Ein Abend der Begegnung

Münster. „An Tagen wie diesen wünscht man sich Unendlichkeit“ –  diese vielversprechende Textzeile aus der modernen Hymne der „Toten Hosen“ führt direkt von der offiziellen Eröffnung des 101. Deutschen Katholikentags in Münster in den „Abend der Begegnung“. Zuvor bildeten eine Papstbotschaft, zwei Präsidentenreden, bischöflicher Segen und Lieder aus tausenden Kehlen einen angemessenen Auftakt für ein Glaubensfest mit gesellschaftspolitischem Anspruch. Doch nun bewegen sich die Massen, an die 18.000 Menschen werden gezählt, vom Domplatz zu den umliegenden Straßen und Plätzen. Hier stellen sich die sechs Regionen des Bistums Münster vor. Denn Deutschlands flächenmäßig drittgrößtes Bistum hat eine ungewöhnlich vielfältige Struktur.

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18.000 Besucher wurden am gestrigen Abend bei Tag der Begegnung gezählt.Foto ott

Die Bischofsstadt Münster präsentiert sich direkt vor dem Sankt-Paulus-Dom. Dort ist auch der Schauspieler Leonard Lansink anzutreffen, bekannt als Münsteraner TV-Kommissar „Wilsberg“. „Wir sind alle Westfalen“, betont der im Ruhrgebiet geborene Darsteller das Verbindende.

Die Vorsitzende des Diözesankomitees der Katholiken in Münster, Notburga Heveling, lädt die vorbeischlendernden Besucher zum Verweilen ein: „Herzlich willkommen, weiter als 200 Meter müssen Sie nicht gehen.“ An den Ständen ist Kulturelles und Kulinarisches aus der Region zu entdecken, doch es wird auch größer gedacht: „We are the World“ ist der nächste Beitrag zum Soundtrack der Begegnung des noch jungen Katholikentags.

Auch in die Region Niederrhein, die nicht nur mit ihrer Römerstadt Xanten und dem Marienwallfahrtsort Kevelaer glänzt, sind es an diesem Abend bloß wenige Minuten Fußmarsch. Als lokale Spezialität präsentiert die Bistumsregion Reibekuchen mit Rübenkraut, dazu eine Empfehlung: „Erst einen regionalen Obstsaft, dann ein Bier“, schlägt Heveling vor. Niederrheinische Musik darf ebenso wenig fehlen wie der heimische Spargel, der weiter an Beliebtheit gewinnt: „Den bauen bei uns immer mehr Landwirte an“, weiß eine Teilnehmerin zu berichten. 

„An der Nordseeküste“  auch dort liegt das Bistum Münster, einschließlich der Insel Wangerooge. Kein Wunder, dass vor allem Fischbrötchen hoch im Kurs stehen  aufgeboten vom Bischöflich Münsterschen Offizialat Oldenburg, wie der Bistumsteil offiziell heißt. Aber auch der Duft von Reibekuchen liegt in der Luft  ebenfalls eine typische kulinarische Spezialität der Region. Schon vor dem offiziellen Beginn des Abends ist der Platz vor der Überwasserkirche gut gefüllt. „Der niedersächsische Teil des Bistums unterscheidet sich stark vom Teil in Nordrhein-Westfalen“, sagt der Platzverantwortliche Stefan Hölters. Das soll an diesem Abend deutlich werden. Und so kommen die Besucher in den Genuss von Shantychören und einem Gospelchor, der plattdeutsche Lieder singt. Und mittendrin verkauft Dietmar Kattinger eine ganz besondere Köstlichkeit. „Das ist eine Friedenswurst, die extra für den Katholikentag hergestellt wurde.“ Er selbst hatte die Idee dazu. Entwickelt und produziert wurde die scharfe Wurst von einem Metzger aus Visbek.

Ganz anders präsentiert sich die Region Steinfurt/Warendorf. Hier wartet das Spezialgericht „Pfefferpotthast“, während die Nordwalder Korbflechter ihre Kunst präsentieren. Klaus Allendorf hat sich mit seinen Vereinskollegen auf dem Innenhof des Rathauses einen Platz gesucht und zeigt sein Handwerk. „Im Winter haben alle Leute in der Region Körbe geflochten“, erzählt er. Auch heute sei das Körbeflechten wieder in. Wer vorbeikommt, kann auch die eigens für den Katholikentag entstandene Friedenstaube aus Weide bewundern.

Das Ruhrgebiet, wo sich auch ein Teil des Bistums Münster erstreckt, zeichne sich durch die Offenheit der Menschen aus, erklärt Peter Joachimsmeier von der Band „Quasi 40“ aus Herten. Die Combo steht an diesem Abend als Repräsentant der Region auf der Bühne. Außerdem ist Joachimsmeier stolz auf das Thema Integration, das im Pott selbstverständlich ist. Deutsche, Türken und Griechen arbeiten dort in den Zechen und Fabriken gemeinsam. Deswegen sei das Ruhrgebiet ein Schmelztigel der Kulturen. Die Männer der Band kennen sich seit der Zeit als Pfadfinder und als sie alle „quasi 40“ waren, gründeten sie die Band. Inzwischen seien sie aber eher „quasi 60“, offenbart der Musiker trockenen Ruhrpott-Humor.

Im angrenzenden Westmünsterland lieben die Menschen „Stippmilch mit Schwarzbrot“. Die Konditorei Telgmann aus Werne verkauft die Quarkspeise auf dem Prinzipalmarkt, sichtlich stolz auf ihre leckere Spezialität. Die Stippmilch besteht aus Quark, geschlagener Sahne und einem Schuss Milch, erklärt der Chef der Konditorei, Friedrich Telgmann. Der Betrieb bietet die Spezialität seit der Gründung 1870 an. Ein anderer Bäcker aus der Region zwischen Münster und der niederländischen Grenze präsentiert ein selbst entwickeltes „Pilgerbrot“: Name ist hier gleich doppelt Programm, denn die Idee dazu kam dem Bäckermeister auf dem Jakobsweg. Und: Das Pilgerbrot ist ein auf gut Westfälisch genannter Stuten (Zopf) mit sehr wenig Hefe, der zwar etwas länger gehen muss, dafür aber deutlich länger frisch bleibt  was ja auch jedem Wallfahrer zu gönnen wäre, ob in Santiago de Compostela oder Telgte.

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