht.

„Ich möchte den Mitarbeiterinnen der Kita Kiebitzweg herzlich gratulieren. Mit dem Zertifikat wollen wir das besondere Engagement in der Vorlese-Arbeit verdeutlichen“, sagte Westers. „Der Literatur kommt in der pädagogischen Arbeit schon bei Vorschulkindern eine besondere Bedeutung zu. Es gibt keine bessere Sprachförderung als regelmäßiges Vorlesen. Und hier ist die Kita Kiebitzweg jetzt gut aufgestellt.“

Um das Zertifikat zu erwerben, müssen die Kitas ihr besonderes Engagement in der Vorlese-Arbeit unter Beweis stellen. Dazu besuchen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Fortbildungen und erarbeiten eigene Konzepte. Auf dem Weg zur Literaturkita lernen sie, wie man Kinder zum Zuhören, zum Diskutieren oder Philosophieren oder auch zu einem kleinen Theaterspiel über das Gehörte animieren kann.

Die Integrative Kita Kiebitzweg hat sich der Herausforderung gestellt und eigene Konzepte entwickelt. Seit neuestem gibt es hier eine Büchertasche, die jedes Kind mit seinen Lieblingsbüchern füllen darf. Außerdem kommt Bücherwurm-Kuscheltier „Lila“ mit der Büchertasche zu den Familien nach Hause. Zu Hause können die Kinder gemeinsam mit ihren Eltern im ebenfalls in der Büchertasche enthaltenen Tagebuch eintragen, welche Erlebnisse sie mit den Büchern und dem Kuscheltier hatten. „Die Kinder sind begeistert von dieser Idee und freuen sich riesig, wenn sie wieder an der Reihe sind und Lila mit nach Hause nehmen dürfen“, so die Erzieherinnen.

LWL-Dezernentin Westers ist überzeugt: „Kinder profitieren nicht nur sprachlich von Bilderbüchern, Märchen und Geschichten. Die Welt der Literatur ist außerdem für die Persönlichkeitsentwicklung von besonderer Bedeutung. Die Geschichten werfen Fragen auf und konfrontieren mit Normen und Werten, die dann unmittelbar mit den Kindern thematisiert werden können.“

Hintergrund
Alltagsintegrierte Sprachförderung ist schon lange ein fester Bestandteil der Erziehungs- und Betreuungsarbeit in Kindertageseinrichtungen. Das LWL-Bildungszentrum Jugendhof Vlotho bietet daher seit Jahren viele Veranstaltungen zu den Themenbereichen Sprachförderung und Vorlesen an. Ziel ist die Förderung und Unterstützung der Fachkräfte vor Ort. Das Zertifikat Literaturkita wird vom LWL-Bildungszentrum Jugendhof Vlotho an Kitas vergeben, die sich hier besonders engagieren.

Menschen mit Behinderung finden mehr Arbeit

Arbeitslosigkeit von Menschen mit Behinderung ist im Dezember weiter gesunken.

69686Westfalen. Die Arbeitslosigkeit von Menschen mit Behinderung ist im Dezember weiter leicht gesunken. Nach dem jüngsten Bericht des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) sank die Arbeitslosigkeit für Menschen mit Schwerbehinderung in Westfalen-Lippe auf 21.318 (12.965 Männer und 8.353 Frauen). Das sind 166 weniger als im November. Gegenüber dem Vorjahr ist die Arbeitslosigkeit von Menschen mit Behinderung um 186 gesunken.

„Auf Grund der guten Konjunkturaussichten erwarten wir auch für 2018 einen weiteren Rückgang der Arbeitslosigkeit“, sagte LWL- Sozialdezernent Matthias Münning. „Das ist eine erfreuliche Entwicklung, die belegt, dass Arbeitgeber zunehmend den Wert der Arbeit von schwerbehinderten Menschen erkennen. Die Feststellung einer Schwerbehinderung bedeutet nämlich nicht automatisch, dass der Arbeitnehmer seine Arbeit nur unzureichend ausüben kann.“ Es komme vielmehr darauf an, ihn entsprechend seiner Fähigkeiten am Arbeitsmarkt einzusetzen. Dabei könnten Defizite mit Hilfe der Leistungen des LWL-Integrationsamtes und der örtlichen Fachstellen für Menschen mit Schwerbehinderung ausgeglichen werden. „Die Mitarbeiter des LWL-Integrationsamtes, die örtlichen Fachstellen sowie die Integrationsfachdienste stehen unterstützend und beratend zur Seite“, so Münning weiter

Hintergrund
Das LWL-Integrationsamt hat die Aufgabe, private und öffentliche Arbeitgeber im Sinne der Inklusion dabei zu unterstützen, Arbeitsplätze für schwerbehinderte Menschen zu schaffen und zu erhalten. Neben der technischen Ausstattung behinderungsgerechter Arbeitsplätze bilden die Beratung der betroffenen Menschen und der Arbeitgeber sowie der besondere Kündigungsschutz Schwerpunkte in der Arbeit der LWL-Abteilung.

