Weberei Kandidaten-Check

Thermik zwischen den Bewerbern im vollbesetzen Bürgerkiez

Gütersloh. Kritische Bürgerfragen statt ein Herunterbeten von Wahlkampfflyern kündigte Weberei-Chef Steffen Böning zu Beginn der Veranstaltung am vergangenen Sonntagabend im unter Abstandsregeln voll belegten Saal der Weberei an. Zwar bekundete ein großer Teil des Publikums bei der einleitenden Abstimmung, dass es schon eine feste Wahlentscheidung getroffen habe, was der Diskussionsfreudigkeit jedoch keinen Abbruch tat. Gerade die vom Weberei-Team im Vorfeld der Veranstaltung eingefangenen Videofragen von Bürgerinnen und Bürgern in der Gütersloher Fußgängerzone heizten die Diskussion, durch die Antenne-Unna-Chef Thorsten Wagner souverän führte, immer wieder auf spannende Weise an.

Diskussion in der Weberei

v.l.: Gitte Trostmann, Volker Richter und Henning Schulz in der Diskussion. Foto: © Bürgerkiez gGmbH // Die Weberei

Nach einem längeren Meinungsaustausch zum Thema Innenstadt, Karstadt, Multiplexkino und Bahnhofsgelände sowie zur Rolle vom Stadtmarketing führten die Bürgerfragen zur Diskussion um den kostenlosen Busverkehr in der Dalkestadt. Volker Richter (SPD) betonte, dass es kein Ziel sein dürfe, primär Rad- und Fußgängerverkehr in die Busse zu transferieren. Gitte Trostmann (Grüne), Nobby Morkes (BfGT) und Manfred Reese (Linke) sprachen sich für ein kostenloses bzw. 1-Euro-Ticket-Angebot aus, während Amtsinhaber Henning Schulz ein digitales System, das dem Bürger stets das günstigste Angebote bis hin zur Jahreskarte berechne, favorisierte.

Im 1-zu-1-Format, bei dem sich jeder Kandidat einen Gesprächsgegner aussuchen und diesen mit eigenen Fragen interviewen konnte, wollte Manfred Reese vom amtierenden Bürgermeister wissen, warum die Stadt die Britenwohnungen nicht gekauft habe. In der Gegenrunde handelte sich Reese von Henning Schulz eine Diskussion zu der Frage ein, wie man alle Träume finanzieren solle. Gitte Trostmann sähe Gütersloh gerne als Öko-Strom-City in Deutschland, während Volker Richter auf die unsichtbaren Probleme in der sozialen Arbeit, die viele in dem Bereich Tätige vor große Aufgaben stelle, betonte. Nobby Morkes stellte die Bürgernähe seines Vereins in den Vordergrund und konterte die Frage eines jungen Zuschauers nach seinen Plänen für die Stadt, indem er feststellte, dass er zumeist der einzige Anwesende und Zuhörende sei, zumindest bei den Jugendparlamentssitzungen.

Bei einer Publikumsfrage zum Thema Kulturfinanzierung waren sich alle Kandidaten einig, dass Kulturbetreiber gerade in Krisenzeiten genug Spielraum für sich selbst, aber auch zur Unterstützung der freien Szene und Kunst benötigen. „Kultur ist Demokratie“, fasste Gitte Trostmann den Punkt treffend zusammen.

Abschließend führte Moderator Thorsten Wagner die Frage eines Bürgers nach den Mitteln zum wertschätzenden Umgang untereinander in eine Schlussrunde über, in der alle Bewerber um das Bürgermeisteramt nochmals ihre Vorzüge herausstellen durften. Trotz aller kritischen und persönlichen Fragen, die auch Eitelkeiten, Alter sowie Kleidung der Kandidaten nicht ausließen, sprachen alle Teilnehmer von einer gelungenen und fairen Veranstaltung. „Wir müssen ja so oder so die nächsten fünf Jahre zusammenarbeiten, da ist das wichtig“, resümierte Henning Schulz.

MOW Plakat

MOW Plakat; © WAW Gruppe Gesellschaft für Kommunikation & Design mbH