„Sprache ist im Leben essentiell“

Am 6. März ist Europäischer Tag der Logopädie

Bad Driburg. Über 28.000 Logopäden in Deutschland helfen Jung und Alt mit Stimm-, Sprech-, Sprach- und Schluckstörungen wieder am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.

„Sprache ist im Leben essentiell. Besonders für diejenigen, die sich beispielsweise nach einem Schlaganfall oder einem Unfall auf einmal nicht mehr artikulieren können“, weiß Hannah Wiemers, Logopädin in der Marcus Klinik in Bad Driburg. „Die logopädisch Therapie bietet hier die notwendige Unterstützung, damit die Betroffenen wieder die Worte ‚finden‘, sich mitteilen, normal essen und vor allem die Kommunikation im Alltag meistern können.“ Die Therapie richtet sich dabei stets individuell nach dem Krankheitsbild und den Bedürfnissen des Patienten.

Rund 1.000 Patienten im Jahr werden durch das sieben-köpfige Logopäden-Team der Marcus Klinik bei Stimm-, Sprech-, Sprach- und Schluckstörungen betreut. Foto: Gräfliche Kliniken

Rund 1.000 Patienten im Jahr werden durch das sieben-köpfige Logopäden-Team der Marcus Klinik bei Stimm-, Sprech-, Sprach- und Schluckstörungen betreut. Foto: Gräfliche Kliniken

Dysphagie-Pass bietet Orientierung über den Ernährungsstatus
Thema des Tags der Logopädie in diesem Jahr: „Telepraxis und neue Ansätze in der Logopädie.“ Mit der Entwicklung eines eigenen Dysphagie-Pass für Patienten mit Schluckstörungen bietet jetzt das Team der Logopäden aus der Marcus Klinik insbesondere den Betroffenen und Angehörigen eine bessere Orientierung beim Diätund Ernährungsstatus. Wie wichtig diese Information im Alltag ist, erklärt Hannah Wiemers an folgendem Beispiel: „Es gibt Schluckstörungen, die sich klinisch nicht erkennen lassen. Dabei nimmt der Erkrankte nicht wahr, wenn Nahrungsmittel oder Flüssigkeiten in die Atemwege gelangen. Bei gesunden Menschen löst dieser Vorgang in der Regel eine Reaktion wie Husten oder Räuspern aus. Bei Erkrankten hingegen ist dies weit gefährlicher und kann leicht zu einer Lungenentzündung führen.“ Mittels einer Endoskopie kann in diesen Fällen beurteilt werden, wie gut – oder eben nicht – verschiedene Konsistenzen „abgeschluckt“ werden können.

„Für Betroffene ist dies eine wichtige Grundlage, um sich an den Dysphagie-Kostformen zu orientieren“, so Wiemers. Stufe für Stufe würden die Schluckbeschwerden dann durch die logopädische Behandlung und eine entsprechende Kostverordnung verbessert werden. Beginnend bei der sogenannten DYS 2, die aus Brei und pürierten Nahrungsmitteln besteht, über die Übergangskost bis hin zur Vollkost, bei der wieder alles erlaubt ist. Der ernährungsorientierte Dysphagie-Pass dient hier Betroffenen und Angehörigen insbesondere als Orientierung, auf welcher Kostform-Stufe der Patient sich befindet. „Dies gibt eine gewisse Sicherheit im Umgang mit den verschiedenen Nahrungsmitteln“, so Hannah Wiemers.

Logopädische Therapie über alle Altersgruppen hinweg
Laut den Krankenversicherungen werden jährlich rund 1,7 Mio. ärztliche Verordnungen und damit über 170 Millionen logopädische Einzelbehandlungen pro Jahr verschrieben. In der Marcus Klinik werden im Jahr rund 1.000 Patienten von dem sieben-köpfigen Team der Logopädie behandelt. „Generell sind es in der Gesellschaft nicht nur Ältere, die Sprachschwierigkeiten haben,“ erklärt Logopädin Wiemers. „Auch immer mehr Kinder kommen in die logopädische Behandlung.“ Hier fällt die Inanspruchnahme von Logopädie bei den 3- bis 6-Jährigen mit 15,0 % am höchsten aus, so eine Studie des RKI Robert-Koch-Instituts, Berlin.

Hintergrund
Der Europäische Tag der Logopädie wird jedes Jahr am 6. März begangen. In Deutschland ist er auch im „Jahresplaner Gesundheitstage“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) gelistet. Ins Leben gerufen hat ihn der Europäische Dachverband der Nationalen Logopädenverbände, das Comité Permanent de Liaison des Orthophonistes-Logopèdes de l’Union Européenne (CPLOL). (Quelle: dbl Deutscher Bundesverband für Logopädie e.V.)

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