Bürener Expertenworkshop

Experten sehen viele Schätze, die es zu heben gilt

Büren. Dass in der Bürener Innenstadt einiges an Potenzial steckt, war den sechs Experten während des Workshops zur Innenstadtentwicklung schnell klar. Nach einer kurzen Begrüßung unter der Moderation des büro frauns aus Münster ging es am Donnertag, 22.02.2018, zunächst auf einen Stadtrundgang, um sich ein individuelles Bild vor Ort machen zu können. Den Donnerstagnachmittag und den Freitag nutzten die Profis aus den Bereichen Stadtplanung, Städtebau und Kommunalentwicklung sowie aus der Freiraum- und Landschaftsplanung dann zum interdisziplinären Strategie- und Ideenaustausch.

Die Experten Hellmut Neidhardt, Joachim Sterl, Prof. Christl Drey, Dr. Holger Pump-Uhlmann, Ulrich Paßlick und Prof. Jan Kampshoff im Bürgersaal der Stadt Büren in der kreativen Phase.

Die Experten Hellmut Neidhardt, Joachim Sterl, Prof. Christl Drey, Dr. Holger Pump-Uhlmann, Ulrich Paßlick und Prof. Jan Kampshoff im Bürgersaal der Stadt Büren in der kreativen Phase.

Dabei kamen sie sehr schnell zur Sache und damit auch zum Kern der aktuellen Situation vor Ort. Der derzeitige und auch weiterhin zu erwartende rasante digitale und gesellschaftliche Wandel und die damit verbundenen Veränderungen der Stadt- und Ortsgesichter und traditionellen Gewohnheiten im Wohn-, Nutzungs- und Konsumverhalten der Bewohner wirken sich auf die Zentren von vielen Städten und Kommunen spürbar aus: „Dies gilt auch für Büren und bedeutet, dass bisherige Planungen und Konzepte ganz neu überdacht werden müssen“, so die einhellige Meinung der Experten. So verzeichnen die neuesten Untersuchungen der deutschen Handelsforschung einen zunehmenden Rückgang der Attraktivität von Klein- und Mittelzentren als Einkaufsorte. Ihre Qualitäten konzentrieren sich zunehmend auf Wohn- und Aufenthaltsaspekte, wobei Nahversorgungsmöglichkeiten von alltäglichen Verbrauchsprodukten und Dienstleistungen auf jeden Fall in einer Innenstadt gefragt sind, andere Branchennachfragen jedoch zunehmend schwinden. Dabei verändere jedoch die fortschreitende Digitalisierung das Einkaufsverhalten der Kunden deutlich, so das erste Fazit. „Zukunftsfähige Entwicklungen müssen atmosphärische Qualität haben und die vorhandene Einzelhandelsstruktur zukunftsfähig stärken. Büren sollte den Einzelhandel innerhalb bestehender Strukturen südlich und südwestlich des Marktes ergänzen und nicht einen zweiten Pol am Nordrand der Innenstadt schaffen“, betont der Einzelhandelsexperte von Dr. Holger Pump-Uhlmann.

Einzelhandel muss eine wichtige Leitfunktion der Kernstadt bleiben

Die aktuellen Rahmenbedingungen fordern ganz neue Konzepte und Strategien in Bezug auf eine nachhaltige Zentrenentwicklung. Der Leitsatz „Alles für alle überall“, der noch bis vor kurzem für den Einzelhandel und die Versorgung mit Infrastruktureinrichtungen in Bürens Zentrum galt und auf eine optimale Branchen- und Sortimentsvielfalt abgezielte, sei angesichts des demografischen und funktionalen Wandels so nicht mehr sinnvoll. Vielmehr sollte eine strategische Stadtplanung in Büren an den lokal vorhandenen Standortstärken ansetzen und nicht das „Zurückdrehen“ wenig bis nicht beeinflussbarer gesellschaftlicher und struktureller Wandlungsprozesse proklamieren.

Talente und Begabungen der Kernstadt für Veränderungsprozesse nutzen

„Büren spielt mit dem Jesuitenkolleg und der Jesuitenkirche in der europäischen Champions League der barocken Baukunst“, weiß Stadtplaner Ulrich Paßlick. Der Charme dieses Ensembles und der historischen Gebäude in der Stadt biete somit auch viel Potential für eine weitere touristische Entwicklung. Zum Ende des Workshops waren sich die Experten einig, dass sich eine nachhaltige Stadtplanung sich  nicht nur auf einen bestimmten Bereich im Zentrum beziehen kann, wo punktuell etwas Neues entsteht. Vielmehr  müsse die komplette Kernstadt in vielen Schritten fit gemacht werden für die Zukunft. Dabei muss die Kleinteiligkeit der Kernstadt als Maßstab und Qualität erkannt und ein intelligenter Umgang mit der einzigartigen Topografie der Stadt forciert werden.

„Die Empfehlungen der Experten konkretisieren die Meinungen und Ideen der Bürener Bürgerschaft, daher sind diese für den weiteren Prozess „Büren neu bzw. weiter denken“ von entscheidender Bedeutung“,  erklärt Bürgermeister Burkhard Schwuchow. Er betont zudem, die Stadtverwaltung habe sich am Expertenworkshop absichtlich nicht beteiligt, damit die Fachleute völlig frei und ohne Einflussnahme agieren können.

Foto: © Stadt Büren