Kultur, Musik und Literatur berühren die Seele
Höxter. Via Nova Kunstfest Corvey 2025 begeistert am ersten Wochenende mit tief bewegenden Momenten und einem klaren Fokus auf Freundschaft und Menschlichkeit. Was in heutiger Zeit wichtiger denn je ist, stand im Mittelpunkt aller Veranstaltungen – von Lesungen über Konzerte bis hin zu bewegenden Matineen.
Nach der abschließenden Sonntagsmatinee standen vielen Besuchern die Tränen in den Augen. Der ehemalige Bariton und heutige Rezitator Thomas Quasthoff und das fulminant spielende Amatis Piano Trio präsentierten Tagebücher und Feldpostbriefe aus dem Ersten Weltkrieg, kombiniert mit Musik von Kreisler, Schubert, Schostakowitsch bis Webern. Das Programm „Menschlichkeit im Krieg“ machte eindrücklich deutlich, wie selbst in Zeiten größter Not Empathie und Mitgefühl Raum finden.
Besonders berührend war die Geschichte des englischen Hauptmanns Reginald John Armes, der 1914 vom spontanen Weihnachtsfrieden berichtete: Englische und deutsche Soldaten verließen ihre Schützengräben, sangen gemeinsam Weihnachtslieder und tauschten Familienfotos aus – bevor der Krieg am nächsten Tag weiterging.
Das Festival startete mit einer inspirierenden Eröffnungsrede von Ina Brandes, Ministerin für Kultur und Wissenschaft NRW, die die Finanzierung für 2026 zusicherte:
„Freundschaft lebt von Respekt, Empathie und Fairness.“
Die Autorin Cécile Wajsbrot schilderte in einer ergreifenden Lesung ihre Kindheit als Tochter polnisch-jüdischer Eltern in Frankreich. Dazu spielte der junge Cellist Felix Brunnenkant ein nachdenkliches Bach-Solo.
Am Abend rezitierte Schauspieler Ulrich Noethen aus Ciceros Werk „Vom rechten Handeln“ und erinnerte daran, dass Tugenden wie Klugheit, Gerechtigkeit und Tapferkeit nur durch bewusstes Handeln erreichbar sind.
Ein weiterer Höhepunkt: das Orchester O’Modernt unter der Leitung von Hugo Ticciati. Mit Haydn- und Beethoven-Interpretationen rissen sie das Publikum zu Standing Ovations hin.
Auch der Samstag bot eindrucksvolle Momente: Der Bundesjugendchor erfüllte die Corveyer Abteikirche mit klaren Stimmen, bevor Volker Braun und Gerd Schwerhoff über Bauernkriege und gesellschaftliche Aufstände sprachen.
Die Schauspielerin Martina Gedeck las am Abend Passagen aus „Thyl Ulenspiegel“ und erinnerte daran, wie wichtig es ist, in dunklen Zeiten für Glaubensfreiheit und Menschlichkeit einzustehen. Die Capella de la Torre untermalte den Abend mit Musik aus der Zeit der Bauernkriege.
Das Festival geht weiter:
Am 5. September beginnt das zweite Wochenende. Wegen der Weltpremiere des Films „Hedda“ in Toronto übernimmt Birgit Minichmayr die Lesung aus Vladimir Nabokovs „Die Gabe“ am 6. September. Cellistin Anja Lechner spielt Werke von Bach, Hume und Abel.