Gewässerentwicklung setzt Impulse

Detmold. Etwa 130 Millionen Euro an Fördermitteln des Landes NRW sind in den vergangenen zehn Jahren in Ostwestfalen-Lippe in die Renaturierung von Gewässern und die Verbesserung des Hochwasserschutzes geflossen. Regierungspräsidentin Marianne Thomann-Stahl hat am Freitag, 3. November, in Lemgo Staatssekretär Dr. Heinrich Bottermann vom NRW-Umweltministerium eine Broschüre mit zehn Beispielen gelungener Gewässerprojekte vorgestellt.

Planzen und Tiere im Gewässer benötigen geeignete Lebensräume, Wander- und Verbreitungswege. Auch diese Eintagsfliege (Ephemeroptera). Je vielfältiger die Lebensraumangebote sind, desto größer ist auch die Artenvielfalt. Foto: Bezirksregierung, Rolf Timmermann

Planzen und Tiere im Gewässer benötigen geeignete Lebensräume, Wander- und Verbreitungswege. Auch diese Eintagsfliege (Ephemeroptera). Je vielfältiger die Lebensraumangebote sind, desto größer ist auch die Artenvielfalt. Foto: Bezirksregierung, Rolf Timmermann

„In unserem Land hat der Hochwasserschutz alleine aufgrund der dichten Besiedelung eine besonders große Bedeutung. Daher investieren wir jährlich 80 Millionen Euro in die Gewässerentwicklung und mehr als 50 Millionen in den Hochwasserschutz in unserem Land und unterstützen die verantwortlichen Kommunen, Kreise sowie Wasser-, Boden- und Deichverbände“, sagte Staatssekretär Dr. Heinrich Bottermann. „Wir sanieren und bauen nicht nur Hochwasserschutzanlagen, sondern geben auch unseren Flüssen wieder mehr Raum. So schützen wir die Menschen und die Natur, wir bewahren die ökologische Vielfalt in NRW und verbessern die Aufenthaltsqualität an den Gewässern.“

Regierungspräsidentin Marianne Thomann-Stahl sagte: „Es ist unsere Verantwortung und Pflicht, unsere Gewässer für uns und folgende Generationen nachhaltig zu  bewirtschaften. Eine gute Wasserqualität und die naturnahe Entwicklung der Gewässer unserer Region sind damit wichtige Bausteine für unsere Zukunft.“

Die Broschüre „Gewässerentwicklung mit Mehrwert“ gibt einen Überblick über zehn Projekte aus der ganzen Region. Was wurde getan? Welche Probleme wurden gelöst? Wie sieht das Gewässer heute aus? Antworten auf diese und weitere Fragen gibt es auf 36 anschaulichen Seiten. Außerdem stellen sich die drei Gewässerentwicklungsprojekte vor: „Weser-Werre-Else“ in den Kreisen Minden-Lübbecke und Herford, „Wasser im Fluss“ im Kreis Lippe und das „Gewässerentwicklungsprojekt im Kulturland Kreis Höxter“. Sie beschäftigen Menschen aus dem zweiten Arbeitsmarkt und verbinden so ökologischen Nutzen mit arbeitsmarktpolitischen Beschäftigungsmaßnahmen.

Ein Projektbeispiel ist die Dalke in Gütersloh: Vor zehn Jahren verlief der Fluss schnurgerade durch die Gütersloher Innenstadt. Seitdem hat ihn die Kommune an mehreren Stellen ökologisch umgestaltet. Gütersloher Bürger gründeten zudem eine Umweltstiftung und legten einen Wassererlebnispfad an. Heute nutzen Grundschulen die renaturierten Gebiete als „grünes Klassenzimmer“. Die Dalke steigert die Lebensqualität der Bürger als innenstadtnahes Erholungsgebiet.

Gewässerentwicklung schafft Synergien

Bei diesem wie auch bei anderen Projekten hat die ökologische Umgestaltung den Schutz der Bevölkerung vor Hochwasser verbessert. Beispiel Lemgo: Die Bega fließt mitten durch das Lemgoer Stadtgebiet. Dies hat beim Hochwasser 1946 zu Überflutungen der Innenstadt geführt. 50 Millionen Euro – das wäre laut Hochwasseraktionsplan der zu erwartende Schaden für die Lemgoer im Falle eines hundertjährlichen Hochwassers der Bega. Durch verschiedene Gewässerumgestaltungen in sechs Bauabschnitten wird die Stadt zukünftig vor Überschwemmungen geschützt.

Wasserentnahmeentgelt speist Investitionen

Renaturierung und Beschäftigungsmaßnahmen – Investitionen in Gewässerprojekte erzeugen einen mehrfachen Wert. Ermöglicht werden diese Investitionen durch das so genannte Wasserentnahmeentgelt. Es regelt, dass Wassernutzer für das Entnehmen und Ableiten von Grund- und Oberflächenwasser eine Gebühr in Höhe von 0,35 bis 5 Cent pro Kubikmeter zahlen müssen. Zu den Zahlungspflichtigen gehören zum Beispiel große Industriebetriebe und Kraftwerke. Ausgenommen sind Land- und Forstwirtschaft, Wasserkraftanlagen sowie Entnahmen unter 3.000 Kubikmetern im Jahr.

„Das Wasserentnahmeentgelt ist ein wirksames und funktionierendes Instrument, mit dem Nutzer von Gewässern im gleichen Zug etwas zum Schutz von Gewässern beitragen“, sagte Lutz Kunz, Leiter der Umweltabteilung der Bezirksregierung. Die kleinen Beträge des Entgelts brächten jährlich eine große Summe zustande. „Mit diesem Geld lässt sich viel bewegen“, so Kunz. Und am Ende profitiere nicht zuletzt die heimische Wirtschaft selbst. Denn: „Gewässerrenaturierungen befördern auch die Entwicklung von Landwirtschaft und Gewerbe, indem sie in vielen Fällen als naturschutzfachliche Ausgleichsmaßnahme für betriebliche Erweiterungen dienen.“

Die Beispielprojekte

  • Gehle, Petershagen-Quetzen: Uferstreifen schützt das Gewässer
  • Eilshauser Bach, Hiddenhausen: Sauberes AbWasser im Fluss
  • Johannisbach, Bielefeld-Schildesche: Weg mit Wanderhindernissen
  • Jückemühlenbach (Abrooksbach), Steinhagen: Naherholung im Bürgerpark
  • Bega, Lemgo: Weniger Schadenspotenzial – mehr Ökologie
  • Werre, Detmold-Remmighausen: Leben im und Erlebnis am Gewässer
  • Dalke, Gütersloh: Grünes Klassenzimmer und Naherholung am Fluss
  • Ems und Schwarzwasserbach, Delbrück und Hövelhof: Entwicklungsmöglichkeiten für Landwirtschaft und Gewässer
  • Ellerbach, Altenbeken-Schwaney: Ausgezeichneter Hochwasserschutz
  • Eder, Großeneder: Bodenordnung bringt neue Form in Flächen, Wege und Gewässer