LWL-Programm fördert innovative Wohnmodelle für Menschen mit Behinderung

Paderborn . Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) will in Paderborn chronisch psychisch kranke und suchtkranke Menschen durch moderne Technik und Förderung bei der Nachbarschaft dabei helfen, in der eigenen Wohnung zu leben. Das Programm „Selbstständiges Wohnen“ (SeWo) mit zehn Millionen Euro in 15 Wohnprojekten Konzepte für Technikunterstützung und Einbindung ins Stadtviertel oder in die Dorfgemeinschaft in ganz Westfalen-Lippe. Eine Jury, bestehend aus Politikern, Wissenschaftlerinnen und Betroffenen, hat eine Auswahl der innovativsten Projekte getroffen. 

 

Mikroappartements vom LWL-Wohnverbund Paderborn. FOTO: LWL-Wohnverbund Paderborn

Mikroappartements vom LWL-Wohnverbund Paderborn.
FOTO: LWL-Wohnverbund Paderborn

Der LWL-Wohnverbund Paderborn plant 14 sogenannte „Mikroappartments“, die den Bedarfen der Zielgruppe in besonderer Weise entsprechen. Hierzu gehört zum Beispiel ein Lichtkonzept, welches vom individuellen Tag-Nacht-Rhythmus bestimmt ist. Das soll die Tagesstruktur fördern und die Stimmung positiv beeinflussen.

LWL-Direktor Matthias Löb: „Der hart umkämpfte Wohnungsmarkt ist ein Engpass für die Inklusion von Menschen mit Behinderungen. Deswegen sollen die ausgewählten Projekte Modellcharakter haben und andere anregen, sich auch im Wohnungsbau für Menschen mit Behinderungen zu engagieren. Wir wollen einen ‚westfälischen Weg‘ für unsere Modellprojekte: Es bedeutet schlaue, aber nicht unbedingt teure Technik. Das geht von der Dusche ohne Schwelle, die jeder kennt, bis zur elektronischen Assistentin, die einen an die nächste Verabredung mit Freunden erinnert – und an den Schirm bei Regenwetter. Das kombinieren wir mit guter Nachbarschaft, die nicht immer von selbst kommt, sondern die wir mit so genannten Quartiersmanagern fördern. Menschen mit Behinderung sind gute Nachbarn – sei es zum Beispiel die Rollstuhlfahrerin, die den Hund des Nachbarn ausführt.“

Alle Wohnungen werden mit intelligenter Technik (Ambient Assisted Living) ausgestattet: Assistenzsysteme helfen den Bewohnern zum Beispiel beim Türöffnen, Telefonieren oder bei der Bedienung der Haustechnik. Dabei richtet sich die technische Unterstützung – auch bei komplexeren Systemen – nach den individuellen Anforderungen. und folgt dem Grundsatz: „So viel Unterstützung wie nötig – so wenig Technik wie möglich.“ Außerdem sollen neue Konzepte den Mieterinnen ermöglichen, aktiver Teil der Nachbarschaft zu werden.

„Gerade Menschen, die besonders viel Unterstützung im Alltag brauchen, sollen mit unserem Programm neue Chancen auf eine eigene Wohnung bekommen,“ so Löb weiter. Wo früher ein Heim oft die einzige Möglichkeit gewesen sei, könnten Menschen mit einer schweren Behinderung heute bei entsprechender Unterstützung auch in Paderborn in den eigenen vier Wänden leben.

Zur technischen Assistenz erläutert Matthias Gundler, Prokurist der WLV Tochtergesellschaft des LWL: „Schon nach der ersten Durchsicht der Projektskizzen wurde deutlich, dass wir für ein selbstständiges Leben unterschiedlichste Bedürfnisse der Menschen mit Behinderung technisch befriedigen müssen. Wir möchten auf die Menschen individuell eingehen und unter ihrer Akzeptanz für neue Techniken den Sprung der Systeme aus der Forschung in die private Wohnung gestalten helfen.“

„Menschen mit und ohne Behinderung Wohnen nicht nur in einer Wohnung sondern auch in einer Nachbarschaft, einem Viertel, einem Dorf oder Stadtteil – kurzum in einem Quartier,“ berichtet Michael Wedershoven, einer der beiden Geschäftsführer der SeWo gGmbH. „Wir werden die Quartiersarbeit bei den ausgewählten Projekten fördern damit von vornherein ein Wohnen in guter Nachbarschaft gelingen kann.“

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