Grenzen und Gewalt – Ausstellung im Marta Herford

Bielefeld, den 11.12.2018. Am heutigen Montagabend um 19 Uhr eröffnet im Marta-Forum in Herford die Ausstellung zum Projekt „Grenzen und Gewalt“. Es handelt sich um ein Kooperationsprojekt mit dem Wittekindshof und der JVA Herford. Im Rahmen von vier Workshops haben sich 50 Frauen und Männer mit und ohne Behinderungen sowie Inhaftierte gemeinsam künstlerisch mit Gewalterfahrungen auseinandergesetzt und einzigartige Ausstellungsstücke geschaffen. Die Ausstellung ist bis zum 16.01.2019 geöffnet. Der Eintritt ist frei.

Ausstellung Grenzen und Gewalt

Ausstellung Grenzen und Gewalt im Marta Herford. © Jürgen Riedel

Angeleitet wurden die Workshops von den Künstlern Ingrid Hora und Matthias Megyeri aus Berlin und Stuttgart. Inhaftierte sowie körperlich und geistige Behinderte kommen auf vielfältige Weise mit der Erfahrung von Grenzen und Gewalt in Berührung. Behinderte werden leider viel zu oft persönlich Opfer von Gewalttaten und erfahren Grenzen durch langjährige Psychiatrieaufenthalte oder soziale Ausgrenzung. Für Inhaftierte gehört Gewalt teilweise zum Alltag innerhalb der Grenzen der Gefängnismauern und/oder ist der Grund für ihre Inhaftierung. Auf kreative Weise wurden diese unterschiedlichen Lebenserfahrungen in verschiedene künstlerische Zeichnungen und Objekte umgewandelt. Die Ergebnisse sind definitiv sehenswert und geben einen spannenden Einblick in diese individuellen Erfahrungen.

Von den Kooperationspartnern besonders hervorgehoben wird die schöpferische Zusammenarbeit zwischen den Behinderten und den Inhaftierten. Man könnte vielleicht meinen, dass es bei einem gemeinsamen Projekt zwischen diesen eher unterschiedlichen Gruppen zu Spannungen oder Berührungsängsten kommen würde.  Aber die Organisatoren wurden sehr positiv überrascht. Die Inhaftierten und Behinderten seien sehr unbefangen, vorbehaltlos und kooperativ miteinander umgegangen.

Stolz präsentiert ein Ehepaar aus dem Wittekindshof ihr politisches Kunstwerk. Sie nahmen sich Trump zum Thema und symbolisieren mit der Darstellung seines Kopfes, der in eine Erdkugel einschlägt, dass er eine Gefahr für die gesamte Welt darstellt. Der Kopf ist umzäunt von einem Stacheldrahtzaun, womit ihm einerseits Grenzen aufgezeigt werden sollen und andererseits auf die Mauer zu Mexiko angespielt wird.

Auch den Inhaftierten hat das Projekt Spaß gemacht. Es lohnt sich vor Ort ein von den Gefangenen entworfenes Spiel auszuprobieren. Ziel des Spiels ist es aus dem Gefängnis entlassen zu werden, wobei manche bedeutungsvolle Felder einen weiterbringen und andere einen zurückfallen lassen. Besonders interessant wird das Spiel dadurch, dass die Felder typischen Gefängnistätowierungen nachempfunden sind, die eine für die Insassen besondere Bedeutung haben.  So stehen drei tätowierte Punkte sinnbildlich für die Drei Affen, die nichts sehen, nichts hören und nichts sagen. Oder aber auch die bekannte Träne, welche meistens im Gesicht platziert ist und dafür steht, dass ihr Träger jemanden ermordet hat.

Ebenfalls eindrucksvoll stellt ein Inhaftierter mit Hilfe von zahlreichen Schlüsseln den Lebensweg der Insassen dar. Der Weg lässt sich aus zwei Richtungen ganz unterschiedlich lesen. Auch einprägsam ist eine lange braune Tapete mit unzähligen schwarzen Strichen. Hier hat ein Häftling seine Zeit im Gefängnis noch einmal Revue passieren lassen und für jeden bereits abgesessenen Tag eine Strich gemalt.

Auf der anderen Seite wurde auch bunt mit dem Thema Gewalt und Grenzen umgegangen. Viele Objekte der Behinderten sind sehr farbenfroh. Dazu gehört eine riesige Eiswaffel, die alle Grenzen zu sprengen scheint. Dem Schöpfer nach ist eine Eiswaffel immer zu klein, weshalb er die bunten Eiskugeln außerhalb der Waffel positioniert hat. Eine weitere Besonderheit sind die blauen Karten mit bedeutungsvollen Sinnessätzen. Sie werden heute Abend vom Schöpfer persönlich von ihm präsentiert.

Neben diesen und vielen weiteren Objekten sind zahlreiche Fotos und auch ein interessanter Film zu sehen, der das Projekt dokumentiert. Die Ergebnisse aber auch die Erfahrungen, die die Teilnehmer in diesem Workshop durch ihren schöpferischen Umgang mit dem Thema sammeln konnten, sprechen für ein gelungenes Projekt. Die Ausstellung können Sie kostenfrei im Marta Herford besichtigen.