9. OWIKon – Blick in die Zukunft der digitalen Revolution

„Künstliche Intelligenz – Motor der digitalen Revolution“, 9. Ostwestfälischer Innovationskongress am 2. November 2017 bei der IHK Ostwestfalen zu Bielefeld

OWIKonBielefeld. Vergangenen Donnerstag lud die IHK Bielefeld zur 9. OWIKon in den Ostwestfalensaal ein. Nach ein paar einführenden Worten des Geschäftsführers der IHK Ostwestfalen zu Bielefeld, Dr. Christoph von der Heiden, darüber, was KI (Künstliche Intelligenz) für die Wirtschaft bedeute und wie weit wir in diesem Feld schon sind, stellte er die Referenten für diesen Nachmittag vor: Prof. Dr. Barbara Hammer, Dr. Stefan Wess, Prof. Eyke Hüllermeier, Uwe Lück und Dr. Andreas Schiel mit Andreas Seidel. Im Weiteren erklärte von der Heiden, dass die IHK hofft, dass ihre Unternehmen die Chancen der neusten Technologien nutzen und sich nicht der internationalen Konkurrenz beugen.

Die erste Referentin war Prof. Dr. Barbara Hammer von dem Forschungsinstitut for Kognition und Robotik an der Uni Bielefeld. Ihre Leitfrage war: Was ist eigentlich KI und wie sind die aktuellen Entwicklungen?  Sie kann diese Frage sehr gut beantworten, da sie mit 20 Jahren Forschungsarbeit zu KI, als Expertin auf diesem Gebiet gilt. Zuerst erklärt sie, dass Intelligenz nicht als bloße Wissensanhäufung zu verstehen sei, sondern auch, als Art der Interpretation von neuem Wissen und Daten. Da Computer beispielsweise viele Witze nicht verstehen, weil ihnen der Kontext fehlt, sind sie noch nicht wirklich intelligent. Auch in den Bereichen Logik und Entwicklung eigener Konzepte stehen die Maschinen den Menschen noch in einigem nach. Was man Robotern aber schon anrechnen kann, sei die Benutzung der Sprache, wie ein Mensch. Dennoch könne man bei Maschinen durchaus intelligentes Verhalten feststellen, den sie können aufgrund von Vorwissen und neuen Daten lernen. So werden z.B. Handprothesen entwickelt, indem die Maschine die Bewegungen der Hand imitiert. Die großen Herausforderungen vor denen die Forschung noch stehe, sind das Verhindern von Weiterentwicklungen der Maschine in ungewünschte Bereiche und die Maschine davon abzuhalten „Müll“ zu lernen, also Zufälligkeiten, die das System, als repräsentative Daten weiterverwendet. Hammers abschließendes Statement zu den weiteren Entwicklungen im Bereich KI lautete: „KI wird vermutlich in den nächsten Jahren kleinere Dinge automatisieren in allen möglichen Bereichen, aber es wird vermutlich keine großen Umwälzungen geben.“

Als nächstes sprach Dr. Stefan Wess, Geschäftsführer von Empolis Information Management GmbH in Kaiserslautern über die Möglichkeiten der Entscheidungsfindung mit KI. Seine Firma macht industrielle KI-Anwendungen, indem sie alle verfügbaren Daten auswerten und aufgrund dieser eine Entscheidung treffen. Der Mensch treffe jeden Tag um die 20.000 Entscheidungen, so könne ihm das Leben erleichtert werden. Für Wess sind Daten das Öl und KI-Technologien der Motor. Sein Ziel ist es die Entscheidungsfindung durch Computer zu verbessern und so mit auch die Wirtschaft. Ein Beispiel sei der Kundenservice. Wenn jemand mit einem Problem anruft wird immer ein Mensch an der anderen Leitung sein. Das Wissen und alle Daten zur Problemlösung seien bereits im Computer gespeichert, dennoch benötigt es bisher immer einen Menschen, der die Entscheidung fällt, welche Lösung die Richtige ist. Laut Wess seien zumindest standartmäßige Problemlösungen gut zu automatisieren. Als Möglichkeit der Automatisierung ist „Deep Learning“ von großem Vorteil, also das Lernen der Maschinen von Abläufen der Problemlösung. Dennoch gibt es eine Frage, die Wess dabei immer wieder in den Kopf komme: „Ist das noch eine Maschine?“

