Minden. Neuer Ort, neue Herausforderungen: Die Ferienspiele im Stadtbezirk Rodenbeck laufen 2017 ausnahmsweise im Gemeindehaus St. Thomas. Die Kinder und Jugendlichen, die hier toben, spielen und kreativ tätig sind, scheint das wenig zu stören. Sie haben viel Spaß an den angebotenen Aktivitäten. Für die Mitarbeiter*innen des Kinder- und Jugendtreffs Westside sowie die Ehrenamtlichen des Freizeitmitarbeiterclubs Minden (FMC) war das schon eine Umstellung. „Vieles muss improvisiert werden, aber wir sind sehr froh hier sein zu dürfen“, berichtet Sandy Kranich vom Westside.
Die städtische Einrichtung, die Räumlichkeiten in der Realschule am Piwittskamp belegt, sollte eigentlich im Sommer in Container umziehen. „Das hat sich verzögert und läuft nun erst im Herbst“, so Daniela Thoring, Koordinatorin für Jugendarbeit/Jugendschutz. Dennoch habe man sich entschlossen die Ferienspiele in diesem Sommer – wie angekündigt – im Gemeindehaus laufen zu lassen. Weitere Angebote gibt es während der Sommerferien in Kooperation mit dem FMC in den Jugendhäusern Anne Frank, im Geschwister Scholl und in der „Alten Schmiede“, aber auch in Leteln am Gemeindehaus und in der Kurt Tucholsky Gesamtschule.
„Rund 600 Kinder und Jugendliche sind insgesamt wieder dabei“, berichtet der Leiter des Kinder- und Jugendkreativzentrums Anne Frank, Frank Blietz, zum offiziellen Auftakt der Mindener Ferienspiele. Im Gemeindehaus St. Thomas gab es rund 30 Plätze, die auch alle sehr schnell belegt waren, so Sandy Kranich. Elf Tage wartet hier jede Menge Spiel und viel Spaß auf die Kinder und Jugendlichen. Jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer kann sich zu Beginn im „Reisebüro“ zwei Ausflüge aussuchen. Diese führten am Donnerstag, 20. Juli, zur Schachtschleuse oder am Tag davor in den Aqua Magica Park nach Bad Oeynhausen. Samstag fahren alle 30 Mädchen und Jungen an den Weserstrand.
Zum Abschluss gibt es traditionell – bei allen zweiwöchigen Ferienspielangeboten – eine Übernachtungsfahrt. Die hat für die sechs- bis zwölfjährigen Kinder- und Jugendlichen in Rodenbeck und Leteln das Naturfreundehaus in Vehrte bei Osnabrück zum Ziel. Für alle anderen geht es nach Meinsen bei Bückeburg in ein Zeltlager. „Das ist für die meisten, die mit ihren Eltern aus Kostengründen gar nicht oder nur selten in den Urlaub fahren können, ein echtes Abenteuer“, so Frank Blietz.
Die Ganztagsbetreuung, die im Rahmen der Ferienspiele geleistet wird, ist für Eltern und Alleinerziehende, die berufstätig sind, sehr attraktiv. Das Angebot ist mit 80 Euro beziehungsweise 60 Euro für Geschwisterkinder und 50 Euro ermäßigt sehr günstig. „Die eigentlichen Kosten liegen natürlich viel höher und werden von der Stadt Minden übernommen“, erläutert Daniela Thoring. Für Familien, die staatliche Leistungen erhalten oder wenig Einkommen haben, gibt es sogar die Möglichkeit, dass die Kinder kostenlos teilnehmen können. Der Elternbeitrag wird dann aus dem Bildungs- und Teilhabepaket – nach Antrag – übernommen.
Die Ferienspiele sind in Minden schon seit langem sehr beliebt. Der Bedarf ist auch in diesem Jahr wieder groß. Getragen wird das Konzept von den hauptamtlichen Mitarbeiter*innen des Jugendamtes der Stadt Minden und circa 120 Ehrenamtlichen. Allein bei den diesjährigen städtischen Ferienspielen fallen mehr als 18.000 ehrenamtliche Arbeitsstunden an, um die knapp 600 teilnehmenden Kinder zu betreuen. „Diese enorme Leistung ist nur durch eine kontinuierliche und gute Nachwuchsförderung zu bewältigen. Es sind oft die ehemaligen Kinder und Jugendlichen, die in jüngeren Jahren selbst das Angebot in Anspruch genommen haben, die sich als Betreuer*innen ausbilden lassen und sich dann in der Kinder- und Jugendarbeit engagieren“, fasst Daniela Thoring zusammen.
„Ferienspiele in dieser Form mit der umfassenden ehrenamtlichen Betreuung dürften bundesweit sehr selten sein“, ist sich Frank Blietz sicher. Für das „Mindener Modell“ haben sich schon oft auch andere Kommunen interessiert. Allen Angeboten gemeinsam ist, dass ab 10 Uhr morgens bis 17 Uhr am Nachmittag ein umfangreiches Freizeitprogramm geboten wird. Es gibt jeden Tag ein warmes Mittagessen, das von der Mensa der Kurt-Tucholsky-Gesamtschule angeliefert wird. In allen Einrichtungen werden gleiche Standards geboten, um den Kindern und dem pädagogischen Anspruch gerecht zu werden. Zusätzlich können ab 7.30 Uhr berufstätige Eltern das Angebot der Frühbetreuung nutzen.
Im Jugendhaus Geschwister Scholl und im Kinder- und Jugendkreativzentrum Anne Frank sind vom 14. bis 25. August noch Plätze in den Ferienspielen verfügbar. Bei Interesse können sich Eltern im Bereich Jugendarbeit / Jugendschutz des Jugendamtes der Stadt Minden, Daniela Thoring, 0571 / 89 467 oder d.thoring@minden.de melden. Des Weiteren gibt es Ferienspielangebote von Vereinen und Verbänden, die auf der Homepage der Stadt Minden unter dem Stichwort „Ferienspiele und Freizeiten“ zu finden sind.