Foto: © Birgoleit

„Mindener Glacisanlagen“ als Denkmal des Monats ausgezeichnet

Minden (lwl). Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hat die „Glacisanlagen“ in Minden als Denkmal des Monats Mai ausgezeichnet. Die parkartig gestalteten Teile der ehemaligen Befestigungsanlage hat die Stadt Minden vor drei Monaten in ihre Denkmalliste eingetragen.

Das sogenannte Glacis war ursprünglich eine nach außen Glacis2flachgeneigte Aufschüttung vor dem Stadtwall und dem Stadtgraben, die als freies Schussfeld diente. In Friedenszeiten war das Glacis teils mit Bäumen und Gebüsch als Sichtschutz bewachsen, damit feindliche Agenten die Befestigungsanlagen nicht ausspionieren konnten, teils wurde es als Gartenland genutzt und stand privilegierten Bürgern zum Spazierengehen offen.

„Dank der Stadtväter, die nach 1873 beharrlich und zielstrebig den Erwerb der Festungs- und Glacisanlagen betrieben, sowie dank der andauernden und behutsamen Pflege hat sich in Minden ein Dokument historischer Freiraumgestaltung erhalten, das in Ausdehnung, Größe und Vielgestaltigkeit in Westfalen-Lippe einzigartig ist“, sagt LWL-Gartendenkmalpfleger Uwe Siekmann. „Aber an manchen Stellen des Glacis zeigt sich, dass ein an einem denkmalpflegerischen Konzept ausgerichteter Umgang mit der historischen Parkanlage dringend notwendig ist, damit der Charakter eines Waldparks, den der Stadtgarteninspektor Julius Trip dem Park verliehen hat, erhalten bleibt.“

Hintergrund
Nachdem 1873 die Festung Minden aufgehoben worden war, wurden gegen Ende des 19. Jahrhunderts die Festungsbauwerke weitgehend geschleift. Dabei schonte man den seit Beginn des 19. Jahrhunderts aufgewachsenen Baumbestand auf dem Glacis, weil Abschnitte der Glacisanlagen auf Wunsch der Stadt in Parkanlagen umgewandelt werden sollten.

Die Ausgestaltung, Erhaltung und Pflege der Mindener Glacisanlagen übernahm ab 1873 zunächst ein Verschönerungsverein. Er legte Wege an, stellte Bänke auf, pflanzte Bäume, schuf gärtnerische Schmuckanlagen an den Kriegerdenkmälern, legte einen Kinderspielplatz an und gestaltete die Ufer des Schwanenteiches. Nach der Auflösung des Vereins übernahm 1890 die städtische Parkkommission die Betreuung der Grünanlagen und beauftragte den hannoverschen Stadtgarteninspektor Julius Trip (1857-1907) und den Hofgärtner Georg Tatter (1858-1924) aus Hannover-Herrenhausen mit der Erstellung eines Gutachtens über den künftigen Umgang mit den Glaciswaldungen.

Trip und Tatter empfahlen eine behutsame Auslichtung der über längere Zeit nicht durchforsteten Waldbereiche nach gartenkünstlerischen Gesichtspunkten. Dabei sollten markante Einzelbäume und Baumgruppen erhalten und entwickelt, Lichtungen angelegt und das Gelände modelliert werden, um ein „malerisches Parkbild zu schaffen und Ausblicke in die herrliche Umgebung, die weltberühmten Waldberge der Porta“ zu ermöglichen, wie es in dem Gutachten hieß.

1892/93 wurde mit der Umsetzung von Trips und Tatters Vorstellungen in dem der Weser zugewandten Abschnitt des Glacis begonnen und in den Folgejahren unter dem Stadtgärtner Louis Isermann die Gestaltung der verschiedenen Glacisabschnitte vollendet. Bei der Verlegung der Bastau in den Jahren 1903/04 grub man ein neues Flussbett, das sich mit seinen leicht gekrümmten Uferlinien wie ein natürlicher Bachlauf in das Parkgelände einfügt und von mehreren Brücken mit zeitgenössischen Jugendstilornamenten an den Geländern gequert wird. Glacis

„Obwohl in den Kriegsjahren die Pflege reduziert wurde, ab Mitte der 1950er-Jahre neue Bäume gepflanzt und Wege erneuert wurden und man 1973 die Grünanlagen des Glacis teilweise umgestaltete und Radwegeverbindungen schuf, ist die gegen Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts erfolgte Gestaltung bis heute ablesbar“, so Siekmann.

