Die Altenau soll leben

Borchen 5Altenau oberhalb von Kirchborchen renaturiert

Kreis Paderborn (krpb). Die Altenau kann am Ortsrand von Kirchborchen wieder natürlich fließen. Die Mitte April begonnenen Renaturierungsarbeiten sind beendet. Mitte April rückte der Bagger an, um auf einer Länge von 415 m ein neues Flussbett zu graben. Insgesamt rund 2.600 m³ Erde wurden ausgehoben, Flach- und Steilufer, Inseln und Kolke grob vormodelliert. Innerhalb kürzester Zeit eroberte sich die Altenau ihr neues, naturnahes Bett  und schlängelt sich nun wieder in den für einen Fluss so typischen Windungen durch die Auenlandschaft. Schon sehr bald werden heimische Fischarten den Flussabschnitt als Laichplatz entdecken und andere Lebewesen wie Köcherfliegenlarven und Bachflohkrebs hier ihr neues Zuhause finden.

Der renaturierte Abschnitt der Altenau oberhalb von Kirchborchen ist Teil eines Gesamtkonzeptes. „Ziel ist es, die Altenau wieder lebendig zu machen“, erläutert Landrat Manfred Müller, zugleich Verbandsvorsteher des Wasserverbandes Obere Lippe (WOL). Denn begradige man einen Fluss, nehme man ihm die Dynamik und damit den heimischen Tier- und Pflanzenarten ihren Lebensraum. Letztlich korrigiere man die Fehler der Vergangenheit.

50 Jahre liegt das verheerende Hochwasser zurück, das sich als größte Naturkatastrophe „seit Menschengedenken“ ins kollektive Gedächtnis der Bewohner des Paderborner Landes einbrennen sollte. Danach war der Fluss gestaut, an den Ufern befestigt und begradigt worden. Die Altenau glich von Husen bis zur Mündung in die Alme vielfach eher einem Kanal als einem Fluss. Mit fatalen Folgen: Der Fluss trocknete immer wieder aus. In 2001 verfassten die Bürger des Altenautals unter Federführung des Heimatvereins Atteln ein Memorandum „Die Altenau soll leben“. Fast zeitgleich trat die Europäische Wasserrahmenrichtlinie (EG-WRRL) in Kraft. Diese fordert den guten Zustand und die ökologische Durchgängigkeit für alle Gewässer. Das alles zusammen bildete die Grundlage für die Planungen des WOL, der sich um insgesamt rund 500 Gewässerkilometer in den Kreisen Paderborn und Soest kümmert.

Schritt für Schritt wird das Konzept nun umgesetzt: Die Umlegung und Neugestaltung des Altenauabschnitts am Ortsrand von Kirchborchen ist ein gemeinsames Projekt des Wasserverbandes Obere Lippe und der Gemeinde Borchen. Nach dem Durchstich der Landzunge zwischen altem und neuem Lauf am südlichen Ende der Wiese Ende April strömte das Wasser erstmals durch das neue Bett. Die ehemalige Mähwiese verwandelte sich zurück in eine naturnahe Flusslandschaft.

Die Gesamtkosten betragen rund 45.000 Euro. Zu 80 Prozent fördert das Land die Maßnahme, die restlichen 20 Prozent werden aus Verbandsmitteln des WOL und durch die Gemeinde Borchen finanziert.

Foto: Die Altenau soll leben: (von links nach rechts) Johannes Schäfers (WOL), Landrat Manfred Müller, Martin Lehmann, Betriebsleiter und stellv. techn. Geschäftsführer des WOL, und Borchens Bürgermeister Reiner Allerdissen freuen sich sichtlich über die gelungenen Renaturierung der Altenau oberhalb von Kirchborchen; ©Stadt Paderborn