68. Katag-Cheftagung 2023

Vorstandschef der Katag AG Dr. Daniel Terberger. Foto: © Jürgen Riedel, OWL Journal

Vorstandschef der Katag AG Dr. Daniel Terberger. Foto: © Jürgen Riedel, OWL Journal

Die 68. Cheftagung der Katag AG feierte dieses Jahr auch das hundertjährige Bestehen der Katag AGDabei bekamen die Gäste trotz krisengeplagter Zeiten in der Mode-Branche, die vor allem durch Inflation, den Krieg in der Ukraine, der Corona-Pandemie und mangelnde Kaufbereitschaft geprägt sind, einen zuversichtlichen Blick in die Zukunft zu spüren.

Barbara-Schöneberger Foto: © Jürgen Riedel, OWL Journal

Barbara-Schöneberger Foto: © Jürgen Riedel, OWL Journal

Bielefeld. Vorstandschef Daniel Terberger verwies auf die Resilienz der Katag AG, die sich auch in der Modebranche widerspiegle, die in den herausfordernden Zeiten der vergangen Jahre auf die Probe gestellt worden ist und betonte die Stärke und Kraft der Gemeinsamkeit, die zwischen der Katag AG und Kunden bestehe. Ein gemeinsames, kooperatives Zusammenarbeiten der mittelständischen Unternehmen sei auch in Zukunft der Schlüssel zur Bewältigung kommender Herausforderungen. Auch im Jahr des 100-jährigen Bestehens fanden sich wieder namensträchtige Personen im Zentrum der Veranstaltung. Die Moderation übernahm die energiegeladene Barbara Schöneberger.

 

Wirtschaftsmanager Alexander Otto

Wirtschaftsmanager Alexander Otto – Foto: © Jürgen Riedel, OWL Journal

Alexander Otto, der Vorstandsvorsitzende des Immobilienkonzernes ECE, der unter anderem auch Shoppingcenter im Portfolio hat, trat in eine ähnliche Spur wie Daniel Terberger. Auch er betonte den Zusammenhalt in der Modebranche in den krisengeplagten Zeiten und lobte die Verbindungen Terbergers in die Politik und sein erfolgreiches Engagement während der Lockdowns die Ladenschließungen nicht weiter ausdehnen zu lassen. Auch er verwies auf den Corona-Effekt im Konsumverhalten deutscher Bürger. Die „gewisse Unlust“ der Deutschen belaste nach wie vor den deutschen Einzelhandel. Eine Normalisierung des Kaufverhaltens sei bisher noch nicht eingetreten.

Rechtsanwalt Binar Bähr

Rechtsanwalt Dr. Biner Bär – Foto: © Jürgen Riedel, OWL Journal

Rechtsanwalt Dr. Biner Bär, der sich auf Insolvenzverfahren spezialisiert hat und der als Insolvenzverwalter des Modeunternehmens Peek & Cloppenburg und des Herrenmodeherstellers Ahlers AG (Herford) aktiv ist, warnt aber vor dem verhaltenen Optimismus der Modebranche. Das gedrückte Kaufverhalten werde weiter ein Problem bleiben und daher zeigt er sich verwundert, dass in der Modebranche nicht mehr Alarmglocken läuten.

Kritische Töne in Richtung Politik waren ein bestimmendes Motto der Veranstaltung. Besonders der aktuelle Kurs der Bundesregierung wurde harsch kritisiert. Terberger kritisierte die zunehmende Verbote, die immer mehr zum „Bremser“ würden. Enttäuscht zeigte sich Terberger dabei über Robert Habeck. Dieser hatte auf der Cheftagung 2022 als Gastredner fungiert und aus dessen vielversprechenden Vorstellungen habe sich eine Politik der Verbote etabliert. Überein stimmen Terberger und Otto darin, dass sie sich von der Politik mehr Anreize und Freiheiten wünschen und weniger Regeln. Zudem attestiert Otto, dass die Bundesregierung versuche überkomplexe Probleme, wie der Energieversorgung/Nachhaltigkeit, mit einzelnen Gesetzen zu lösen und wirft Berlin eine gewisse Realitätsferne bei der Umsetzung vor.