In Minden werden die Anfänge der mittelalterlichen Stadtmauer auf die Zeit um 1230 datiert. Der heutige „grüne Ring“ um Mindens Kernstadt markiert den Bereich, in dem die Stadtbefestigung mit ihren Toren und Türmen, Gräben, Wällen und Bastionen bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts beständig verändert, erneuert und verstärkt und so den militärischen Erfordernissen einer Garnisonsstadt angepasst wurde. Vor dem Stadtwall und dem Stadtgraben erstreckte sich das Glacis, das als freies Schussfeld diente.

Die Befestigungsanlagen der Städte zu entfernen und die stadtumschließenden Festungswerke zu Parkanlagen und Promenaden umzugestalten, ist eine zeittypische Erscheinung, die in der Mitte des 18. Jahrhunderts begann und mit dem wirtschaftlichen Aufschwung sowie der Erschließung neuer Siedlungsbereiche in vielen ehemals befestigten Städte einherging. Wegen der militärstrategischen Bedeutung Mindens setzte diese Entwicklung hier etwas verzögert ein.

Julius Trip zählt zu den maßgeblichen Wegbereitern des Freiraumtyps Waldpark, dem im ausgehenden 19. Jahrhundert unter sozialreformerischen, städtebaulichen, stadtklimatischen und forstästhetischen Gesichtspunkten eine hohe Bedeutung zuerkannt wurde. Bei den Baumarten bevorzugte Trip eine Mischung aus Eiche, Rotbuche, Linde und Platane, ergänzt um Nadelgehölze wie Eibe, Weymouths- und Schwarzkiefer, damit ein im Jahresverlauf abwechslungsreiches Parkbild die Besucher erfreuen sollte. Vorbei an Arealen mit einheimischen Waldblumen sollten geschwungen geführte Wege den ästhetisch aufgewerteten Wald für die Besucher erschließen.

Bild 1: Abwechslungsreiches Parkbild im Sinne der Tripschen Gestaltungsidee – © LWL/Herden-Hubertus
Bild 2: Markante Trauerbuche im nördlichen Glacisbereich – © LWL/Siekmann

LWL wirbt mit selbstironischen Postkarten für Westfalen

64553Münster/Westfalen. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hat in Kooperation mit der Westfalen-Initiative zum zweiten Mal eine Postkartenserie mit historischen Fotografien veröffentlicht. Die fünf Westfalen-Postkarten zeigen Alltagssituationen und Porträts „echter Westfalen“ aus den 1930er bis 1960er Jahren, die jeweils um witzig-amüsante „Westfalensprüche“ wie „Westfalen sind nicht zu bremsen“ und „Westfalen rockt“ ergänzt worden sind.

„Die Karten sind besonders, weil sie eine ganz andere, humorvolle und selbstironische Seite der sonst klischeehaft als stur und verschlossen beschriebenen Westfalen zeigen“, so Prof. Dr. Markus Köster, Leiter des LWL-Medienzentrums für Westfalen.

Vier der Motive stammen aus der Sammlung des Castrop-Rauxeler Pressefotografen Helmut Orwat (geb. 1938). Er hat seit den 1950er Jahren über viele Jahre das Alltagsleben im Ruhrgebiet dokumentiert und in unzähligen Aufnahmen ein persönliches und authentisches Porträt der Bewohner gezeichnet. Das fünfte Motiv fotografierte der Raesfelder Dorfchronist Ignaz Böckenhoff (1911-1994), dessen umfangreicher fotografischer Nachlass ebenfalls im Bildarchiv des LWL-Medienzentrums bewahrt wird. Unter http://www.bildarchiv-westfalen.lwl.org finden sich übrigens rund 50.000 weitere historische und aktuelle Motive aus allen Regionen Westfalens. Sie zeigen Städte, Dörfer und Landschaften, Industrie und Landwirtschaft, regionstypisches Handwerk und Brauchtum, Kunst, Architektur und nicht zuletzt die Menschen und ihren Alltag im Wandel der Zeiten.

Die Postkarten liegen ab sofort kostenfrei im LWL-Medienzentrum, in den meisten LWL-Museen sowie vielen Kreis- und Stadtmuseen Westfalens aus. Gegen eine Schutzgebühr von 5 Euro können je zwei Sätze mit 5 Motiven beim LWL-Medienzentrum bestellt werden (cornelia.laumann@lwl.org). Auch ein kostenloser Download ist unter http://www.bildarchiv-westfalen.lwl.org möglich.