Indischer Abend im Museum

Freitag, 20. September 2019, 19 Uhr, Weserrenaissance-Museum Schloss Brake, Lemgo

Lemgo. Raffiniert: Das Weserrenaissance-Museum Schloss Brake verwandelt sich am Freitag, 20. September, um 19 Uhr in eine Genuss-Oase der besonderen Art. Kredenzt werden nicht nur indische Köstlichkeiten und Getränke, sondern auch spannende Geschichten über die abenteuerliche Reise des Holländers Jan Huygen van Linschoten nach Portugiesisch-Indien.
Paradiesvogel, Foto: Weserrenaissance-Museum Schloss Brake

Paradiesvogel, Foto: Weserrenaissance-Museum Schloss Brake

Der Vorverkauf für die Soirée „Wenn einer eine Reise tut“ hat soeben begonnen. Linschoten wurde im niederländischen Haarlem geboren, erlernte den Kaufmannsberuf und ging 1581 als Sekretär des Erzbischofs von Goa nach Portugiesisch-Indien. Was genau er dort machte, wen er traf und worüber er staunte, zeigt die aktuelle Sonderausstellung „Exotische Welten – Unterwegs mit Forschern, Künstlern und Entdeckern“.  Passend dazu lädt der Kurator Dr. Michael Bischoff im Rahmen der Soirée zu einem Ausstellungsbesuch und bebilderten Vortrag ein. Durch seine Position hatte Linschoten Zugang zu geheimen Unterlagen, und zwar einschließlich der Seekarten der Portugiesen. Er begann, die Unterlagen heimlich zu kopieren und versorgte die nordwesteuropäischen Seefahrernationen mit Informationen, die dazu beitrugen, das ostindische Handelsmonopol der Portugiesen zu brechen. Nach seiner Rückkehr veröffentlichte Linschoten seine Erfahrungen im wohl bedeutendsten Reisebericht der Zeit um 1600.  Das in der Ausstellung zu sehende Werk enthält Beschreibungen und Karten der wichtigsten Seewege nach Südostasien und wurde damit zu einem „Buch, das 1000 Schiffe in Bewegung setzte“. Genauso spannend wie Linschotens Geschichte ist auch die exotische Tierwelt, die er im Rahmen seiner Reisen kennenlernte.

So sind in der Ausstellung unter anderem auch zwei Paradiesvögel zu sehen. In seinem Reisebericht behauptete Linschoten, Paradiesvögel seien fußlos und würden deshalb ihr Leben ausschließlich in der Luft verbringen. Welch Irrglaube. Dieser beruhte wohl darauf, dass die ersten nach Europa gelangten Exemplare ohne Füße präpariert worden waren. Für den Erzbischof von Goa fertigte Linschoten auch eine Zeichnung von einem „seltsamen Fisch“ an. Seiner Beschreibung nach dürfte es sich dabei um ein Schuppentier gehandelt haben. Schuppentiere sind die am häufigsten geschmuggelten Säugetiere der Welt. Nachfrage besteht vor allem in China und Vietnam, wo das Fleisch als Delikatesse gilt und die Schuppen in der traditionellen Medizin eingesetzt werden.

Im Weserrenaissance-Museum Schloss Brake ist ein präpariertes Exemplar der geschützten Spezies zu sehen.  Ein weiterer Hingucker ist sicherlich ein vom Übersee-Museum Bremen entliehener Walrossschädel. Linschoten erwähnte im Bericht über seine Eismeerfahrten 1594 und 1595 den „Kopf eines Seepferds“, den er von der Waigatschinsel mitbrachte. In Wirklichkeit handelte es sich um den Schädel eines Walrosses. Im Gegensatz zu manch anderen Weltentdeckern überlebte Linschoten all seine Fahrten und begründet seine Reiselust mit den Worten: „so weiß man was zu erzählen, wenn man alt ist“. Die Soirée findet in Kooperation mit der VHS Lippe-Ost statt. Tickets sind zum Preis von 19 Euro inkl. Ausstellungsbesuch, bebildertem Vortrag, indischer Köstlichkeiten und Getränken im Weserrenaissance-Museum Schloss Brake (Di-So 10 bis 18 Uhr) erhältlich.

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