Eröffnung der Ausstellung „Fromme und tüchtige Leute…“

„Fromme und tüchtige Leute …“ – Die deutschen Siedlungen in Bessarabien (1814-1940)

Vortrag zur Ausstellungseröffnung

Ausstellungseröffnung „Fromme und tüchtige Leute“ im Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte in Detmold. Am Pult: PD Dr. Ute Schmidt. © Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte Verein für russlanddeutsche Kultur und Volkskunde e. V.

Detmold. Anlässlich der Eröffnung der Ausstellung „Fromme und tüchtige Leute…“ – Die Deutschen Siedlungen in Bessarabien (1814-1940) lud das Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte zu einer Eröffnungsfeier mit anschließender Präsentation des Films „Exodus auf der Donau“ ein.

Zu Beginn der Veranstaltung begrüßte Kornelius Ens, Direktor des Museums für russlanddeutsche Kulturgeschichte, die Anwesenden zur Eröffnungsausstellung und verlas ein schriftliches Grußwort der niedersächsischen Landesbeauftragten für Aussiedler, Editha Westmann, weiter. Sie begriff das Stattfinden der Eröffnungsfeier trotz der andauernden Pandemie als hoffnungsvolle Botschaft und drückte ihre Bewunderung darüber aus, dass es zwischen den Bessarabiendeutschen bis heute einen festen Zusammenhalt gebe.

Als nächstes kam Egon Sprecher, stellvertretender Vorsitzender des Bessarabiendeutschen Vereins e.V., zu Wort. Persönlich fühle er eine tiefe Verbundenheit und ein verwandtschaftliches Gefühl zu den Russlanddeutschen. Auch ähnliche Werte, wie Pioniergeist, Fleiß und eine gewisse Frömmigkeit, stellte er fest: „Ohne unseren Glauben hätten wir vieles nicht so überstanden, nicht so überbrückt.“ Die plötzliche Remigration nach Deutschland im Januar 1945, er war damals ein Kleinkind, bezeichnete er als für sein persönliches Leben prägend. In seinem späteren beruflichen Werdegang engagierten er und seine Frau sich ehrenamtlich für die später in den 1990er-Jahren zurückgerufenen Spätaussiedler. Er half ihnen Wohnungen zu finden und stellte mit Freude fest, dass sie sich gut in die neue Bundesrepublik integrierten.

Die Einführung in die Wanderausstellung nahm PD Dr. Ute Schmidt, von der Freien Universität Berlin, vor. Darin beschrieb sie eindrucksvoll den Werdegang der Bessarabiendeutschen, ausgehend von den politischen Gegebenheiten, Motive und Beschlüsse, die die Migration nach Bessarabien begründeten, über die Bedingungen, denen die Siedler ausgesetzt waren bis hin zur Remigration nach Deutschland nach Ende des 2. Weltkrieges und während der Flucht vor der Roten Armee. In ihrem Buch „Bessarabien – Deutsche Kolonisten am Schwarzen Meer“ schildert sie „die Herkunft der Bessarabiendeutschen, ihre von lokaler Autonomie und protestantischer Ethik geprägte ländliche Kultur sowie das Zusammenleben mit den anderen Nationalitäten wie Rumänien,​ Ukrainern, Russen, Juden und Bulgaren. Das Buch schließt mit einem Ausblick auf die heutige Situation im ehemaligen Bessarabien,“ heißt es auf dem Infoblatt zu der Ausstellung. Ihr Buch ist in einer amerikanischen (seit 2011), rumänischsprachigen (seit 2014) und russischsprachigen Ausgabe (seit 2016) erhältlich.

Museumsbesucher

Die ersten Besucher gehen durch die Ausstellung „Fromme und tüchtige Leute“ im Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte in Detmold. © Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte Verein für russlanddeutsche Kultur und Volkskunde e. V.

Nun durften die Besucher sich zur Ausstellung begeben. Im Anschluss wurde der Film „Exodus auf der Donau“ gezeigt. Der mehrfach preisgekrönte Film basiert auf dokumentarischem Material, das im Nachlass des ungarischen Kapitäns Nándor Andrásovits gefunden worden ist. Inhalt des Film ist, dass im Juli 1939 sein Donaudampfer „Königin Elisabeth“ mehrere hundert jüdische Flüchtlinge aus Wien und Pressburg/Bratislava die Donau abwärts nach Palästina transportierte: „Sie waren von jüdischen Hilfsorganisationen freigekauft worden. Im Herbst 1940 nahm er in der rumänischen Donauhafenstadt Galatz/Galaţi 600 deutsche Umsiedler an Bord und transportierte sie in umgekehrter Richtung die Donau aufwärts zum Umsiedlungslager Semlin bei Belgrad. Péter Forgács ergänzt die Aufnahmen vom Alltag auf dem Schiff durch Dokumente und Erzählungen von Zeitzeugen.

Die Veranstalter der Ausstellung sind die Freie Universität Berlin, der Bessarabiendeutscher Verein e.V., das Deutsche Kulturforum östliches Europa und das Detmolder Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte. Die Ausstellung wird unterstützt von dem Bessarabiendeutschen Verein e.V., vom Deutschen Kulturforum östliches Europa, von der Stiftung Flucht Vertreibung Versöhnung, der Freien Universität Berlin, der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

Die Ausstellung läuft noch bis zum 19. September 2020. Die Öffnungszeiten sind Di-Fr: 14-17 Uhr, Sa: 11-17 Uhr. Es gilt der Museumseintritt.

logo