Covid-Impfungen haben begonnen

Gütersloh. Die Impfungen gegen das Corona-Virus sind im Klinikum Gütersloh planmäßig am Dienstag gestartet. Rund 1,3 Millionen Dosen des Impfstoffes wurden an die einzelnen Bundesländer geliefert. Im Klinikum wollen sich rund 70 Prozent der Mitarbeitenden impfen lassen – mit steigender Tendenz. „Wir sind sehr dankbar, dass das Land NRW uns zeitnah mit Impfstoff versorgt, zum Schutz unserer Mitarbeitenden und Patienten.

Unser Dank gilt hier auch den Mitarbeitern, die innerhalb kürzester Zeit die Voraussetzungen dafür geschaffen haben“, sagt Geschäftsführerin Maud Beste. „Unser Personal leistet seit vielen Monaten Außergewöhnliches. Uns ist es deshalb wichtig, die Personen zu schützen, die sich für andere einsetzen“, erklärt sie weiter. In den eigens eingerichteten Impfstraßen innerhalb des Klinikums wird bis heute Abend die freiwillige Impfung durchgeführt, die einen wichtigen Schritt in der Bekämpfung der Pandemie darstellt. Das Impf-Team wird von eigenen Ärzten und Krankenpflegern gestellt.

Prof. Dr. Fikret Er, Chefarzt der Kardiologie ist der erste Mitarbeiter, der sich am Klinikum gegen das Corona-Virus impfen lässt. Foto: Klinikum Gütersloh

Prof. Dr. Fikret Er, Chefarzt der Kardiologie ist der erste Mitarbeiter, der sich am Klinikum gegen das Corona-Virus impfen lässt. Foto: Klinikum Gütersloh

Die erste Impfung erhielt Prof. Dr. Fikret Er, Chefarzt der Kardiologie. „Wir sehen täglich mit eigenen Augen, welche dramatischen Verläufe eine Corona-Infektion nehmen kann. Daher möchte ich ein Zeichen setzen, nicht nur für meine Kolleginnen und Kollegen, die Bedenken haben sondern auch für die Bevölkerung in Gütersloh“, erklärt Prof. Dr. Fikret Er, der die internistische Intensivstation leitet, auf der die meisten Covid-19-Fälle behandelt werden.

Auch Jennifer Natt, Krankenpflegerin in der Anästhesiologie und Intensivmedizin war eine der ersten, die am Klinikum Gütersloh geimpft wurde. „Ich möchte meine Familie, meine Freunde und die Patienten so gut wie es geht schützen und zur Eindämmung der Pandemie beitragen“, sagte Natt nachdem sie die erste von zwei Impfungen erhalten hatte.

„Um die Versorgung unserer Patienten mit und ohne Covid-19 aufrechterhalten zu können, haben wir diesen Impfstoff dringend benötigt. Gerade in den letzten Wochen hatten wir auch verstärkt Infektionen unter unseren Mitarbeitenden, die uns an unsere Grenzen gebracht haben“, so Maud Beste weiter. Bürgerinnen und Bürger aus dem Kreis Gütersloh fragen sich in diesem Zusammenhang, wie die Impfung funktioniert und wie sie wirkt. Prof. Dr. Fikret Er, Chefarzt der Kardiologie, liefert in diesem Zusammenhang aufschlussreiche Informationen zur Impfung.

Frage: Wie funktioniert die Impfung?
Prof. Er: Die Impfung besteht aus der genetischen Information (RNS), aus einem Oberflächenantigen des Virus. Nach Aufnahme des Impfstoffes wird der genetische Code von den menschlichen Zellen gelesen und nach diesem Bauplan das Oberflächenprotein des Virus produziert. Diese unschädlichen Partikel gelangen in die Blutbahn. Das Immunsystem erkennt diese Partikel als fremd und bildet Antikörper. In Gedächtniszellen des Immunsystems wird die
Information gespeichert, welcher Antikörper gebildet werden muss, wenn es zu einem erneuten Kontakt mit diesem Partikel kommt.

Kommt es im weiteren Verlauf zu einem Kontakt mit dem Virus, erkennt das Immunsystem die Partikelstruktur und bildet sofort die bereits bekannten Antikörper. So wird das Virus neutralisiert und vom Immunsystem abgebaut. Mindestens 21 Tage nach der ersten Impfung erfolgt eine 2. Impfung mit dem gleichen Impfstoff.

Frage: Droht bei der Impfung eine Veränderung des Erbgutes?
Prof. Er: Nein. Der injizierte genetische RNS-Code wird nur einmal vom Körper abgelesen und direkt abgebaut. Die sich im Zellkern befindenden menschlichen Erbinformationen (dabei handelt es sich um DNS, nicht um RNS) bleiben unangerührt. Im Übrigen „arbeitet“ das RNS-Virus selbst genau mit dieser Technik: Im Körper angekommen injiziert es den eigenen genetischen Code in
die menschlichen Zellen. Die menschliche Zelle produziert daraufhin das Virus. Bei der Impfung wird nicht der gesamte Code des Virus injiziert, sondern nur ein Bruchteil. Deshalb ist auch eine komplette Virusherstellung oder -vermehrung nicht möglich.

Frage: Ist die Impfung verträglich? Welche Nebenwirkungen treten auf?
Prof. Er: Es liegen die Daten aus der Zulassungsstudie vor. In dieser Studie wurden über 37.000 Personen untersucht, die eine Impfung oder ein Placebo erhalten haben. Um nur ein Beispiel zu nennen: Es empfanden rund 21 Prozent der Probanden, die die Impfung erhalten haben, Muskelschmerzen. Elf Prozent dieser Probanden erhielten dabei ein Placebo. Schmerzen lassen sich bei Bedarf durch übliche Maßnahmen und schmerzstillende Medikamente behandeln, und sind ebenso wie das Fieber zumeist nach 1-2 Tagen verschwunden.

Frage: Welche Langzeitschäden können durch die Impfung entstehen?
Prof. Er: Bisher liegen Untersuchungsergebnisse von nur wenigen Monaten vor, definitive Angaben zu Langzeitfolgen können naturgemäß zum jetzigen Zeitpunkt nicht gemacht werden. Methodisch und aus der 20-jährigen Entwicklungshistorie der RNS-Impfstoffe ergeben sich bisher keinerlei Hinweise für mögliche bleibende oder später entstehende Schäden durch die Impfung.

Frage: Ich hatte eine SARS-CoV2-Infektion – ist trotzdem eine Impfung notwendig?
Prof. Er: Aktuell wird keine Impfung für Personen mit durchgemachter Infektion empfohlen.

Frage: Ich hatte möglicherweise eine SARS-CoV2 Infektion (keine Testung) – darf ich mich impfen lassen?
Prof. Er: Ja. Es gibt keine Hinweise, dass eine Impfung nach (unbemerkt) durchgemachter Infektion schädlich ist.

Frage: Wird eine Impfung von Schwangeren empfohlen?
Prof. Er: Nein, derzeit wird nicht empfohlen, Schwangere zu impfen.

Frage: Was passiert, wenn ich zum Zeitpunkt der ersten Impfung akut infiziert bin oder mich kurz nach der ersten Impfgabe infiziere?
Prof. Er: Das ist kein Problem. Es gibt aus den Zulassungsstudien keine Hinweise darauf, dass ein Impfen während einer aktiven SARS-CoV2-Infektion unerwünschte Effekte hatte. Im Falle einer Infektion kurz nach der ersten Impfgabe wird empfohlen, auf die zweite Impfgabe zu verzichten.

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