Kleine Bäume kommen groß raus

Die Blumenhalle der Landesgartenschau Höxter zeigt „fernöstliche Inspirationen“. Mehr als 90 Bonsai, asiatische Floristik und Gartenkunst sind zu sehen.

Bonsai_auf_Stein_Dieter_Arndt_Harke2 Foto: © LGS Höxter/Manuela Puls

Bonsai_auf_Stein_Dieter_Arndt_Harke2 Foto: © LGS Höxter/Manuela Puls

Höxter. Japan ist zu Gast auf der Landesgartenschau in Höxter. Die Blumenhalle der Landesgartenschau in Höxter entführt die Besucher nach Fernost: Bonsai in riesiger Vielfalt sind dort momentan zu sehen. Regionale Züchter der Arbeitskreise Lippe-Südost und Herford zeigen insgesamt 90 „Bäume in Schale“.

Dieter Arndt aus Bad Pyrmont steht neben seinem Erstlingswerk: einer 50 Jahre alten Kastanie, die kaum größer als einen Meter ist.  Der 78-jährige lebt also schon lange mit diesem Baum, hat ihn selbst geformt und über Jahrzehnte gehegt. „Es ist die schönste Kastanie Deutschlands“, sagt er mit Nachdruck. Das haben ihm Preisrichter bei Bonsai-Wettbewerben übrigens mehrfach bestätigt.

Was wir sonst als Parkriesen kennen, bringen Dieter Arndt und seine Kolleginnen und Kollegen vom Arbeitskreis ins Miniaturformat. „Einen Bonsai gestalten, heißt das Große ins Kleine bringen“, versucht Dieter Arndt  zu erklären. Anders ausgedrückt: Ein Bonsai soll die gleiche Wuchsform wie ein Großbaum haben, nur in einer „geschrumpften“ Version. Deswegen hat seine Kastanie die gleiche Optik wie besagter Parkbaum und kommt auf den eigens dafür gebauten Postamenten gut zur Geltung.

„Die Leute finden immer, dass die Bonsais putzig aussehen, aber es ist schon viel Arbeit, sie zu pflegen“, sagt Arndt. „Schwer ist es aber auch nicht, ruhig mal versuchen“, ermutigt er die interessierten Blumenhallen-Besucher. Täglich gießen, einmal pro Woche düngen, auf Schädlinge wie Blattläuse untersuchen und notfalls behandeln, ab und zu die Wurzeln stutzen und dem Bonsai neue Erde gönnen. Und vor allem regelmäßig schneiden.

Dieter Arndt zückt er die Spezialschere, um ein paar Blättchen von einem Ficus-Bonsai abzuschnippeln, der für drinnen geeignet ist. Ansonsten gehören seine Bonsai aber nach draußen in den Garten. Durch das regelmäßige Stutzen der Triebe erreicht er, dass die Blätter immer kleiner und dichter werden. „Auf jeden Ast muss Sonnenlicht fallen“, verrät er. Bergkiefer, Feuerdorn, Eibe, Wildrose, Bergulme – die Bonsai-Experten haben unzählige Baumarten in der Gartenschau-Blumenhalle vereint. Einige der Mini-Bäume umklammern sogar Steine.  Unverkäuflich sind sie alle: „Die Bonsai sind wie unsere Kinder, die verkauft man nicht“, winkt Dieter Arndt ab.

Manche Äste an den Bäumchen sind mit Gewichten beschwert oder werden mit Drähten in die gewünschte Richtung gebogen. „Das ist wie die Zahnspange bei unseren Kindern“, lacht der bärtige Mann mit dem langem weißen Haar und dem breiten Strohhut. Bei alten, ausladenden Bäumen sind die Äste halt eher waagerecht statt himmelstrebend. Deswegen helfen die Bonsai-Meister ein bisschen nach.

Wie die Bonsai-Gestaltung funktioniert, können die Blumenhallen-Besucher aus erster Hand erfahren, denn die Fachleute der Bonsai-Arbeitskreise sind immer vor Ort. An den Wochenenden gibt es sogar ganz praktische und anschauliche Demonstrationen.  (19. bis 21. Mai, immer nachmittags)

Ergänzt wird die Bonsai-Ausstellung von asiatischen Blumenarrangements (inklusive Rikscha), die Marco Seidl aus dem hessischen Ober-Wöllstadt mitgebracht hat. Er ist ein „alter Hase“, was Gartenschauen betrifft. In Höxter bilden seine großen Gehölze die Kulisse für den Auftritt der kleinen Bonsais. Gezeigt wird aber auch, wie man einen Japangarten fachgerecht anlegen kann.

Die Ausstellung „Fernöstliche Inspirationen“ ist bis zum 21. Mai täglich in der Blumenhalle der Landesgartenschau Höxter zu sehen.  Die darauffolgende Schau  dreht sich um tropische und mediterrane Pflanzenraritäten und trägt den Titel „Aus der Schatzkammer der Natur“. Sie wird (nach der Umbaupause) am 24. Mai eröffnet.