Neue Sonderausstellung im Deutschen Automatenmuseum

Von Pong bis Captain Fantastic: Dreiklang aus Politik, Kultur und Unterhaltung spiegelt die 70er Jahre wider 

Espelkamp. „All you need is love“ von den Beatles dröhnt aus einer Jukebox im Deutschen Automatenmuseum (DAM) auf Schloss Benkhausen, wo „Die wilden 70er Jahre“ seit Ende Juni das Thema einer neuen Sonderausstellung sind.  Ein Zeitstrahl führt die Besucherinnen und Besucher durch die ereignisreiche Zeit, in der Plateau-Schuhe, Schlaghosen und Häkelkleider absolute Modehighlights waren.  

Meilenstein in der Automatenbranche: Der erste von Paul Gauselmann entwickelte Geldspielautomat „ Merkur B “ aus dem Jahr 1977.

Meilenstein in der Automatenb ranche: Der erste von Paul Gauselmann entwickelte Geldspielautomat „ Merkur B “ aus dem Jahr 1977.

Jedes Jahr setzte dabei seine eigenen Akzente, die in der Ausstellung mit Bildern, Texten, Zitaten, Exponaten und natürlich auch durch Automaten dokumentiert werden. Tatsächlich sind auf dem Zeitstrahl auch die Jahre von 1965 bis 1969 mit den zentralen Themen Liberalisierung, Sexualität und Aufarbeitung der NS-Zeit zu finden. „Unsere vorletzte Ausstellung, ‚ Wirtschaftswunderˋ, hörte an dieser Stelle auf“, erklärt Museumsleiter Sascha Wömpener.„Mit unserer jetzigen Ausstellung über die 70er Jahre schließen wir inhaltlich und optisch daran an.“ „Die Rückmeldungen der ersten Besucherinnen und Besucher waren durchweg positiv“, bestätigt Fabiana Kresse, die gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen, darunter auch drei Techniker der Museumswerkstatt, Führungen durch das Deutsche Automatenmuseum vornimmt.

Ausgearbeitet wurde die neue Ausstellung von der Kunsthistorikerin und stellvertretenden Museumsleiterin Jessica Midding. „Wir widmen uns  jedes Jahr einem neuen Thema und konzipieren daraus eine neue Sonderausstellung“, berichtet sie. „Dadurch bieten  wir unseren Besuchern immer wieder etwas Neues, was im Zusammenhang mit historischen Automaten, um die es ja in unserem Museum geht, noch nie so eindrucksvoll präsentiert wurde!“ Ein bestimmendes Thema der Siebziger war der Fußballsport: Nach den Europameister- und Weltmeistertiteln der westdeutschen Nationalmannschaft gewann vor allem diese Sportart an Popularität.

Auch vor den Spielautomaten machte der Trend um das runde Leder nicht halt: Beim „Hattrick“, ein von der Melchers Automatenbau KG zur WM 1974 produzierter Unterhaltungsautomat, übernehmen die Spielenden die Rolle eines Torwarts, der zufällig herunterfallende Kugeln einsammeln muss. Auf dem Zenit seiner Popularität befand sich in den Siebzigern auch der Flipper. Das in  der Ausstellung gezeigte farbenfrohe Exemplar „Captain Fantastic“ stammt aus dem Jahr 1976. Ein Spieletrend, der einige Zeit später den Flipper verdrängte, taucht ebenfalls in der Sammlung auf: Ein Arcade-Automat, an dem das Videospiel „Pong Double“ gespielt wurde. „Pong Double“ ist der Nachfolger eines der bekanntesten Videospiele überhaupt: „Pong“. In dem 1972 erschienenen Videospiel können sich zwei Spieler nach dem Tischtennis-Prinzip einen virtuellen Ball zuspielen. Ein weiterer Trend, der in den siebziger Jahren zunehmend an Bedeutung gewann, ist das Spiel mit und um kleines Geld. Das erste von Paul Gauselmann selbst entwickelte Geldspielgerät „Merkur B“ aus dem Jahr 1977 ist daher selbstverständlich auch in der Sonderausstellung als Zeitzeuge zu finden.

Der „Merkur B“ spielt darüber hinaus auch in der über 60-jährigen Firmengeschichte der heutigen Gauselmann Gruppe mit über 13.500 Beschäftigten weltweit eine entscheidende Rolle.  In den Siebzigern gaben zudem auch weiterhin Musik- und Jukeboxen den Takt an. Neben der „Seeburg Electra Fleetwood“ Jukebox aus den späten sechziger Jahren gibt es auch eine original Wurlitzer Lyric Jukebox von 1974 zu bestaunen. Passend zur  damaligen Musikszene und den ersten  Diskos wurden auch Elemente im Stil eines urigen Partykellers in die Ausstellung integriert – übrigens inklusive der besonders markanten Tapeten mit orange-farbigem Kreis-Design.

Für rund ein  Jahr, bis Juni 2020, können „Die wilden 70er Jahre“ im Deutschen Automatenmuseum besucht werden. Dienstags bis freitags hat das Museum von 10 bis 17 Uhr geöffnet, am Wochenende und an Feiertagen von 11 bis 18 Uhr. Eine Führung dauert circa eine Stunde, der Eintritt kostet fünf Euro. Weitere Informationen gibt es auf www.deutsches-automatenmuseum.de oder unter der Telefonnummer 05 743 /  93 18 222.

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