„Vom Blechauto zur Virtual Reality – Spielzeug und Kinderzimmer von 1950 bis heute“

Neue Sonderausstellung im Märchen- und Wesersagenmuseum  Bad Oeynhausen

Dr. Hendrik Tieke (links) und Ulrich Franzrahe (rechts) lassen Kindheiten aus sieben Jahrzehnten wiederaufleben. Fotograf: Museen Bad Oeynhausen und Bünde

Dr. Hendrik Tieke (links) und Ulrich Franzrahe (rechts) lassen Kindheiten aus sieben Jahrzehnten wiederaufleben. Fotograf: Museen Bad Oeynhausen und Bünde

Bad Oeynhausen. Das Märchenmuseum Bad Oeynhausen lädt zu einer besonderen Zeitreise ein: Am 22. Januar startet die neue Sonderausstellung „Vom Blechauto zur Virtual Reality – Spielzeug und Kinderzimmer von 1950 bis heute“.

Seien es die längst verschwundenen Konkurrenten der Playmobil-Figuren, Lenkautos mit klobigen Kabeln, Puppen zum Schminken oder kurioses Begleitspielzeug von längst eingemotteten Fernsehshows: Mit einigen hundert Exponaten aus der Welt des Spielzeugs lässt die Ausstellung vergangene Kindheiten wiederauferstehen – und zeigt zugleich, wie stark sich die Gesellschaft der Bundesrepublik verändert hat. Für jedes Jahrzehnt gibt es dabei eine eigene Station, die für ein zeittypisches Kinderzimmer steht.

Jede Zeit hat ihr eigenes Spielzeug

An allen Stationen wird deutlich, wie sehr der Zeitgeist das Spielzeug prägt:

So stellten Kinder in den Sechziger und Siebziger Jahren den drohenden Dritten Weltkrieg nach (mit Plastikarmeen); um 1980 herum wurden sie dann mit dem aufkommenden Fitnesskult konfrontiert (durch muskelbepackte Action-Figuren oder ultraschlanke Barbies), und in den 2010er Jahren schließlich erfasste sie vollends die Digitalisierung (etwa in Form von Highend-Konsolen und serienreifen 3D-Brillen).

Gemütlich: Die Bärenhütte (1980er) Fotograf: Museen Bad Oeynhausen und Bünde

Gemütlich: Die Bärenhütte (1980er) Fotograf: Museen Bad Oeynhausen und Bünde

Frühe Actionfiguren von Star Wars – dazu Produkte von No-Name Herstellern, die auf den Hype ausprangen. Fotograf: Museen Bad Oeynhausen und Bünde

Frühe Actionfiguren von Star Wars – dazu Produkte von No-Name Herstellern, die auf den Hype ausprangen. Fotograf: Museen Bad Oeynhausen und Bünde

Die Ausstellung thematisiert damit auch viele technische Entwicklungen: In den 1950ern galten bewegliche Toilettenspülungen für hölzerne Puppenhäuser noch als innovativ. In den Achtzigern waren es dann pixelige Games mit Krächz-Sound und in den 1990ern schließlich Modellautos, die mit einer Art Pistole in eine Loopingbahn geschossen wurden. Und wenn dann die Astronauten von Lego (1980) den Mond besiedeln in einer der Vitrinen – dann wird auch deutlich, wie historisches Spielzeug vergangene Zukunftsvisionen abbildet. Oder wie es Rollenbilder widerspiegelt, etwa wenn Jungs am Miniatur-Postschalter Berufstätige spielten und Mädchen mit Kochgeschirr Hausfrauen. Vom Material her bildet die Ausstellung dabei den Siegeszug des Plastiks ab: Waren die meisten Spielzeuge in den 1950ern noch aus Blech oder Holz, so war Kunststoff schon ein Jahrzehnt später fester Bestandteil von Brettspielen, Zimmer-Rennstrecken und Ritterburgen.

Eine Sammlung mit mehr als 10.000 Stücken

„Vor allem wollen wir unsere Gäste dazu einladen, ihre Kindheit wiederzuentdecken“, sagt Dr. Hendrik Tieke, Leiter des Märchenmuseums und MitKurator der Ausstellung. „Ihren Kindern und Enkelkindern können sie dabei zeigen, wie Kindsein früher war. Zugleich können sie erfahren, wo ihr Lieblingsspielzeug seine Wurzeln hatte und welche Spielwelten darauf folgten“.  Die Ausstellung ist eine Kooperation mit dem Museum Bünde und soll nach seiner ersten Station in Deutschlands Museen auf Wanderschaft gehen. Zusammengetragen hat die Exponate Ulrich Franzrahe, Techniker des Bünder Museums und Spielzeug-Kenner. Franzrahe selber besitzt mehr als 10.000 Stücke – wohlsortiert untergebracht in seinem Privathaus, inklusive eigenem Lego-Zimmer. „Ich habe Telespiel-Konsolen aus den 1970ern, längst vergriffene Märklin-Bahnen, seltene Ü-Eier-Figuren und einige der ersten PlastikDinosaurier“, so Franzrahe. Vieles davon ist nun in Bad Oeynhausen zu sehen. Ein weiterer Teil der gezeigten Exponate stammt von Sammlern aus der Region.

Jungs- und Mädchenspielzeug; vorgefertigte Welten

Bei der Vorbereitung der Ausstellung ist den beiden Kuratoren aufgefallen: „Wenn sie Spielzeug bekommen, wird den Kindern heutzutage meist eine vorerzählte Welt mitgeliefert – sei es in Form von Asterix-Playmobil oder von Waffen der Marvel-Superhelden. Früher dagegen mussten sich die Kinder ihre Geschichten zum Spielzeug selber ausdenken – da war Lego einfach nur Lego“.

„Vom Blechauto zur Virtual Reality – Spielzeug und Kinderzimmer von 1950 bis heute“. vom 22. Januar bis 20.Juli 2025, immer Mi-So 11-13 und 14-18 Uhr.

Deutsches Märchen- und Wesersagenmuseum, Am Kurpark 3, Bad Oeynhausen.

Kontakt: museum@badoeynhausen.de / 05731 / 14 34 10

Eintritt: 2€ / 1€ ermäßigt