Im Bann der Finsternis: Grusellabyrinth Bottrop

CMYK A4 - Roh - Im Bann der Finsternis Plakat - Grusellabyrinth NRWDas OWL Journal war wieder mal unterwegs für Sie im Einsatz: Diesmal im Bann der Finsternis und im Reich der nicht ganz so toten Zombies, der böswilligen Clowns und magischen Hexen. Wir haben für Sie getestet – das neu eröffnete Grusellabyrinth in Bottrop.

Bottrop. Das Grusellabyrinth in der historischen Zechenanlage des Prospers ist bereits von außen ein beeindruckender Anblick. Direkt neben dem alten Malakoffturm, bei Tag eine malerisch-nostalgische Ansicht. Des nachts allerdings wird die Anlage mit entsprechender Beleuchtung zu einer Festung des Grausens. Geschmückt mit einem Sensenmann-Brunnen und einem Skelett-Beet eher fragwürdig einladend.

Wagt man dann einen Blick hinein in die große Empfangshalle, werden Gruselfans sicher nicht enttäuscht: Kacheln im Jungendstil auf dem Boden, die nackten Firmenbau-Wände und der Finsterladen mit der Kobold-Empfangsdame tun das Ihrige, um die Besucher willkommen zu heißen. Sobald unsere Taschen abgegeben und die Tickets abgeholt waren, nahmen wir unser Schicksal in die Hand und sahen uns weiter um. Ein großer, hagerer Sensenmann starrte uns von links aus einer Einbuchtung in der Mauer an. Erst als er langsam und gemächlich mit hinterhergezogener Sense auf uns zu schritt, merkten wir, dass diese freundliche Erscheinung KEINE Statue ist. Also auf in die entgegengesetzte Richtung, auf dass wir dieses Ungeheuer abhängten!

Und da strahlte uns eine riesige, aufwendige Leinwandkonstruktion an – wortwörtlich, denn das Ding hatte Augen. Und Dörner die am Rande hochwachsen konnten. Man sah darauf außerdem einen Grusellabyrinth NRW Außenansicht - CMYK 300dpikleinen Vorspann, mit der Kulisse uriger Häuschen in denen die Lampen leuchteten. Hier gab es erste Informationen, zu dem, was uns hier eigentlich erwartete – denn darüber wussten wir bisher so gut wie nichts. Wir wussten nur, dass 3000 Meter², ein etwa 100 minütiger Durchlauf und ca. 16 wilde Labyrinth-Abschnitte darauf warteten, von uns entdeckt zu werden. Aber da stand etwas von „in Gedenken an unsere Mama“. Was sollte das wohl heißen?

Lange darüber nachdenken konnten wir allerdings nicht, denn gerade als der gute Sensenmann sich von hinten langsam aber sicher an uns heranschleichte mit seiner kreischenden Sense, schrie ein buckeliges, haariges Wesen von vorne „siebzehnUhrviiiieeeeeerzig“. Das schien wohl unser Stichwort zu sein! Der Vorhang und damit die ganze Leinwand lichtete sich und eine nicht wirklich besonders einladende Tür erschien in einem der urigen Häuschen und öffnete sich. Unsere kleine Gruppe von unter zwanzig Personen begab sich aufgeregt und noch spaßend in Richtung Grusellabyrinth.

Unser haariger, kleiner Begleiter stellte sich mit dem Namen Igor vor. Igor zeigte uns den Weg in ein umfunktioniertes Wohnzimmer. Nach einer kurzen Einweisung in allgemeine Regeln – das Fotografieren war Empfangskoboldebeispielsweise untersagt, fragte er einen Besucher, den er schlichtweg Peter nannte, bezüglich dieser Regeln ab. Der liebe Peter konnte die Regeln leider nicht fehlerlos aufsagen und wurde damit schlussweigerlich zum Sündenbock des abends. Denn nachdem uns der haarige Igor verließ, wurden wir schließlich in die Obhut eines anmutigen, unter starken Augenringen leidenden und klischeehaften Butler gegeben. Der überaus höfliche Hausdiener präsentierte uns ein Filmchen über die Geschichte des Grusellabyrinthes.

Offenbar befanden wir uns mitten in einer Familientragödie: ein junges Mädchen namens Marie Rosenthal und ihr Vater beweinten den Tod der geliebten Mutter und Ehefrau. Vor lauter Schmerz versuchten die zwei über die im Magischen bewanderten Lyuba, einer Art Hexe, auf „die andere Seite“ zu gelangen, um die Verstorbene zurückzuholen. Nun zeigte sich allerdings, dass dieses Unterfangen seinen Tribut kostete. Marie wurde dabei wahnsinnig und lebte fortan in einer Zwischenwelt ihrer eigenen Albträume und Ängste. Und da wären wir – mitten drin in dieser Albtraumwelt. Denn wir sollten Marie zurückholen.Sensenmann - Grusellabyrinth NRW 300dpi Und dabei hatten wir doch nur Peter – wie uns der Butler der Rosenthals nach Ende des Filmchens beglückwünschte.

Viel mehr Informationen bekamen wir über das uns bevorstehende Abenteuer nicht – nur, dass es irgendwas mit unserem Licht, unserer Hoffnung auf sich hatte. Aber darauf konnte sich längst keiner mehr konzentrieren. Langsam brannten wir darauf, endlich das Labyrinth zu erkunden. Hätten wir uns damit mal lieber etwas zurückgehalten! Denn jetzt ging es los. Wir wurden in den nächsten Raum gejagt und sahen – nichts.

