Islamistische Radikalisierung – Was tun?

Trautmann, CatrinBielefeld. Die islamistischen Terroranschläge auf dem Berliner Weihnachtsmarkt oder in der Ansbacher Altstadt waren nur einige Ereignisse im vergangenen Jahr, die ganz Deutschland aufgeschreckt haben. Aber warum wenden sich Menschen islamistischen Bewegungen zu? Und warum opfern sie sich sogar dafür? In der Fortbildung „Islamistische Radikalisierung – Was tun?“ (Montag, 13. März 2017, im Haus Neuland, Bielefeld) widmen wir uns diesem Thema.

Eine kurze Antwort auf diese Fragen zu geben ist schwierig. Meist ist ein Zusammenspiel aus unterschiedlichen gesellschaftlichen, individuellen und ideologischen Faktoren der Grund. Persönliche Probleme – etwa der Verlust eines geliebten Menschen, die fehlende oder schwierige Beziehung zu Eltern oder Freunden sowie die Frage nach der kulturellen Zugehörigkeit oder der eigenen Identität – sind nur einige Dinge, die insbesondere Jungendliche und junge Erwachsene vor große Herausforderungen stellen. In solchen Situationen bieten gerade islamistische Gruppen scheinbar einfache Orientierungs- und Lösungsmöglichkeiten – und sie vermitteln diese zudem so, dass es junge Menschen anspricht.

Doch wie kann man dem entgegentreten und insbesondere Jugendliche und junge Erwachsene gegen solche Einflüsse stark machen?

Die Angebote gegen islamistische Radikalisierung müssen zwar noch weiter ausgebaut werden. Dennoch gibt es in Deutschland bereits diverse Maßnahmen, welche an unterschiedlichen Punkten des Radikalisierungsprozesses ansetzen. Das sind im Wesentlichen Angebote des Medienschutzes, der Bildungsarbeit, der Netzwerkbildung und der Beratungsarbeit.

Der Medienschutz nimmt einschlägige Inhalte wie Videos, Webseiten usw. in den Fokus und sorgt dafür, dass diese Inhalte geprüft und gegebenenfalls aus dem Internet entfernt werden.
In der Bildungsarbeit werden Informationen und Wissen über religiöse, ideologische und kulturelle Themen vermittelt und diskutiert. Beispielsweise werden Begriffe wie „Islam“ und „Islamismus“ differenziert betrachtet, um etwaigen Vorurteilen vorzubeugen. Jugendspezifische Themen wie die Auseinandersetzung mit dem anderen und dem eigenen Geschlecht werden angesprochen, und es wird über die Vorgehensweisen extremistischer Gruppen aufgeklärt.

Die Netzwerkbildung bezieht sich vornehmlich auf die Stabilisierung und Weiterentwicklung der sogenannten Gleichaltrigengruppen. Jugendliche und junge Erwachsene orientieren sich in erster Linie an Personen aus dem Freundes- oder näheren Bekanntenkreis. Solche Personen bieten Rückhalt und Orientierung bei Problemen. Daher werden bei diesem Ansatz gleichaltrige Jugendliche oder Vertrauenspersonen weitergebildet, um zum einen aufzuklären und zum anderen Beziehungsarbeit zu leisten.

Im Feld der Beratungsarbeit werden Jugendliche und junge Erwachsene in der Regel direkt angesprochen, auch wenn der Erstkontakt in den meisten Fällen durch Familienmitglieder hergestellt wird. In anschließenden Gesprächen mit dem „Betroffenen“ werden dann mögliche Perspektiven und Unterstützungsangebote aufgezeigt – immer unter Einbeziehung des Umfeldes, sprich Eltern, Geschwister und andere Vertrauenspersonen.

Zum anderen ist auch jede und jeder Einzelne gefragt. Denn Prävention ist keine Aufgabe, die allein von Institutionen geleistet werden kann. Auch wenn dies banal klingen mag: Interesse für die Probleme der eigenen Kinder oder der Freunde zu zeigen, ihnen zuzuhören oder die notwendige Zuwendung zu geben, kann viel bewirken. Sollte man den Verdacht haben, dass sich jemand islamistischen Gruppen zuwendet, helfen zunächst Beratungshotlines weiter (z.B. vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge). Wer etwa beim Surfen im Internet auf Seiten aufmerksam wird, die einen extremistischen Hintergrund zu haben scheinen, kann diese auf www.jugendschutz.net/hotline melden.

Weitere Möglichkeiten der Unterstützung und Prävention werden im Tagesseminar „Islamistische Radikalisierung – Was tun?“ im Haus Neuland ausführlich vorgestellt und beleuchtet. Interessierte können sich online anmelden (www.haus-neuland.de) oder direkt bei Silke Maaß, s.maass@haus- neuland.de, 05205/9126-30.