Mit LoRaWAN ist die digitale Vernetzung der Städte in vollem Gange

Bielefelder Round Table zeigt Relevanz von Datenhoheit und kommunaler Umsetzung für die Zukunft von Smart Cities

Bielefeld. Am vergangenen Freitag fand in der Founders Foundation erstmalig der interdisziplinäre LoRaWAN Round Table mit hochgradigen Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung statt, organisiert vom Projekt Open Innovation City. Zum Panel gehörten neben Vertretern der Fraunhofer Gesellschaft, den Stadtwerken Bielefeld, der Stadt Delbrück, Phoenix Contact und Arvato auch das internationale Smart City-Vorzeigeprojekt Smart Tampere sowie das Startup Evomation. Sie alle teilten ihre Erfahrungen mit dem Panel und mehr als 350 Zuschauern, die die Veranstaltung im Livestream verfolgten. Neben einem Austausch über den Technologiestand sowie mögliche Anwendungsfälle wurden vor allem die Fragen der Datenhoheit sowie die der Zuständigkeit der Technologieumsetzung in Städten diskutiert.

Abfallbehälter melden ihren Füllstand selbst an die Stadtwerke, Eltern sehen freie Parkplätze vor der Kita schon vorab auf ihrem Smartphone und der Wasserzähler wird aus der Ferne ausgelesen – dies sind nur einige der Anwendungsbereiche, die durch die LoRaWAN-Technologie möglich werden. Häufig wird sie im Kontext der Diskussion um vernetzte Städte, sogenannte Smart Cities, genannt. Die Anwendungsfelder der Technologie sind jedoch deutlich umfangreicher, ihre Möglichkeiten nur ansatzweise bekannt.

Beim ersten interdisziplinären LoRaWAN Round Table in Bielefeld haben Expert:innen aus den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung erstmalig die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten im kommunalen Kontext, mögliche Geschäftsmodelle sowie das Potenzial für industrielle und kommerzielle Produkte diskutiert. Mit Hilfe der LoRaWAN Technologie – Long Range Wide Area Network – lassen sich kleine Datenmengen energiesparsam über weitere Strecken übermitteln, daher gilt sie in Fachkreisen als eine der Schlüsseltechnologien des Internet of Things (IoT) und sogenannter Smart Cities. Dass sich die Technologie derzeit aus einer kleineren Experten-Community herausentwickelt, unaufhaltsam in deutschen Städten verbreitet und trotz der geringen öffentlichen Bekanntheit bereits über enormes Anwendungspotential verfügt, darüber waren sich alle Panelteilnehmer und Onlinezuschauer der Veranstaltung einig.

Aus wissenschaftlicher Perspektive stellte zunächst Jens-Peter Seick, Projektleiter Lemgo Digital, als Vertreter des Forschungsinstituts Fraunhofer IOSB-INA die Technologie vor. Einen Einblick in den Umsetzungsstand der Kommunen mit LoRaWAN stellten Dr. Neusel-Lange, Geschäftsbereichsleiter Netze der Stadtwerke Bielefeld, sowie Miriam Matizza, Stabstelle Digitalisierung der Stadt Delbrück, dar. Sie nahm zusammen mit Delbrücks Projektpartner regio IT, vertreten durch Simon Wilbertz, teil. Er warf in seinem Vortrag auch zwei der Kernfragen für die Zukunft von LoRaWAN auf: „Die Städte werden sich im Rahmen ihrer Daseinsvorsorge wandeln, weil viele Dinge einfacher und umgestaltet werden. Daraus resultiert für uns die Frage, wer den Wandel in den Städten gestaltet: Wollen wir das als Kommunen selbst machen oder wollen wir, dass große Unternehmen wie Microsoft, Amazon und Co. die Umsetzung übernehmen, was gerade in Bezug auf die Datensicherheit umstritten ist. Meiner Meinung nach liegt der Wandel hin zur Smart City einzig in der Hand von Kommunen, gerade auch aufgrund der Datenhoheit, die wir gewährleisten müssen.“

Aus Unternehmensperspektive stellten mit Arvato und Phoenix Contact gleich zwei namhafte Unternehmen aus OWL ihre aktuellen LoRaWAN-Projekte vor. Das Startup Evomation aus Bad Salzuflen zeigte auf, warum sich die Technologie auf dem Sprung in den Massenmarkt befindet. Besondere Beachtung fand auch der internationale Vortrag: Mit Markku Niemi war der Verantwortliche für die intelligente Konnektivität von Smart Tampere aus Finnland zugeschaltet, einem der weltweit führenden Smart City-Projekte.

Das Resultat des konstruktiven Austauschs beim ersten interdisziplinären Round Table formulierte Prof. Dr. Ingo Ballschmieter, Wissenschaftlicher Leiter Open Innovation City, im Anschluss an die Veranstaltung: „Wir haben heute gesehen, dass die digitale Vernetzung unserer Städte in vollem Gange ist, die Technologie an vielen Stellen erprobt wurde und es jetzt konkrete Fragestellungen gibt, die auf dem Weg zur Smart City gelöst werden müssen, insbesondere im Bereich der Datenhoheit und des Datenschutzes. Den Wunsch der Expert:innen, die Thematik vertiefter zu diskutieren, greifen wir seitens des Projekts Open Innovation City sehr gerne auf.“

Durch die Veranstaltung führte Dirk Ludewig von der Nerdstar UG.

Über die Initiative Open Innovation City

In einer Zeit des schnellen, technologischen Wandels und gesellschaftlicher Entwicklungen wird Innovation zur Maßgabe für die Zukunftsfähigkeit deutscher Städte und Regionen. Das noch junge wissenschaftliche Prinzip der Open Innovation steht dabei für Offenheit, für das Vernetzen der gesellschaftlichen Akteure und für die Verbindung zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft. In einem einzigartigen Projekt wird das Prinzip der Open Innovation in Bielefeld nun erstmals auf eine Stadt übertragen. Das Projekt wird geführt von der Fachhochschule des Mittelstands (FHM), der Founders Foundation, dem Pioneers Club und owl maschinenbau sowie gefördert vom Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen.

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