Doch mit dem Ausschank von Bieren verschiedener Arten und anderer „bierfreier“ Getränke hat dieses Museum nur am Rande zu tun. Viel wichtiger ist und war es, dem Brauwesen im heimischen Raum ein museales Denkmal zu setzen, zumal die Brauerei Barre als einzige das Brauereisterben im Kreis Minden-Lübbecke in den vergangenen Jahrzehnten und Jahrhunderten überlebt hat. Selbst in der ehemaligen Brauerei-Hochburg Minden mit zahlreichen Braustätten für „Mindensch Bier“, das weit in den hanseschen Raum hinein exportiert wurde, gibt es keine einzige Brauerei mehr, sondern nur noch einen matten Abglanz dieses Gewerbes in Form der alten Dampfmaschine, die als Ausstellungsstück in den Räumen des Landschafts- verbandes Westfalen-Lippe an der Marienstraße auf dem Grundstück der ehemaligen Aktienbrauerei Feldschlößchen fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit überlebt hat.
Lübbeckes Brauereimuseum hat (neben dem dort auch seit Jahrzehnten einmal im Jahr fließenden Bierbrunnen auf dem Marktplatz) also auch eine Stellvertreterfunktion für viele ehemalige Braustätten im weiten Umland und ist die einzige Einrichtung dieser Art in Ostwestfalen-Lippe. Schon von außen verrät das mächtige aus Kalksandstein und Feldbrandsteinen gefügte burgartige Gebäude mit seinem markanten, zinnengekrönten Turm seine geschichtliche Dimension. Es wurde als eines der ersten gebaut, als der aus Bayern kommende Ernst Barre 1842 in Lübbecke seine Brauerei gründete. Es diente bis 1985 als Gär- und Lagerkeller.
Mehr als zehn Jahre dauerte es, bis das unter Denkmalschutz stehende Objekt für seine Zwecke als Museum hergerichtet und ausgestattet werden konnte. Ohne die tatkräftige Arbeit des „Barre Seniorenclubs“, in dem die ehemaligen, im Ruhestand lebenden Brauereimitarbeiter vereinigt sind, wäre das Vorhaben sicherlich nicht zu realisieren gewesen. So mussten u. a. die dreizehn Gewölbe von je zwölf Meter Länge, 5,50 Meter Breite und sechs Meter Scheitelhöhe vom Kalkputz befreit werden, damit die roten Ziegelwände zum Vorschein kamen, mussten das Gebäude trockengelegt, Fliesen verlegt und Elektroarbeiten ausgeführt werden, ehe die aus der weit mehr als hundertjährigen Geschichte bewahrten alten Brauereieinrichtungen auf rund tausend Quadratmeter Fläche aufgestellt werden konnten, nachdem sie restauriert bzw. wieder gangbar gemacht worden waren. So erwartet den Besucher nunmehr eine historische Brauerei, die zeigt, wie im 19. und frühen 20. Jahrhundert aus Hopfen und Malz sowie aus den beiden eigenen Quellen im Wiehengebirge Gerstensaft hergestellt wurde.
Zu sehen sind u. a. Malzaufbereitung, Maischboden, Schrotmühle, zwei blank polierte Sudkessel, Würzpfanne, ein Rieselkühler noch aus dem Jahre 1842, die früheren Keller für Natureis, das in den umliegenden Teichen im Winter „geerntet“ wurde, ehe eine elektrische Kühlung Einzug hielt, der Gärkeller mit Gärbottichen und Lagertanks und schließlich Filteranlagen, Flaschenreinigung, Abfüllanlage, die damals 2000 Flaschen pro Stunde befüllte, während heute 50000 geschafft werden. Nebenbei wurde eine Böttcherei für Herstellung und Reparatur von Holzbierfässern betrieben, aus der wir typische Werkzeuge sehen.
Und selbstverständlich gibt es auch einen Brauereiausschank unter dem Namen „Alter Lagerkeller“, der in das Museum integriert ist und nicht nur Bier und andere Getränke bietet, sondern auch eine hochwertige Speisekarte für den kleinen und großen Hunger vorwiegend als westfälische Spezialitäten. Und im Brauerei-Shop gleich im großzügig bemessenen Eingangsbereich findet der Souvenirjäger so manches Bier bezogene Schnäppchen vom Bierglas über Knobelbecher und Skatspiele bis hin zu Blechwerbeschildern, Sonnenschirme für den häuslichen Biergarten und ähnliches.
Einen Vormittag oder Nachmittag sollte der Gast schon für einen Besuch einkalkulieren, wobei er alltags und morgens vielleicht noch den Bierwagen – mit zwei stämmigen Brauereipferden bespannt – sehen wird, der aus alter Tradition die der Brauerei nahe gelegene Kundschaft beliefert.
Quelle & Foto: www.mt-online.de