Georg Weerth zum Zweihundertsten

Ein Freiheitskämpfer und Journalist mit lippischen Wurzeln wird 200 Jahre alt  –
Grabbe-Gesellschaft stellt umfangreiches Programm zum Geburtstag vor

BUZ2_Weerth

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Detmold. Geboren in Detmold, unterwegs in der Welt. Kaufmann, Schriftsteller, Revolutionär. Georg Weerth (1822–1856) hatte viele Begabungen: Er hat sich verdient gemacht um das Streben nach Freiheit und Überwindung der bevormundenden Kleinstaaterei der deutschen Fürstentümer, mit spitzer Feder sozialkritische Studien verfasst, bunte Reiseschilderungen aus Übersee geschrieben. Und doch ist er weitgehend ein „No Name“. Am 17. Februar wäre er 200 Jahre alt geworden. „Ein kurzes, aber intensives Leben, das es wert ist, gefeiert, noch viel mehr aber, neu entdeckt und betrachtet zu werden“, ist sich die Detmolder Grabbe-Gesellschaft sicher, die rund um den Geburtstag des neben Freiligrath und Grabbe wohl bekanntesten Detmolder Intellektuellen ein vielschichtiges Veranstaltungsprogramm ausgearbeitet hat.

Festakt mit Bundepräsident Frank-Walter Steinmeier am 17. Februar

Los geht es am 17. Februar um 17 Uhr mit einer „Proklamation“ und wehenden Fahnen auf dem Marktplatz. Um 18 Uhr steht in der Stadthalle Detmold ein Festakt auf dem Programm, bei dem Bundepräsident Frank-Walter Steinmeier mit einem Video-Grußwort präsent sein wird. Zu den Gratulanten im sich anschließenden „Fest der Satire“ zählen namhafte Künstler wie Fritz Eckenga, Erwin Grosche, Hans Zippert und Bernd Gieseking – frei nach dem aus Weerths Schriften gewählten Motto: „Kein schöner Ding ist auf der Welt, als seine Feinde zu beißen …“

„Die Beschäftigung mit Georg Weerth führt schnell in größere Zusammenhänge“, wissen Hans Hermann Jansen und Dr. Peter Schütze von der Grabbe-Gesellschaft. „Sie öffnet den Blick für einen bislang wenig beachteten Teil deutscher Geschichte, zu Frauen und Männern, die in der Mitte des 19. Jahrhunderts das politische Fundament unserer Demokratie schufen und Prinzipien formulieren, die noch heute die Grundlagen unserer staatlichen Existenz ausmachen: das Bekenntnis zu Menschenrechten und Demokratie und der gemeinsame Wille, die verschiedenen Regionen und Strömungen in unserem Land zu einem freien Gemeinwesen zu vereinigen.“

BUZ1_LMQ © Detmolder Grabbe-Gesellschaft

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Themen, die das Musikalisch-Literarische Quartett Detmold gerne aufnahm und am 19. Februar unter dem Titel „Die Guillotine wird uns retten und die Leidenschaft der Weiber“ einen bunten Zeitspiegel der Revolution von 1848 präsentiert. „Ein mitreißendes, energiegeladenes Lehrstück, wie man sich mit Esprit deutscher Geschichte nähern kann“, freuen sich die Veranstalter. Weerth „privat“ erleben Zuschauer in seinem Briefwechsel mit Betty Tendering. Denn auch eine quälende, unerwiderte Liebe finden wir in seiner Biografie: „Verliebtsein ist eine abscheuliche Plage, bei der das Essen nicht mehr schmeckt und der Schlaf nicht mehr erquickt“. Die szenische Lesung aus der Korrespondenz der beiden lässt am verzweifelten Werben Weerths um eine Frau teilhaben, die den Weitgereisten nie erhört (20. Februar und 18. November).

Ausstellung, Wanderung, Lesenacht, Online-Präsenz

Und noch viel mehr gibt es im Jubiläumsjahr zu entdecken, denn Weerths Strahlkraft reicht weit. Die Themen um seine Person sind so vielfältig wie aktuell. In Zusammenarbeit mit Detmolder Kulturinstitutionen entstanden generationenübergreifende Veranstaltungsformate wie etwa Themenführungen der Detmolder Gästeführer, eine Wanderung durch die Sennelandschaft (29. Juli) und „Klingende Humoresken“ mit Schülern und Dozenten der Johannes-Brahms-Musikschule (26. Februar). Oder Weerth-Interessierte können die von der Abiturienta 2022 des Gymnasium Leopoldinum gestalteten „Langen Lesenächte“ besuchen, in denen die jungen Leute mit Gedichten, Briefen und Prosa nicht einen Streifzug durch das Werk des ehemaligen „Leopoldiners G. Weerth“ unternehmen (4. und 5. Februar sowie 1. April). Außerdem gibt die Begegnung mit moderner Kunst: Der „Georg-Weerth-Zyklus“ des Künstler Rainer Nummers verleiht einem als vornehmlich literarisch empfundenen Thema einen Perspektivwechsel und regt zur Auseinandersetzung an.

Bereits seit knapp einem Jahr ist die breit angelegte Internetpräsenz „Weerth 200“ unter dem Leitwort „Presse – Freiheit – Menschen – Recht“ online. Sie hält seitdem nicht nur Tag für Tag die Lesung eines „Weerth-Textes“ bereit, sondern ist zugleich mit ihren verschiedenen Rubriken eine einzigartige Fundstelle für Informationen rund um das Leben und Schaffen Georg Weerths. Zu finden sind neben den gesprochenen Texten unter anderem Gedanken zu „Weerths Werten heute“ oder „Weerth-Annäherungen“ in der bildenden Kunst. Wie auch durch das Jubiläumsprogramm will die Grabbe-Gesellschaft mit ihr „durch die Begegnung mit zeitgenössischer Kunst und zeitgemäßen Themen, dem Reisen, der Gerechtigkeit, der Freiheit, Demokratie, des Miteinanders und des Respekts moderne Akzente setzen.“

Das Programmheft mit detaillierten Informationen zu allen Veranstaltungen gibt es auf: www.weerth200.de. (kh)