Bielefeld. Internationalität und Weltoffenheit spielen in der beruflichen Bildung und im Beruf eine immer größere Rolle. Das machten heute die Referenten einer Infoveranstaltung der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK) in deren Hauptgeschäftsstelle deutlich. „Durch Auslandsaufenthalte machen sich sowohl Auszubildende als auch junge Fachkräfte fit für die Anforderungen einer globalisierten Wirtschaft“, sagte dabei IHK- Geschäftsführer Swen Binner. „Als exportorientierte Region braucht Ostwestfalen international ausgebildete Fachkräfte mit Auslandserfahrung.“
Unter dem Titel „Ab ins Ausland – während der Ausbildung“ folgten etwa 60 interessierte Unternehmensvertreter den Fachvorträgen und Praxisberichten. Nach dem Berufsbildungsgesetz von 2005 können Azubis während ihrer Ausbildung unter bestimmten Voraussetzungen bis zu einem Viertel ihrer regulären Ausbildungszeit im Ausland verbringen, maximal jedoch neun Monate. Ohne Zustimmung des Betriebes ist demnach ein Auslandsaufenthalt aller- dings nicht möglich. In der Regel absolvierten die jungen Menschen ein vier- bis sechswöchiges Praktikum in einem ausländischen Betrieb, so Binner, wobei Reise- und Unterbringungskosten nicht vom Lehrbetrieb übernommen werden müssten.
„Hierfür gibt es vielfältige Fördermöglichkeiten, die diese Kosten zu einem großen Teil oder sogar komplett decken können“, berichtete Astrid Brose von der EU-Geschäftsstelle der Bezirksregierung Detmold. Das ostwestfälische Projekt „Fit für Europa“, das aus Mitteln des EU-Programms Erasmus+ gefördert werde, ermögliche Auszubildenden sowie Absolventen bestimmter Studien- gänge aus Ostwestfalen, durch ein Stipendium berufliche Erfahrungen im eu- ropäischen Ausland zu sammeln. „Bis dato haben rund 700 Auszubildende aus der Region Ostwestfalen dieses Auslandsstipendium in Anspruch genommen.“ Zu den gefragtesten Zielländern zählten Großbritannien und Skandinavien, gefolgt von Frankreich, Spanien und Polen.
Rita Clarke, Leiterin Ausbildung/Recruiting, der Hörmann KG Vertriebsgesell- schaft aus Steinhagen, sieht in den Praktika eine Kompetenzerweiterung, so- wohl fachlich als auch sozial. „Zum einen ermöglicht es, internationale Zusammenhänge im Unternehmen zu erkennen, zum anderen kulturelle Gegebenheiten des jeweiligen Landes kennenzulernen. Außerdem wirkt sich ein mehrwöchiger Auslandsaufenthalt auch immer positiv auf die sprachlichen Kompetenzen aus.“ Das Unternehmen Hörmann habe bislang durchweg positive Erfahrungen mit den Auslandseinsätzen gemacht. Clarke: „Das zeigt sich vor allem darin, dass die jungen Nachwuchskräfte noch selbstständiger werden und sich in ihrer Persönlichkeit weiterentwickeln. Da sie in den jeweiligen Hörmann Auslandsgesellschaften in den Arbeitsalltag integriert sind, lernen sie außerdem die Kollegen vor Ort kennen und können – zurück in Deutschland – auf dieses Netzwerk zurückgreifen.“
Dirk Bartz, Ausbildungsleiter der Hettich Management Service GmbH aus Kirchlengern, bestätigte dies: „Durch den Auslandsaufenthalt können die Auszubildenden viele Erfahrungen sowohl bezogen auf Fachkenntnisse als auch auf Sozialkompetenzen sammeln.“ Sie würden nicht nur mit einer anderen Sprache, sondern auch mit einer anderen Kultur konfrontiert. „Durch die neuen Erfahrungen und die andere Umgebung wird die Selbständigkeit der Auszubildenden gefördert. Je nach Aufgaben während des Praktikums lernen sie neue Arbeits- und Herangehensweisen kennen“, erläuterte Bartz.