„Wie Pinocchio an der Leine“ – aktuell ist Robotik ein Assistenzsystem für Operierende – es geht aber mehr
Paderborn. Die Initiatoren und Paderborner Neurochirurgen Szabolcs Szeöke und Dr. Carsten Schneekloth sind begeistert von der guten Resonanz auf das erste Symposium zur Robotik in der Chirurgie vom 7. Mai 2022, welches in Kooperation mit dem Heinz Nixdorf Museumsforum (HNF) entstanden ist. Die hochkarätigen Referenten und Operateure haben ihr Wissen geteilt und das Publikum in ihren Bann gezogen. Nach einer Zeitreise durch die Robotik, die in der Urologie ihren Anfang nahm, haben die Experten aktuelle Trends der roboterassistierten Operation aus Orthopädie, Wirbelsäulenchirurgie und Hirnchirurgie präsentiert. Zukunftstrends wie z.B. der Einsatz von VR-Brillen in der Telepräsenz und virtuelle Trainingsplattformen eröffnen neue Möglichkeiten für den Einsatz von Robotik in der Medizin.
Neben Szabolcs Szeöke und Dr. Carsten Schneekloth zählten zu den Referenten:
- Prof. Dr. Nicolai El Hindy, St. Christophorus Klinikum, Werne
- Priv.-Doz. Dr. Marco Ezechieli, St. Josefs Krankenhaus, Salzkotten
- Prof. Dr. Christopher Nimsky, Universitätsklinikum, Marburg
- Nikolaos Penteridis, MPK Rechtsanwälte, Bad Lippspringe
- Dr. Albert-Peter Rethmann, BBT-Gruppe, Koblenz
- c.i. Stuart Schmidt, Universität Paderborn
- Prof. Dr. Karl-Dietrich Sievert, Klinikum Lippe, Detmold
- Prof. Dr. Ulrich-Wilhelm Thomale, Charité, Berlin
- Dr. Jochen Viehoff, HNF, Paderborn
- Dr. Simon Weidert, LMU Klinikum, München
Zu Beginn der Veranstaltung zeigte Prof. Sievert ein Video, in dem ein Roboter sehr anschaulich ein Stück Schale einer Weintraube abzieht, sauber wieder auflegt und annäht. So beeindruckend ist der Stand der Technik mittlerweile und wird in verschiedensten Disziplinen der Chirurgie eingesetzt. Er betont, aktuell ist der Roboter ein chirurgisches Hilfsmittel – wie Pinocchio an der Leine. Technisch entwickeln sich die Möglichkeiten rasant weiter, sehr innovativ sind z. B. die Iris-Steuerung der Werkzeuge und die Ausrichtung an 3-D-Overlays als Orientierung während der Operation.
Gute Resonanz auf Premiere des ersten Paderborner Robotik-Symposiums
„Als wir vor ca. einem Jahr gestartet sind, hätten wir nicht damit gerechnet, dass das Event gleich in der ersten Runde ein voller Erfolg wird. Die Referenten haben neueste Studien und Trends aus der Robotik präsentiert. Untermauert mit viel Bild- und Videomaterial, interessant für sowohl für medizinisches Fachpersonal als auch für interessierte Laien, das haben die Fragen aus dem Publikum gezeigt“, freut sich Szabolcs Szeöke, seit 1. April 2022 Chefarzt für Wirbelsäulenchirurgie im Brüderkrankenhaus St. Josef in Paderborn, über die erfolgreiche Premiere der Veranstaltung. „Mir ist es wichtig, die robotergestützte Wirbelsäulenchirurgie im Hinblick auf eine bessere Versorgung auszudehnen. Gern informiere ich PatientInnen und MedizinerInnen umfassend auf Anfrage“, so Szeöke weiter.
„Wir sehen, welche technologischen Sprünge in der Robotik möglich sind und welche großen Chancen sich für eine bessere Versorgung der PatientInnen ergeben. Mir geht es insbesondere um die Egalität der Technologie, d.h. die Behandlungsmöglichkeiten sollen eine zentrale Ressource für die Allgemeinheit darstellen. Das bei Robotik auch viele ethische und rechtliche Fragen zu klären sind, auch dafür hat das Symposium sensibilisiert und dafür danke ich allen Referenten“, fasst Dr. Carsten Schneekloth, Leiter der Ostwestfälischen Stiftung Gesundheit und Soziales, die Diskussion zusammen.
Das Fazit der Veranstaltung
Durch das computergestützte Vorplanen und präzise Ausführen der einzelnen robotergestützten Arbeitsschritte stellt die Robotik in den verschiedenen Anwendungsgebieten der Chirurgie einen hohen Nutzen dar. Das betrifft sowohl das Team im Operationssaal als auch die PatientInnen. Noch benötigt die Technik z.T. viel Platz im OP-Saal und die Rechnerleistung sollte deutlich gesteigert werden, um direkt eine Referenz zum aktuellen Operationsstatus zu haben. Ist der Umgang mit der Robotertechnik erlernt, bietet sie einen stressfreieren Einsatz und eine deutliche Zeitersparnis. Durch die minimalinvasiven Eingriffe über kleine Löcher sind kaum Bluttransfusionen notwendig und PatientInnen genesen schneller. Ganz neue Möglichkeiten entstehen über die Iris-Steuerung der robotischen Assistenzsysteme, was viel Feingefühl und Erfahrung benötigt.
Wenn robotische Innovationen zugunsten aller Beteiligten genutzt werden sollen, dann wird es notwendig sein, die Verfahren, den Nutzen sowie rechtliche und ethische Aspekte offen zu diskutieren. Eine gute Ausgangslage für eine Fortsetzung des Events im Jahr 2023.
Das Symposium ist eine Kooperationsveranstaltung der Ostwestfälischen Stiftung Gesundheit und Soziales und dem Heinz-Nixdorf-Museumsforum.