Plasma heilt chronische Wunden

St. Josef Hospital der KHWE setzt auf neue Behandlungsmethode – Wundzentrum versorgt jährlich 300 Patienten ambulant

Plasma heilt chronische Wunden

Das St. Josef Hospital der KHWE setzt mit dem Einsatz von Kaltplasma auf eine neue Methode der Wundbehandlung (von links): Patientin Theresia Menne, Iris Schäfers (Pflegetherapeutin Wunde) sowie Chefarzt und Wundexperte Dr. Hüseyin Töre.

Bad Driburg. Eigentlich wollte Theresia Menne nur eine schwere Kiste an die Seite schieben, die an diesem Vormittag mal wieder im Weg gestanden hatte. „Plötzlich kippte sie um und fiel mir direkt auf den Fuß“, erinnert sich die 81-Jährige aus Bad Driburg an den Sommer 2020 zurück. Von diesem Moment an plagt sie eine immer größer werdende Wunde am Knöchel. Das St. Josef Hospital der KHWE setzt jetzt auf eine neue Behandlungsmethode zur Heilung chronischer Wunden – von der Theresia Menne nun profitiert.

Dabei kommt ein so genannter Plasma-Pen zum Einsatz, der kaum größer ist als ein Füller. Aus der Spitze kommt ein dünner bläulicher Strahl, der in einem vorgegebenen Abstand und Geschwindigkeit über die Wunde geführt wird. „Das kalte Plasma tötet Bakterien, Viren und Pilze ab und sorgt für eine Beschleunigung der Wundheilung. Sogar gegen multiresistente Keime ist das Kaltplasma wirksam“, sagt Dr. Hüseyin Töre, Chefarzt der Klinik für Gefäßchirurgie am St. Josef Hospital in Bad Driburg und Ärztlicher Leiter des Wundzentrums. „Damit wird nicht nur die betroffene Stelle gesäubert, auch sind Entzündungen damit besser kontrollierbar „, sagt Dr. Töre, der von Einsatz und Wirkung des Plasma-Pen überzeugt ist. „Der Erfolg spricht für sich und die Anwendung ist für uns zu einem elementareren Baustein der modernen Wundbehandlung geworden.“

In der Regel wird diese Methode bei Patienten über einen bestimmten Zeitraum etwa zwei bis drei Mal wöchentlich angewendet. „Für die Betroffenen ist die Anwendung dieser neuen Technologie schmerzarm bis schmerzlos“ betont die Krankenschwester und Wundexpertin Iris Schäfers. Die Wunden, die früher schlechte Heilungschancen hatten, können geschlossen werden – besonders bei Diabetikern „, betont der Wundexperte weiter.

Bei einem so genannten diabetischen Fußsyndrom entstehen chronische und nur schwer heilende Wunden nämlich besonders häufig. Dabei werden Zehen und Fersen schlecht mit sauerstoffreichem Blut versorgt. Das wiederum führt dazu, dass Verletzungen schlecht heilen, Geschwüre entstehen und umliegendes Gewebe sich entzünden oder gar absterben kann.

Mit schlecht heilenden Wunden am Fuß hat Theresia Menne bereits seit vielen Jahren zu kämpfen. „Diese Technologie überzeugt mich und sorgt dafür, dass es mir deutlich besser geht“, sagt Menne, die über ihren Hausarzt an das Krankenhaus überwiesen wurde. Eine stationäre Aufnahme ist dafür nicht notwendig. Inzwischen konnte die Behandlung mit Abheilung der Wunde sogar abgeschlossen werden.

Neben der Zuckerkrankheit kann auch eine Erkrankung der Schlagadern oder Venen  zu schlecht heilenden Wunden am Unterschenkel und Fuß führen. „Viele Menschen wissen nicht, dass sie eine Gefäßerkrankung haben. Häufig sind einfache Ursachen wie beispielsweise ein Stoß erst der Auslöser“ sagt Dr. Töre. Seinen Angaben zufolge leiden mehr als fünf Millionen Menschen an einer chronisch infizierten Wunde mit teils langen Krankenhausaufenthalten und einer verminderten Lebensqualität. Der Chefarzt weiß, dass sich die Betroffenen dafür häufig schämen und den Weg zum Arzt meiden. „Je früher die Wunden behandelt werden, desto besser“, sagt er und appelliert: „Scheuen Sie nicht den Weg zu uns ins Wundzentrum – auch nicht wegen der Corona-Pandemie.“

300 ambulante Patienten im Jahr

Im Wundzentrum des St. Josef Hospitals Bad Driburg werden durch ein qualifiziertes Team aus ärztlichen und pflegerischen Wundexperten, neben der stationären Behandlung, jährlich rund 300 Patienten ambulant versorgt. Die Behandlung in der Wundambulanz erfolgt nach Überweisung vom Haus- oder Facharzt (z.B. Facharzt für Chirurgie, Hautarzt,…). Seit Mitte 2017 ist das Wundzentrum nach Vorgaben der Initiative für Chronische Wunden sowie der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin zertifiziert. Weitere Infos unter khwe.de.

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