Was nun folgte war die reinste Panik. Gehetzt wie im Horrorfilm befanden wir uns in stockdunklen, engen Gängen. Alle paar Minuten schrie jemand. Ich an vorderster Front versuchte mein Glück den Ausgang zu finden – denn wir wussten ja alle nicht, was wir hier eigentlich machten. Geht das ganze Labyrinth so düster weiter? Irren wir blind durch enge Gänge? Müssen wir nun irgendwas finden? Ich tastete mich an den Wänden entlang und berührte wohl etwas Lebendiges. Höflich entschuldigte ich mich und wollte mich weiter auf die Suche nach dem Ausgang machen. Doch stattdessen schaltete das lebendige Ding eine Taschenlampe ein, das es sich unters Gesicht hielt und brüllte mich aus entsetzender Fratze an. Da war auch ich fertig mit den Nerven und war zu eingeschüchtert, mich weiterhin irgendwo entlang zu tasten. Aber eine andere Wahl hatte ich ja auch nicht. Wo war eigentlich der Rest des Puppe, Marie KopieOWL Journal Teams?

Schließlich rief jemand, er hätte den Weg und die ganze Bande rannte – solange man das Gestolpere in der Dunkelheit zwischen Taschenlampen-Fratzen Rennen nennen konnte – erleichtert hinter der Stimme hinterher. Ein halbdüsterer Raum mit einem Himmelbett in der Mitte stellte unser nächstes Abenteuer dar. Nachdem wir uns hektisch nach den Fratzen umgesehen hatten und diese unauffindbar blieben, konzentrierten wir uns auf die Bettdecke des Himmelbettes. Denn irgendwas hatte es mit dieser auf sich. Vor unseren Augen plusterte sich das Ungeheuer von Decke auf. Plötzlich gab es ein Kreischen: ein blutverschmiertes, Pettycoat-tragendes, scharfzähniges Etwas jagte unter dem Bett und zwischen unserer Gruppe wie ein aufgescheuchtes, kopfloses Huhn hindurch. Unsere Gruppe wurde auseinander und wieder zusammen getrieben. Schließlich fiel das kopflose Huhn auf einem Podest nieder und wurde aus unerklärlichen Gründen zu einem Häufchen Elend. Das Pettycoat wurde zu einem Rüschenkleid, die Vampirzähne waren weg und das Blut wich einem blassen Gesichtchen.

Da fiel es uns wie Schuppen von den Augen: Marie! Na also, war ja halb so wild! Über Maries Kopf erschien ihre Mutter und sprach ihr Mut zu – und wir schauten gebannt dabei zu wie das Häufchen Elend noch elendiger wurde. Aber dieser Moment hielt nicht allzu lang an, da kehrte das Ungeheuer in Grusellabyrinth NRW - Montis Manege - CMYK 300dpiMarie zurück und einzig Lyubas plötzliches Erscheinen rettete uns vor dem fauchenden Ding. Die heldenhafte Lyuba hatte uns also beschützt und fragte nun nach Peter. Der nichtsnutzige Peter, der die Regeln vergaß. Die Hexe ermutigte jenen Peter, uns anzuführen und uns rechtzeitig aus Maries Albtraumwelt zu retten – denn uns lief die Zeit davon. Unser Peter grinste breit, schüttelte seine Hüften und führte uns ins nächste Labyrinth.

Uns erwartete innerhalb der nächsten grausigen, gefühlten Ewigkeit ein Pirat, der uns übers Ohr haute und uns mit unserem Schicksal sowie mit einem Insekten in Menschengröße allein ließ, ein Clown der sich verdoppelte und verdreifachte und uns in einem Käfig die Sinne raubte und wahnsinnig werden ließ bevor er uns durch ein verrückt-enges Labyrinth jagte, ein Spiegellabyrinth, das uns fast den Rest gab… das alles in dem Versuch, Marie aus ihrer albtraumhaften Zwischenwelt zu befreien. Ob uns das gelungen ist? Wir wollen nicht zu viel verraten!

Das Grusellabyrinth Bottrop mutet an interaktive Theater an, kombiniert mit Stephen Kings „Es“ und einer masken Kopiegehörigen Portion hurmovoll-ironischer running Gags sowie durchaus auch emotional-anrührender Glanzleistung der Schauspieler. Die Szenen- und Kulissengestaltung ist lückenlos fantastisch, der rote Faden in der Geschichte raffiniert und das Spiel mit den albtraumhaften Ängsten, die sich in den jeweiligen Abschnitten wiederfinden, restlos klasse. Wir sind ohne großartige Erwartung in dieses Gruselkabinett gegangen und einstimmig begeistert – und nicht zuletzt völlig erledigt – wieder hinausgegangen.

Übrigens: die Show, die wir testen durften „Im Bann der Finsternis“, war ab acht Jahren freigegeben und wir empfehlen unbedingt, die Altersbeschränkung einzuhalten. Dieses Gruselkabinett ist ohne jeden Zweifel schaurig! Und für wirklich abgebrühte Horror-Fans ab 16 Jahren bietet sich die Show „Totem“ an.

Zu Halloween bietet das Grusellabyrinth Bottrop eine Grusellabyrinth NRW - Logo 300dpi CMYKVeranstaltung der Extraklasse an. Es soll zusätzliche Walking-Acts wie den Sensenmann geben, den wir so schnell sicherlich nicht wieder vergessen werden. Auch in den Shows wird es doppelt so viele „Erschecker“ wie sonst geben – als ob das noch nötig wäre!

Hier der Link zu Deutschlands größtem Grusellabyrinth.

Fotos: Eindrücke aus einer schaurigen Nacht im Gusellabyrinth Bottrop, Sensenmänner, Kobolde, Clowns und die zu rettende Marie warten auf die mutigen und abenteuerlustigen Besucher einer Show der besonders gruseligen Art; ©Grusellabyrinth NRW

Text: Marleen Damberg