Zum Thema „Maschinelle Lernen“ wurde Prof. Eyke Hüllermeier von der Uni Paderborn eingeladen. Ihn beschäftigt, wie genau Maschinen etwas lernen und wie man diesen Prozess verbessern kann. Ein grundlegendes Problem sei Maschinen menschliches Verhalten beibringen zu wollen, das wir selbst nicht ganz nachvollziehen bzw. beschreiben können. Demnach sei es einfacher dem System Beispiele zu geben, als den Prozess genau zu erklären, ähnlich wie man Kleinkindern etwas beibringt. Demnach soll es 3 Formen des maschinellen Lernens geben: Beispiele geben, vormachen und probieren lassen. Eine Maschine braucht, wie ein Mensch, neue Daten zum Lernen, aber auch Vorwissen, dieses bestimmt nämlich, welche Schlüsse aus den neuen Daten gezogen werden. Die industrielle Digitalisierung ermöglicht dann z.B. die Wartung und Überwachung von Systemen oder auch die Personalisierung von Programmen. Dennoch würde der Mensch in diesen Bereichen nicht überflüssig werden, denn jemand muss diese maschinellen Lernverfahren auch entwickeln.

Nach einer kleinen Pause, kam Uwe Lück zu Wort, der Referatsleiter Technologie und Innovation der IHK Ostwestfalen zu Bielefeld. Er stellte zunächst die zahlreichen Kooperationen von KI mit fast allen Hochschulen in OWL dar und in welhen unterschiedlichen Bereichen geforscht wird, dazu gehören z.B. „Kogni Home“ (KI im menschlichen Leben), Intelligente technische Systeme, Sicherheit, Unternehmenshilfe, Automatisierung, Industrie, Innovation Motoren, Land IT, Wirtschaft, Produkte, u.s.w. Außerdem stellte er die möglichen Fördermittel für Start-Ups im Bereich KI vor. Zuletzt warb Lück noch für das Forschungsprojekt: Künstliche Intelligenz im Mittelstand.

Die letzten Referenten waren an diesem Abend Dr. Andreas Schiel, Autor bei arbeit:morgen in Düsseldorf und Andreas Seidel. Sie klärten die Zuhörer über das Thema „Wo bleibt denn da die Ethik?“ im Bereich KI auf. Als erstes griffen sie die „Urangst“ des Menschen vor Maschinen auf, dass diese selbstständig und unkontrolliert werden können. Aus diesem Grunde sei der Einsatz von Maschinen mit fehlenden Kontext zu verhindern. Außerdem solle einem immer im Bewusstsein bleiben, dass sich KI nicht einfach so entwickelt, der Mensch entwickle KI immer weiter und hat somit die Macht über die weiteren Geschehnisse. Deswegen sollte man bei der Entwicklung immer überlegen: Braucht die Menschheit das oder konstruiere ich nur aus Profitsucht? Ein weiteres Risiko sei, dass keine Software fehlerfrei ist, so können sich Systeme leichter unserer Kontrolle entziehen. Also welche Gefahr entsteht, wenn ich die Kontrolle an KI abgebe? Durch Einschränkung bleiben wir bei der Assistentenstellung der KI. Und um zurück zur Ausgangsfrage zu kommen „Wo bleibt denn da die Ethik?“, sei die Antwort ganz simpel: Beim Menschen.

Bildunterzeile: Die Referenten der OWIKon 2017 (v.l.): Prof. Eyke Hüllermeier, Dr. Andreas Schiel, Prof. Dr. Barbara Hammer, Andreas Seidel, Uwe Lück, Dr. Stefan Wess und Christoph von der Heiden.

Text und Foto: Lea Simon