Rheda-Wiedenbrück. Seit dieser Woche dürfen Betriebsärzte in die Impf-Kampagne einsteigen. Doch es fehlt an Impfstoff, um alle großen Unternehmen zeitgleich mit genügend Dosen versorgen zu können. Tönnies in Rheda-Wiedenbrück hat daher bereits vor einigen Wochen damit begonnen, die Belegschaft durch niedergelassene Ärzte zu impfen. Diese kommen nach ihren regulären Sprechzeiten in die Betriebsarztpraxis der Unternehmensgruppe in Rheda. Insgesamt hat so nun schon jeder dritte Mitarbeiter beim Lebensmittelunternehmen mindestens eine Impfdosis erhalten. Aufgrund der großen Impfstoff-Nachfrage in Deutschland durch die Aufhebung der Priorisierung haben die Betriebsärzte von Tönnies in dieser Woche vergleichsweise nur wenige Dosen erhalten.
„Uns war klar, dass wir nicht mit Impfstoff überhäuft werden, wenn die Betriebsärzte an der Reihe sind. Daher haben wir früh schon unsere Fühler nach Alternativen ausgestreckt“, sagt Gereon Schulze Althoff, Leiter des Pandemie-Krisenstabes bei Tönnies. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Tönnies gehören als Angestellte der Lebensmittelindustrie und kritischen Infrastruktur zur Priorisierungs-Gruppe 3. Für diese Gruppe hatte das MAGS bereits am 12. Mai die Zulassung erteilt, sich von niedergelassenen Ärzten impfen zu lassen.
„Wir sind sehr froh, dass sich gleich mehrere Hausärzte bereiterklärt haben, nach dem Ende ihrer normalen Sprechstunde in den Praxen ihre Freizeit zu opfern, um unseren Kolleginnen und Kollegen zu impfen“, erläutert Schulze Althoff. Mittlerweile kommt Tönnies am Hauptsitz auf eine Impfquote von gut 30 Prozent.
Das Unternehmen nutzt seit Mitte Mai die Räume der neuen Betriebsarzt-Praxis im Verwaltungsgebäude für mehre Impf-Tage in der Woche. „Der Zuspruch ist hoch. Alle freuen sich, dass mit der Impfung hoffentlich schon bald ein bisschen Normalität zurückkehrt“, sagt der Krisenstabsleiter.
Verwundert war das Unternehmen, dass die Landesregierung die Schlachtunternehmen Anfang Mai aus der Priorisierung der Gruppe 3 zur Impfung im Impfzentrum herausgehalten hat. „Unsere klimatischen Bedingungen in der Produktion sind nachweislich ein Gefährdungspotenzial für eine Weiterverbreitung des Virus. Warum man uns dann einfach so herausgenommen hat, ist uns unerklärlich. Wir könnten schon viel weiter sein“, unterstreicht Schulze Althoff.
Umso richtiger sei die Entscheidung gewesen, sich selbst um die Impfung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu kümmern. Denn: „Eine flächendeckende Impfung der gesamten Bevölkerung ist der Schlüssel im Kampf gegen das Corona-Virus.“
Um eine möglichst hohe Impfbereitschaft im Betrieb zu erreichen, informiert Tönnies seine Mitarbeiter seit Wochen über die Vorzüge einer Impfung. Und dies zeigt Wirkung. „Inklusive der Impfungen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Impfzentren oder bei Hausärzten erhalten haben, kommen wir schon jetzt auf fast 2000 Erstimpfungen“, sagt Gereon Schulze Althoff. Jetzt hofft das Unternehmen auf mehr Impfstoff vor allem über die Betriebsärzte, um die anderen 70 Prozent der Belegschaft impfen zu können.
Auch an den anderen Standorten läuft die Impfkampagne bereits. So gibt es einige Tönnies-Außenstellen, die schon komplett geimpft wurden. Dies liegt zum Teil an den Bestimmungen des jeweiligen Landkreises oder Bundeslands. In Rheda sei man zwar noch nicht ganz so weit, aber auf einem sehr guten Weg.