IHK-Studie: Ein Drittel aller Arbeitsplätze in Ostwestfalen hängt am Export

Ostwestfalen-Lippe. 316.000 Arbeitsplätze hängen in Ostwestfalen am Export. Das ist eines der wesentlichsten Ergebnisse einer Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln Consult GmbH. Es führte die Studie im Auftrag der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK) durch.

Mit 32,2 Prozent entfallen demnach in Ostwestfalen anteilig sogar mehr Beschäftigungsverhältnisse auf den Export als im bundesdeutschen Durchschnitt mit 30,4 Prozent. Darüber hinaus wird mit 22 Milliarden Euro mehr als jeder dritte Euro der Wertschöpfung in Ostwestfalen durch den Export erarbeitet.

Präsentierten die Ergebnisse der Export-Studie: der stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführer Harald Grefe, IHK-Hauptgeschäftsführerin Petra Pigerl-Radtke und IHK-Präsident Wolf D. Meier-Scheuven (v. l.). Foto: IHK Ostwestfalen

Präsentierten die Ergebnisse der Export-Studie: der stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführer Harald Grefe, IHK-Hauptgeschäftsführerin Petra Pigerl-Radtke und IHK-Präsident Wolf D. Meier-Scheuven (v. l.). Foto: IHK Ostwestfalen

„Ostwestfalen ist eine äußerst erfolgreiche Exportregion und muss sich nicht hinter anderen Regionen verstecken“, konstatierte IHK-Präsident Wolf D. Meier-Scheuven bei der Vorstellung der Studie. „Insbesondere der Mittelstand mit seiner hohen technologischen Innovationskraft und Flexibilität agiert immer erfolgreicher im globalen Geschäft“, ergänzte IHK-Hauptgeschäftsführerin Petra Pigerl-Radtke.

Vor allem die indirekten Beschäftigtenzahlen durch die Zulieferbetriebe sind laut der Untersuchung überdurchschnittlich. Besonders der starke Industrie-Dienstleistungsverbund in Ostwestfalen sei für den Erfolg mit verantwortlich.

„Allein 81.000 Jobs in Dienstleistungsbranchen hängen an Lieferbeziehungen mit exportierenden Unternehmen“, erläuterte Harald Grefe, stellvertretender IHK-Hauptgeschäftsführer, ein weiteres Ergebnis der Studie. „Die Dienstleistungsbranche ist stark als Vorleistungslieferant tätig.“

Die Studie zeigt deutlich auf, dass die direkten Auslandsumsätze des Verarbeitenden Gewerbes nur eine Seite der Medaille sind. Zu den 17,2 Milliarden Euro Auslandsumsatz der ostwestfälischen Industrieunternehmen mit 20 und mehr Beschäftigten kommen noch indirekte und induzierte Effekte hinzu. In der regionalen Exportquote der Industrie schlage sich das nur unzureichend nieder, sie liege mit 36,5 Prozent rund 11,5 Prozentpunkte unter dem Bundesdurchschnitt.

Deutschlandweit gäben beim Industrieexport die Automobil- sowie chemische Industrie den Ton an, die in Ostwestfalen aber nicht so stark vertreten seien. Die hiesige Wirtschaft sei stark geprägt durch mittelständische Familienunternehmen und Hidden Champions in Zulieferbetrieben. „Aber der Export spielt auch für diese Betriebe eine größere Rolle, als die reine Exportquote vermuten lässt“, hob Grefe hervor.

„Wir können aus den Ergebnissen der Untersuchung ein gutes Stück Selbstvertrauen ziehen, denn die ostwestfälischen Unternehmen haben in den letzten Jahren und Jahrzehnten große Anstrengungen unternommen, ihre Produkte und Organisation internationalisiert und ihre Chancen auf den internationalen Märkten genutzt“, betonte der IHK-Präsident.

Allerdings bekomme die Politik der offenen Märkte, die zu diesem Aufschwung und weltweiten Wohlstandsgewinn beigetragen habe, immer mehr Schwierigkeiten, wie der andauernde Protektionismus sowie Konflikte wie zwischen China und den USA eindringlich aufzeigten. Aktuell zeige sich darüber hinaus durch die Pandemie, wie störanfällig die internationalen Lieferketten sein können. Viele Unternehmen überlegten deswegen, Fertigung oder Zulieferung wieder nach Deutschland oder Europa zurückzuverlegen.

Der Welthandel brauche vor allem klare Regeln. „Wir unterstützen dabei ausdrücklich eine Stärkung der WTO“, hob Meier-Scheuven hervor. „Weiterhin werben wir dafür, entschiedener gegen Subventionen und Wettbewerbsverzerrungen vorzugehen und globale Handelsregeln besser auf die Herausforderungen des digitalen Zeitalters anzupassen.“

Auch der Klimawandel könne durch ein koordiniertes Handeln aller relevanten CO2-emittierenden Länder besser bekämpft werden – und zugleich einseitige Wettbewerbsnachteile deutscher oder europäischer Unternehmen verhindern.

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