Friedrich-Merz - Foto: © Jürgen Riedel, OWL Journal

Friedrich-Merz – Foto: © Jürgen Riedel, OWL Journal

Wie so oft ist die Cheftagung Bühne für einen hochrangigen Politiker. Der Oppositionsführer und Pateichef der CDU, Friedrich Merz, legte einen sehr souveränen Auftritt hin und bezog Stellung zu verschiedenen politischen Themen.

Merz sprach zu Beginn von „Zeiten tektonischer Verschiebungen“ und warnte davor nicht zwischen den Machtzentren der USA und von China den Anschluss zu verlieren und sprach sich im dem Zuge für eine starke europäische Union aus. Er attestiert zwar, dass dort „zu viel in Kleinem passiere, aber etwas zu wenig im Großen“. Dennoch sei Deutschland mit einer starken europäischen Union im Rücken am besten aufgestellt, um weltpolitisch auch zukünftig eine Rolle zu spielen. Um dies auch in Zukunft zu gewähren, brauche es eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik der EU

Neben den negativen Seiten dieser turbulenten und krisengeplagten Zeiten zieht Friedrich Merz auch ein positives Resümee über die Lage Deutschlands. Seit nunmehr 75 Jahren gäbe es Frieden und Freiheit, was angesichts aktueller Entwicklungen, nicht selbstverständlich sei. Das stelle ein „pures Glück dar“.

Klimapolitisch schlägt Merz gegensätzliche Töne zum aktuellen Kurs der Bundesregierung ein. Unbestreitbar sei das Ziel, Klima Neutralität im Jahr 2045, aber der Weg dahin sei diskutabel. In der Intensität der Bemühungen dürften dennoch große Unterschiede bestehen. So hebt Merz hervor, dass die Bundesregierung, also auch die Regierung vor der Ampel-Koalition, bereits einiges getan habe, aber es müsse eben noch mehr getan werden. Dafür macht sich Merz für eine marktwirtschaftliche Herangehensweise an das Problem stark und spricht sich für mehr Freiheit für die Unternehmen aus und sieht den richtigen Weg in einer technologiebasierten Klimapolitik. Mit der nötigen Freiheit seien Unternehmen zu mehr klimafreundlichen Innovationen fähig. Dennoch mahnt er im Zuge der Klimapolitik nicht den Wohlstand und die Wirtschaft in Deutschland aufs Spiel zu setzen.

Als im Anschluss seiner Rede dem Publikum die Möglichkeit gewährt wurde Fragen zu stellen, gelangte Merz nicht einmal in Bredouille und konnte seine Ruhe zum Ausdruck bringen.

Auf eine Frage zur Migration hin, verurteilte Merz stark die zunehmende illegale Migration, die zunehmend die sozialen Sicherungssysteme nutzen und schlägt stattdessen eine gezielte Migration von Arbeitskräften vor, um den Mangel an Fachkräften und Arbeitskräften im deutschen Arbeitsmarkt entgegenzuwirken. Unmissverständlich lehnte Merz jegliche Zusammenarbeit mit der AFD ab.

Auf die Frage was er und die Politik für den Einzelhandel und mittelständische Unternehmen tun könne, folgt ein starkes Plädoyer. „Man handelt oder man wird behandelt“.  Wer sein eigenes Schicksal mitentscheiden wolle, müsse in den politischen Prozess eintreten. Damit ruft Merz die Anwesenden in die Pflicht selbst politisch aktiv zu werden, besonders weil das wichtige Thema der Innenstadtgestaltung für die Modebranche zu großen Teilen lokalpolitisch verhandelt werde.

Text: Luca Müller

Fotos: Jürgen Riedel