Ruhig, gleichgültig, lustig – Torsten Sträter: Eine besondere Mischung

TorstenStraeter1Bünde. (MP) Am vergangenen Donnerstagabend durfte sich das Bünder Publikum über den Besuch eines bereits mit einigen Preisen (u. a. den Publikumspreis des Prix Pantheon oder auch das Scharfrichterbeil) ausgezeichneten Comedians freuen. Denn der Veranstalter Universum holte Torsten Sträter nach Ostwestfalen in den Stadtgarten.

Torsten Sträter ist eine Klasse für sich und mit keinem anderen deutschen Kabarettisten oder Comedian zu vergleichen: Bei seinen Auftritten läuft er nicht – wie manch anderer – wie wild über die Bühne, sondern er sitzt. Nur für freie Vorträge erhebt er sich, jedoch stets gelassen, von seinem Platz. Alleine diese Tatsache könnte schon als Alleinstellungsmerkmal des Künstlers bezeichnet werden. Doch damit ist es nicht genug. Denn Sträter hebt sich noch weiter von der allseits bekannten Stand-up-Comedian-Masse ab: Seine Geschichten trägt er größtenteils nicht frei vor, sondern er liest sie aus seinem dunkelbraunen Notizbuch im Ledereinband, das er immer zur Hand hat, ab. Das mag wenig beeindruckend und fast schon langweilig klingen – mutet ein Künstler, der frei heraus und auswendig alle seine Nummern vortragen kann, um einiges bemerkenswerter an. Jedoch liest Torsten Sträter auf seine ganz besondere und eigene Art und Weise, die keiner weiteren gestischen oder sonstigen Untermalung bedarf. Das muss man erst mal schaffen. Denn Torsten Sträter arbeitet vor allem mit seiner abwechslungsreichen und zugleich nüchternen Stimme und vermag alleine damit zu überzeugen. Während seines Auftritts wirkt er ruhig und gelassen, geradezu gleichgültig. Ihn begleitet keinerlei Hektik. Und trotzdem schafft er es, das Publikum in seinen Bann zu ziehen, mitzureißen und sorgt gerade mit seiner speziellen Art für zahlreiche Lacher. Er hat es eben nicht nötig, übertrieben hysterisch zu sein. Schließlich schafft er auch mit seiner Tiefenentspannung eine ungehemmte, offene Atmosphäre, bei der kein Mundwinkel regungslos bleibt. Was Sträter nicht tut, übernehmen die Zuschauer umso mehr, indem sie sich vor Lachen fast nicht auf den Sitzen halten können. Die Vermutung liegt fast schon nahe, dass er das Publikum mit seiner ruhigen Gelassenheit in Trance versetzt und dieses am Ende des Abends nur denkt, dass es eine hervorragende Show gesehen bzw. gehört hat. Jedem, der so spekuliert, sei jedoch gesagt, dass dem nicht so ist. Denn Torsten Sträter schafft es tatsächlich, die Menschen mit seinem ganz eigenen Humor zum Lachen zu bringen.

Die Geschichten des Mannes, dessen Markenzeichen die dunkle Kleidung samt Wollmütze ist, scheinen aus dem Leben gegriffen zu sein. Mit viel Selbstironie und einer Extraportion Humor erzählt er von sich und seiner Umgebung. Sein Programm „Selbstbeherrschung umständehalber abzugeben“ handelt u. a. von der Schweiz und den dort vorherrschenden überhöhten Preisen, Snickers, das sich ihm aus der Minibar heraus „nuttig entgegen bückt“, mehr oder weniger erfolgreichen Diäten und seiner Arbeit als Mitarbeiter einer Spedition, Künstler, Dichter und Schriftsteller. Er möchte nicht von Dingen reden, „von denen er keine Ahnung hat“, sagt Sträter selbst. Und so handhabt er es letztendlich auch.

Das Publikum in Bünde zeigte sich von Anfang an von dieser besonderen Mischung begeistert. Entgegen der gewohnten ostwestfälischen Zurückhaltung spendete man Sträter am laufenden Band Applaus. Ein Lacher jagte den nächsten. Sträter verstand es, auf die Anwesenden einzugehen – inklusive spontanen (oder zumindest spontan wirkenden) Witzen zwischen den einzelnen Geschichten. Der nicht abebben wollende Beifall am Ende der Vorstellung sorgte dafür, dass Torsten Sträter eine Zugabe geben musste. So verließen die rund 1.000 Gäste und der Comedian selbst erst um etwa 23.00 Uhr den Stadtgarten gen Zuhause.

Resümierend lässt sich festhalten, dass die Mischung aus Lesung und Stand-up-Comedy absolut zu überzeugen wusste. Der Mann mit der Wollmütze versteht es, sich auf eine nüchtern-entspannte und dennoch humorvoll-sympathische Art und Weise zu präsentieren.

Weitere Veranstaltungen des Universums unter: http://www.universum.tv/

Text: Melissa Petring
Foto: Guido Schröder