„Künstlerinnen“ im Kunstmuseum im Marstall

In der Reihe „Intermezzo – Werke aus der städtischen Kunstsammlung“
Paderborn.  „Künstlerinnen“ heißt die aktuelle Ausstellung im Kunstmuseum im Marstall von Paderborn- Schloß Neuhaus und sie umfasst Werke von 12 Künstlerinnen, die in der städtischen Kunstsammlung vertreten sind. In der Ausstellungsreihe Intermezzo zeigt das Kunstmuseum seit dem Jahr 2020 in unregelmäßigen Abständen Werke aus der städtischen Kunstsammlung mit wechselnden Schwerpunkten. Die aktuelle Auswahl reicht von den konstruktiven Zeichnungen und Sphärenbildern von Ella Bergmann-Michel, über Grafik von Käthe Kollwitz und Holzschnitten von Ingrid Moll-Horstmann bis zur großformatigen Malerei von Seet van Hout. Als Gastkünstlerinnen aus Paderborn und dem Paderborner Land wurden eingeladen: Mona Schäfer, Christine Steuernagel, Nicci Tudorf und Dagmar Venus.
Ein Blick in die Ausstellung "Künstlerinnen“.Foto:© Stadt Paderborn

Ein Blick in die Ausstellung „Künstlerinnen“.Foto:© Stadt Paderborn

Der Ausstellung ist eine Recherche vorausgegangen. In der städtischen Kunstsammlung, die gut 2400 Kunstwerke umfasst, wurde nach Künstlerinnen gesucht. „Das Ergebnis hat mich tief bestürzt. Nur gut 6 Prozent der Werke unserer Kunstsammlung stammen von Künstlerinnen“, schildert Dr. Andrea Brockmann, Leiterin der städtischen Museen und Galerien, ihre persönliche Betroffenheit. Dieses eklatante Missverhältnis betrifft aber nicht nur die Paderborner Sammlung, sondern ist ein grundlegendes Phänomen im Ausstellungs- und Museumswesen. Das erklärt sich neben der traditionellen, geschlechtsspezifischen Rollenverteilung vor allem durch die unterschiedlichen künstlerischen Ausbildungswege. „Während Künstler seit Jahrhunderten an Kunstakademien eine professionelle und umfassende Ausbildung erhalten konnten, blieben für Frauen die Akademien in Deutschland bis in das 20. Jahrhundert verschlossen“, weiß die Kunsthistorikerin. Erst mit der Weimarer Verfassung 1919 und der darin festgelegten Gleichstellung von Frau und Mann änderte sich die Situation. Die Kunstakademien nahmen auch Frauen auf.

Dr. Andrea Brockmann nutzt die Ausstellung auch, um auf die heutige Situation aufmerksam zu machen. Weniger als fünf Prozent der Kunsthochschulen werden von einer Frau geleitet. Darüber hinaus verdienen weibliche Selbstständige im Bereich Bildende Kunst, im Durchschnitt 27 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Nur ein Viertel der in deutschen Galerien ausgestellten Werke stammen von einer Künstlerin, in deutschen Kunstmuseen liegt ihr Anteil sogar nur bei geschätzten 10 bis 15 Prozent. „Meine Motivation und das Ziel der Ausstellung ist es, Frauen den Stellenwert in der Kunst und in der Kunstgeschichte einzuräumen, der ihnen gebührt, ihr Wirken sichtbar zu machen und gleichberechtigt zu dem ihrer männlichen Kollegen zu verstehen“. Das ist nach Meinung der Galerieleiterin der erste Schritt auf dem Weg zu einer Kunst, die jenseits von Geschlechterzuweisungen beurteilt wird.
Die Ausstellung endet am 2. Mai.

Eintritt: 2,50 €/2 €

Kunstmuseum im Marstall
Im Schlosspark 9
33104 Paderborn
Telefon 05251 8811052

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