Fast 1.900 Jahre alte Siedlung in Bielefeld-Sieker entdeckt

Lebensbild zweier Hofstellen am Mühlenbach. Im Vordergrund sind die Hügel des nahegelegenen Gräberfeldes zu sehen. Nach aktuellem Forschungsstand war die Siedlung deutlich größer und dichter bebaut.
Zeichnung: LWL-Archäologie für Westfalen/Günther Riedel
Bielefeld. Der Fund einer römischen Kleingeldmünze, ein sogenannter As aus Bronze, erlaubt die Datierung auf die Mitte des 2. Jahrhunderts. Der Griff einer Bronzekanne und der Anhänger eines bronzenen Pferdegeschirrs mit einem Pferdekopf stellen nach Angaben eines Experten vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) „exotische Importstücke“ aus dem Römischen Reich dar, die nicht wie üblich eingeschmolzen wurden.
Die Häuser von sechs bis acht Metern Breite und teilweise über 30 Metern Länge hatten ein Gerüst aus mächtigen Holzpfosten. Deren Spuren zeichnen sich westlich des Mühlenbaches auch heute noch deutlich in der Fläche unter dem Oberboden ab.
Frühere Befunde östlich des Mühlenbaches
Die Überreste der Häuser, die nun erforscht werden, sind Teil der größten Siedlung der Römischen Kaiserzeit in Westfalen. Schon vor gut 40 Jahren stießen Archäolog:innen östlich des Mühlenbaches auf die Spuren von 25 größeren Holzhäusern aus der Römerzeit, von weiteren Speichern und kellerartigen kleinen Nebengebäuden. Auch wenn die Häuser während der etwa 400 Jahre bestehenden Siedlung nicht gleichzeitig bestanden, fällt die Siedlung aus dem Rahmen der sonst üblichen kleinen Weiler und Einzelgehöfte.
Größer als gedacht
Mit den neu entdeckten Siedlungsbereichen westlich des Baches zeigt sich nun auf knapp zwölf Hektar Größe eine Siedlung mit einer für die damalige Zeit enormen Ausdehnung von 320 mal 370 Metern. Während sich in den Kernbereichen der Siedlung in unmittelbarer Bachnähe viele Hausgrundrisse überschneiden, liegen in den westlichen und südlichen Randbereichen Hausbauten in Arealen, die nicht länger als etwa 50 Jahre bewohnt waren.

Bereits in den ersten Suchschnitten zeichnen sich die Pfostenreihen ehemaliger Hausgrundrisse ab.
Foto: LWL-Archäologie für Westfalen/Sven Spiong
Kleingeld, Altmetall und Einzelstücke
Hilfreich sind dabei auch Münzfunde, wie jüngst ein As aus der Mitte des 2. Jahrhunderts, die relativ genaue Daten liefern. Sebastian Düvel, wissenschaftlicher Referent bei der Außenstelle Bielefeld der LWL-Archäologie für Westfalen: „Auffällig ist der hohe Anteil an römischen Importfunden, die zeigen, dass intensive Kontakte jenseits des Limes auch lange nach dem gescheiterten Eroberungsversuch der Römer bestanden.“
Während ein Großteil der Bronzeobjekte wohl als Rohmaterial genutzt wurde, bekamen Einzelstücke wie der Pferdekopf offenbar größere Wertschätzung und haben sich erhalten.
Die LWL-Archäologie für Westfalen ist bei dem Projekt in enger Abstimmung mit der Stadt als Bauherr. „Ziel ist, möglichst viele der vorhandenen Bodendenkmäler vor Ort zu erhalten“, meint Dr. Sven Spiong, Leiter der Außenstelle Bielefeld der LWL-Archäologie für Westfalen.
Öffentliche Führungen
Ab September bietet der LWL mittwochs um 17 Uhr kostenlose Führungen an. Treffpunkt ist der kleine Parkplatz an der Oldentruper Straße westlich des Mühlenbaches.